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„Ich wollte das Bild aus der fatalen Abhängigkeit zur Wirklichkeit wegbringen.“ Mit dieser Aussage begründet Georg Baselitz seinen Kniff, die Qualität der Malerei, das Medium an sich, jenseits von Form und Thema wirken zu lassen und etabliert, die Motive seiner Bilder auf dem Kopf zu malen, zu seiner bestimmenden Kunstform. Zu den Gründen hierfür wurde viel gefragt und gesagt. Eine Konsequenz scheint wesentlich: Das Motiv ist zwar klar erkennbar, jedoch nicht so rasch. Es bestimmt zwar nach wie vor das Bild, tritt jedoch zurück zugunsten der Wirkung der reinen Malerei nach dem Motto: „Bitte, bitte, verstehen Sie mich nicht allzu schnell.“ Der Erstling, Der Wald auf dem Kopf, ein gemaltes Waldmotiv aus dem Jahr 1969, erscheint dann auch eher als ein filigran-abstraktes Gespinst und nicht wie ein Baum mit dürren Ästen.

Georg Baselitz wird 1938 als Hans-Georg Kern in Deutschbaselitz in der Oberlausitz/ Sachsen geboren und studiert in den fünfziger Jahren in Ost-Berlin an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee Malerei. Prädestiniert ist er schon hier, einen Beitrag zur figurativen Malerei beziehungsweise zu deren Wiederbelebung zu leisten, lehnte man doch in der DDR jede nichtfigurative Malerei als reinen Formalismus mit „Nachdruck“ ab. Wegen „gesellschaftspolitischer Unreife“ wird er allerdings 1957 von der Hochschule verwiesen. Er wechselt an die entsprechende Hochschule in West-Berlin, gerät dort mitten in die intensivste Phase der weltweiten Abstraktion und wird Schüler von einem ihrer Exponenten, Hann Trier, schliesst gar als Meisterschüler ab. Er wechselt den Namen in Georg Baselitz in Anlehnung an seinen Geburtsort und wird der rebellische Provokateur, der das Establishment mit Die grosse Nacht im Eimer 1965 schockiert.

Seine grob gemalten, gestenreichen Werke wie die Heldenbilder prägen die deutsche Malerei seit über vierzig Jahren. Ende der sechziger Jahre beginnt er, die Komposition seiner Bilder kopfüber anzulegen. In den siebziger Jahren wird er mit dieser Kunstform weltberühmt. Er wird zum Malerfürsten, bildet mit Sigmar Polke und Gerhard Richter das deutsche Dreigestirn, lange vor dem jüngst zu verzeichnenden Boom der jungen deutschen Malerei und ihren Stars, denen Künstler jener Generation die Türen geöffnet haben.

Seit 2005 entsteht nach einem „Remix“-Konzept eine Art Neuauflage seines Werks. Bereits vor Jahrzehnten entstandene Gemälde werden mit einer scheinbaren Lässigkeit in andersartigen Versionen und Neuschöpfungen uminterpretiert. Der Grauschleier wird ihnen genommen, die Formen erscheinen klar, die Farben frisch. Diese autoretrospektive Recherche unterstreicht einmal mehr die Geradlinigkeit und Stringenz im Schaffen des Künstlers. Im Januar dieses Jahres feierte Georg Baselitz seinen siebzigsten Geburtstag.

Nicht ohne Grund sind die Bilder von Georg Baselitz nun in unserer Galerie zu sehen. Seine kraftvolle Malerei steht ganz im Erbe der expressionistischen Brücke-Maler. Als Brücke- und Kirchner- Spezialisten beziehen wir in unsere Arbeit auch die gesamte nachfolgende expressive oder „heftige“ Malerei bis in die Gegenwart ein. Konsequenterweise nehmen wir die Gelegenheit wahr und zeigen eine Ausstellung des bedeutendsten Exponenten der Wiederbelebung expressiver Malerei nach 1960. Nach einer Präsentation in der Galerie Henze & Ketterer in Wichtrach zeigen wir eine Auswahl in den Räumen der Galerie Henze & Ketterer & Triebold in Riehen, die eine ausgesprochene Motivvielfalt verspricht. Die Gemälde und Aquarelle beziehungsweise Zeichnungen in zarten bis kräftigen Farbtönen, kleinen bis grossen Formats, mal tristem mal fröhlichem Erscheinungsbild, die menschliche Figur in gestikulierender Haltung stets auf dem Kopf zum Motiv des Bildes ernennend stehen stellvertretend für die Kunst Georg Baselitz’.

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Georg Baselitz
Gemälde und Arbeiten auf Papier