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Eröffnung: Freitag, 05. Oktober um 19 Uhr

Die aktuelle Herbst/Winter-Ausstellung gibt einen umfassenden Einblick in das künstlerische Schaffen des Passauer Künstlers Georg Philipp Wörlen, dessen Werke zu einem großen Teil vom Museum Moderner Kunst Passau – Stiftung Wörlen beherbergt werden, das vom Sohn des Künstlers, dem Architekten Hanns Egon Wörlen gegründet und 1990 eröffnet wurde. Gezeigt werden Werke aus allen Schaffensperioden in chronologischer Folge, darunter eine Reihe von bislang völlig unbekannten Arbeiten. Die Rundreise durch das bewegte Leben des Künstlers beginnt mit Ansichten der ersten Heimatstadt des Künstlers, Dillingen, und vielen meisterlichen Akademiearbeiten, die der Student an der Nürnberger Kunstschule schuf. Die Erfahrungen des Krieges prägten die künstlerische Arbeit G. Ph. Wörlens in den Jahren von 1915 bis 1919. Es haben sich zahlreiche postkartengroße Zeichnungen erhalten, die der Soldat Wörlen an der Westfront, z.B. im Schützengraben, anfertigte und die eine bewegende Geschichte des Soldatenlebens erzählen. In dem englischen Gefangenenlager Ripon, in dem G. Ph. Wörlen über ein Jahr lang interniert war (Ende 1918 bis Anfang 1920), erfolgte dann ein enormer künstlerischer Umbruch: Die realistische Darstellungsweise wich einer Aufsplitterung der Formen und einer Expressivität des Ausdrucks, die schließlich zu so mitreißenden Werken wie der gesellschaftskritischen „Narretei“ (1923) führten.

Der expressionistischen Phase, in der G. Ph. Wörlen sich als Exponent zeitgenössischer Kunstströmungen integrierte, folgte eine weitere Wandlung im Kunstschaffen, hin zur europäischen Bewegung der „Neuen Sachlichkeit“, und damit einhergehend eine starke Beschäftigung mit religiösen Themen. Als Beispiel hierfür präsentiert die Ausstellung u.a. die eindrucksvollen Kreuzwegstationen (1931/1932), deren eine nur mit den Darstellungen von Köpfen arbeitet.

Ein besonderer Schwerpunkt der Werkschau schließlich ist das bislang weitgehend unbekannte Spätwerk G. Ph. Wörlens, in welchem der Künstler zunächst die gegenständliche Malerei mit neuer Ausdruckskraft wieder aufgriff (in den 40er Jahren), dann plötzlich Bilder malte, die an die geometrisch aufgesplitterten Werke der Kriegsgefangenenzeit zurückdenken lassen (1949/1950), und sich schließlich in den Jahren vor seinem Tod noch der abstrakten Kunst zuwandte: All diesen Werken aber ist eine leuchtende, ausgewogene Farbigkeit gemeinsam und ein sozusagen klarer, liebender Blick auf die Dinge. Und durch alle Schaffensperioden und Kunstströmungen hindurch hat Gültigkeit, was der Künstler G. Ph. Wörlen 1926 über sich und seine Kunst sagte: „Der Drang zur Raumgestaltung ist mir alles. Das Leben im Raum, das Erleben der Räumlichkeit macht mich lebendig, macht mich Schaffen. Die Wirklichkeit ist mir Wahrheit, ist mir alles, mehr will ich nicht wissen, ich will überhaupt nichts wissen, ich möchte nur in der Wirklichkeit im wirklichen Raum lebendig sein. Annehmen und glauben ist phantasieren.“

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Georg Philipp Wörlen
Stationen eines Künstlerlebens