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Ein "Opus magnum innerhalb der Künstlerbücher des 20. Jahrhunderts" nannte Siegfried Gohr "Malelade" von Georg Baselitz. Der Künstler bezeichnete mit diesem Titel eine Folge von 41 großformatigen, farbigen und schwarz-weißen Radierungen und Strichätzungen, die im Jahr 1990 von dem Hamburger Drucker Till Verclas gedruckt und von der Galerie Michael Werner verlegt wurde. Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe konnte die "suite libre" und ein gebundenes Exemplar von "Malelade" im Dezember 1998 erwerben. In diesem Werk gibt der 1938 in Deutschbaselitz geborene Maler und Bildhauer unter anderem versteckt Auskunft über seine Sicht auf Natur, Kunst, Biografie, Romantik und die Frage nach der Funktion von Erinnerung. "Malelade" ist das erste von bislang sechs Künstlerbüchern von Georg Baselitz. Es entstand im wesentlichen im Jahr 1989 und gilt als eines seiner Hauptwerke. Im Medium der Druckgrafik, das seine malerische Arbeit stets klärend und bekräftigend begleitet, schließt es eine rund zweijährige Arbeitsphase im Oeuvre des Künstlers ab. In jener Zeit entstanden rund 200 großformatige, virtuose Pastelle und Ölbilder unter dem Titel "Das Motiv", in denen Baselitz mit fulminanter Energie und Ausdauer grundsätzliche Probleme der Flächenkunst befragte. Die Bilder und Pastelle dieser Zeit - und in der Folge wesentlich auch die Blätter von "Malelade" - kreisen in unermüdlich vorgetragenen, immer wieder neuen Attacken um die Problematik des Verwebens von Figur, Grund und Ornament, um Fragen der Raumkonstituierung, der Farb-Interaktion, des Über-, Neben-, Gegen-, In- und Miteinander nicht nur von Linien und Flächen, sondern auch der ihnen zugrunde liegenden widerstreitenden rationalen und irrationalen Impulse und Vorstellungen. "Malelade" bildet das formal faszinierende und inhaltlich vielschichtige Zentrum der Ausstellung in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, das rund 40 Arbeiten aus der Reihe "Das Motiv" und die Künstlerbücher von Georg Baselitz ergänzen. Erstmals begegnen in "Malelade" Grafiken des Künstlers von ihm selbst geschriebenen Texten - kindlich stolpernden, an dadaistische Vorbilder erinnernden, anrührenden, aber auch grotesk komischen lyrischen und liedhaften Zeilen. Mit Sprache operiert Baselitz von Beginn seines künstlerischen Weges an bildhaft, seine Bilder jedoch meiden das Erzählerische spätestens seit 1969 mit der Umkehr des Motivs und der partiellen Abkehr von ihm. Treten beide Elemente - wie in den Künstlerbüchern - zueinander, entsteht ein komplexer Dialog, eine vieldeutige Spannung zwischen rudimentärer Ausdrücklichkeit und bildnerischer Verfremdung, kommunizierbarem Sachinhalt und eigenständigem Forminhalt. "Malelade" lässt einen Streifzug imaginieren, auf dem ein suchendes Subjekt die Welt betrachtet, entdeckt, erinnert und zu sich findet. Pressetext

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Georg Baselitz: Malelade