Städel Museum, Frankfurt

Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie | Dürerstr. 2
60596 Frankfurt

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Georg Baselitz (*1938) zählt zweifelsohne zu den prägendsten Malern und Bildhauern unserer Zeit. In explosionsartiger Produktivität entwickelte er 1965/66 seine dramatischen und widersprüchlichen „Helden“-Bilder. Die kraftvolle Werkgruppe der „Helden“ und „Neuen Typen“ gilt heute weltweit als Schlüsselwerk der deutschen Kunst der 1960er-Jahre und kann im Sommer 2016 erstmals in einer monografischen, von Städel Direktor Max Hollein kuratierten Ausstellung umfassend präsentiert werden. Zu sehen sind rund 70 Gemälde und Arbeiten auf Papier, deren monumentale Figuren, aggressiv und trotzig gemalt, bis heute ambivalent, schicksalshaft und verletzlich wirken.

Georg Baselitz blickte 1965 auf die in vielerlei Hinsicht zerstörte Ordnung im Nachkriegsdeutschland – Ideologien und politische Systeme sowie künstlerische Stile standen zur Diskussion. Dem Künstler kam dieser Mangel an Ordnungen entgegen, denn jegliche Vereinnahmung durch kategorische Einteilungen war und blieb ihm fremd. In seiner skeptischen Grundhaltung betonte er deshalb die zwiespältigen Aspekte seiner Gegenwart. Entsprechend widersprüchlich wirken seine monumentalen „Helden“ im zerschlissenen Kampfanzug, denen ihr Scheitern ebenso eingeschrieben ist wie ihre Resignation. Dass der damals erst 27-jährige Baselitz sich überhaupt dem Thema der „Helden“ bzw. „Neuen Typen“ zuwandte, war per se provokant. Das (männliche) Heldentum und seine einstigen Vertreter waren durch Krieg und Nachkriegszeit fragwürdig geworden. Die inhaltliche Brüchigkeit und Widersprüchlichkeit der „Helden“ findet ihr Äquivalent im Formalen. Die stets mittig frontal gegebene und klar konturierte Figur kontrastiert mit der Wildheit der Farbwahl und Heftigkeit der Malweise. Damit bildet der Künstler eine Wirklichkeit ab, wie sie in der bundesrepublikanischen Erfolgsgeschichte des Wirtschaftswunders nur ungern gesehen wurde. Und das in der damals vermeintlich obsoleten Form der figurativen Malerei.

Es ging in dieser Auseinandersetzung aber um weit mehr als um allgemeine Gesellschaftsfragen. Hier reflektierte der Maler selbst über seine eigene Position im Verhältnis zu dieser Gesellschaft – eine wuchtige Selbstbehauptung und Identitätsbestimmung entgegen aller aktuellen Strömungen der damaligen Zeit.

Weitere Stationen: Moderna Museet, Stockholm; Palaexpo, Rom; Guggenheim Museum, Bilbao