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Die Gitarre und das Mehr könnte das Leitmotiv der Ausstellung „Go Johnny Go!“ sein. Denn die Bedeutung der E-Gitarre reichte immer schon weit über die eines reinen Musikproduktionsinstruments hinaus. Seit Elvis Presley sie bei seinen Fernsehauftritten erstmals spektakulär in Szene setzte, hat sie sich zu einem Superzeichen globaler Jugendkulturen und zu einem Symbol rebellischen Aufbegehrens entwickelt. „In den sechziger Jahren wurde der Elektrogitarrist zu einer kulturellen Heldenfigur“, schreibt der Kulturtheoretiker Steve Waksman. Und daran hat sich, trotz Techno und Electronica, bis zum heutigen Tag nichts geändert – wie die regelmäßigen Comebacks der Gitarre in der populären Musik zeigen. Das elektrisch verstärkte Instrument, ursprünglich erfunden, um in einem Bandkontext besser hörbar zu sein, fand zuerst in Blues, Jazz und Country Verwendung. Erst mit dem Rock`n Roll wurde die E-Gitarre zu einem Massenphänomen und kulturellen Bedeutungsträger. Ihre schiere Lautstärke und klangliche Vielseitigkeit hat die Art und Weise, wie Musik produziert und wahrgenommen wird, für immer verändert. Mit ihrem Sound formte sie nicht nur die musikalische Erfahrung, sondern auch Protestmilieus und gesellschaftliche Alternativszenen und trug entscheidend dazu bei, dass die Popmusik zum Universalklang der jüngeren Musikgeschichte werden konnte. Die Ausstellung „Go Johnny Go! Die E-Gitarre – Kunst und Mythos“ zeigt, wie eng die Geschichte der Gitarre seit den sechziger Jahren mit der Bildenden Kunst verwoben ist: von der Pop Art über die „Neuen Wilden“ der achtziger Jahre, die sich mit der Punk-Stilistik auseinander setzten, bis zu einer jungen Künstlergeneration und ihrer selbstverständlichen Verwendung des Zeichenrepertoires der gitarrengeprägten Popkultur. Außerdem werden rund 80 klassische Gitarrenmodelle präsentiert, die die Designgeschichte des Instrumentes in ihrer ganzen Vielfalt darstellen – von der emblematischen Fender Stratocaster bis zum exzentrischen Einzelstück – etwa einem Exemplar, das der Popstar Prince nach eigenen Entwürfen nur für sich selbst herstellen ließ. Eine Vielzahl von kulturellen Materialien (Fotos, Poster, Zeitungsausschnitte, Plattencovers, Werbesujets) belegt schließlich die dichte Metaphorik, die sich in sieben Jahrzehnten um die E-Gitarre gerankt hat: Ihre Funktion als Logo im öffentlichen Raum (Billboards, Restaurantschilder, Kleidungsentwürfe), als Instrument der Revolte (Bob Dylan, White Panthers, Punkrock, Riot Girls), als Stil-Utensil (Blue Note-Plattencovers, Gibson-Werbesujets, die viereckige Gitarre von Bo Diddley). Des weiteren die Verwendung des Instrumentes zur „Sexualisierung“ des männlichen Popkünstlers (Jimi Hendrix, Jimmy Page, etc.) und die dazugehörige Gegengeschichte der Frau mit der Gitarre, von Memphis Minnie bis Kathleen Hannah. „Go Johnny Go!“ versucht durch die Linse der Bildenden Kunst einen Panoramablick auf ein Instrument, das in den letzten 50 Jahren nicht nur die Musik, sondern auch die Selbstgewissheiten saturierter gesellschaftlicher Milieus erschüttert hat. Am bündigsten hat Frank Zappa die Bedeutung der E-Gitarre auf den Punkt gebracht: “Playing guitar is like fucking - you never forget it.” Pressetext

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Go Johnny Go! Die E-Gitarre - Kunst und Mythos

Teilnehmende Künstler: John Armleder, Jennifer Bolande, Uros Djuric, Rainer Fetting, Barnaby Furnas, Rodney Graham, Lori Hersberger, Cameron Jamie, Seydou Keita, Martin Kippenberger, Paul Albert Leitner, Franziska Maderthaner, Christian Marclay, Helmut Middendorf, Maike Abetz / Oliver Drescher, Mathias Poledna, Lee Ranaldo, Gerwald Rockenschaub, George Segal, Sonic Youth, Steven Shearer, Malik Sidibé, Thaddeus Strode, Jeff Wall, Hans Weigand, Franz West, Ernest B. Withers, Heimo Zobernig
Kuratoren: Wolfgang Kos, Thomas Mießgang
Ort: Halle 1