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Erstmals konnten die wichtigsten Werke des thüringischen Künstlers Gerhard Altenbourg (1926-1989) aus Museen und Sammlungen in Ost- und Westdeutschland sowie von internationalen Leihgebern zusammengetragen werden. Die Ausstellung bietet mit rund 120 Zeichnungen, Mischtechniken und Malerbüchern einen Überblick über das gesamte Schaffen Altenbourgs.

Gerhard Altenbourg, der Einzelgänger, der in der DDR über Jahrzehnte isoliert und angefeindet wurde, gilt heute als einer der wichtigsten deutschen Künstler nach 1945. Eine eigentümlich versponnene, ganz und gar sinnlich-subjektivistische Welt manifestiert sich in seinen Arbeiten, die einlädt, das Terrain verschlüsselter Bedeutungen mit dem Auge zu erwandern.

Einen Schwerpunkt bildet die Gruppe der frühen Arbeiten, die neue Blicke auf die Wurzeln, Quellen und die eigenständigen Anfänge Altenbourgs am Ende der 1940er Jahre erlaubt. Die monumentalen, bis zu drei Meter hohen Zeichnungen der Jahre 1949–61 sind erstmals nahezu geschlossen zu sehen. Diese frühen Werke reichen von der Verarbeitung der traumatischen Kriegserlebnisse bis zur Entwicklung einer eigenständigen Bildsprache mit unterschiedlichen, psychographischen Bezugsebenen.

In den 1960er Jahren wachsen die Blätter zu dicht gefüllten Flächen mit beinahe mikroskopisch feinen Binnenstrukturen zusammen. Die Werke gewinnen an erzählerischer Dichte, in der sich zunehmend Groteskes und Abgründiges mit Humorvollem und Poetischem verschwistern können. Köpfe, Figuren und szenische Darstellungen ironisieren immer mehr das offizielle Menschenbild der DDR-Kulturpolitik, der sich Altenbourg entzog.

In den 1970er Jahren werden die Zeichnungen in ihrem Materialieneinsatz zunehmend sparsamer und die Liniensprache lakonischer, bis in den 1980er Jahren lockere Strukturen und dynamische Schwünge dominieren. Immer aber fabuliert Altenbourg in seinen vielschichtigen Blättern und zieht den Betrachter in den Bann der Farb- und Formstrukturen. Reale Beobachtungen – der Landschaft und der Menschen – gehen mit Formbestimmungen des Unbewussten in Altenbourgs Bildern eine Symbiose ein. Seine immense Kenntnis der Kunst des 20. Jahrhunderts und seine Literaturbesessenheit boten ihm Anregung und Fundament für Bilderzählungen, die sich in einem »Urwald der Strukturen« verstecken.

Die Ausstellung war zuvor in Düsseldorf (Kunstsammlung NRW) und in Dresden (Kupferstich-Kabinett) zu sehen. Pressetext

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Gerhard Altenbourg. Im Fluß der Zeit - Retrospektive
ca. 120 Zeichnungen, Aquarelle, Druckgraphiken und Malerbücher
Eine Ausstellung der Staatlichen Graphischen Sammlung in der Pinakothek der Moderne