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Das Institut Mathildenhöhe Darmstadt realisiert ab Herbst 2010 in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Filmmuseum Frankfurt eine umfassende Ausstellung über die markanten Wechselwirkungen und Parallelentwicklungen der – bislang vorzugsweise separat behandelten – künstlerischen Gattungen des Expressionismus. Die große Übersichtsschau im historischen Ausstellungsgebäude der Mathildenhöhe vereint erstmalig Filmausschnitte, Architekturskizzen, Raummodelle, Fotos, Plakate und Text-Ton-Collagen mit Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen zu einem einzigartigen Panorama der expressionistischen Epoche. Das interdisziplinäre Projekt umfasst den gesamten Zeitraum expressionistischer Tätigkeit, es hat jedoch seinen heißen Kern in den Jahren 1918 bis 1921, in denen die bedeutendsten Filme des Expressionismus entstehen: „Das Cabinet des Dr. Caligari“, „Genuine“ und „Von Morgens bis Mitternacht“. Alle diese Werke sind stark beeinflusst von expressionistischer Literatur, Kunst und Theater und entfalten ihrerseits eine außerordentliche Wirkung auf andere Kunstgattungen. So schreibt der Essayist und Filmkritiker Rudolf Kurtz bereits 1926:

„Der Begriff des Expressionismus ist an Werken der bildenden Kunst entstanden. Trotzdem wäre es eine Verengung der Sache, die entscheidenden Merkmale dieses Verhaltens nur in Werken der Maler wieder finden zu wollen. Wenn es sich um mehr als um das spielerische Experiment einer Clique handeln soll, wird man die Physiognomie dieser Bewegung in einem deutlich ausgeprägten Typus Mensch unserer Zeit erkennen müssen.“ (Rudolf Kurtz, Expressionismus und Film, 1926)

Schlüsselfiguren der gegenseitigen Durchdringung der Künste in den zeitgeschichtlich bedeutsamen Jahren vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg sind u.a. der Dichter, Dramatiker und Maler Oskar Kokoschka, der „Caligari“-Regisseur Robert Wiene, der Maler und Bühnenbildner César Klein, die „Kokain“-Tänzerin und Filmschauspielerin Anita Berber oder der Literat und Maler Ludwig Meidner. Meidners multiperspektivisch zersplitterte Stadtszenen sowie „Apokalyptische Landschaften“ etwa prägen den expressionistischen Film nachhaltig – zugleich arbeitet er später selbst an Bühnenbildern für den Stummfilm.

Ergänzt wird die Ausstellung „Gesamtkunstwerk Expressionismus“, die im Rahmen des Kulturfonds Frankfurt-Rhein-Main-Projektes „Phänomen Expressionismus“ stattfindet, durch ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Filmreihen, Lesungen und Theaterinszenierungen, an dem sich das Staatstheater Darmstadt, die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung und weitere Kulturinstitute der Wissenschaftsstadt Darmstadt und der Rhein-Main-Region beteiligen.