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Geerten Verheus verhängt für seine Ausstellung bei SOX das Schaufenster mit einem überdimensionalen Vorhang aus Gummi, der die gesamte Breite von drei Metern einnimmt. Üppig und schwer fallen die Falten dem flüchtig vorbeieilenden Passanten entgegen, der dahinter auf den ersten Blick vielleicht nur eine weitere Bar auf der Oranienstrasse vermutet. Die Maßstabsverschiebung und das ungewöhnliche Material sorgen jedoch für Irritation: Die rohe Starrheit des meterhohen Gummistoffs stellt seine Unbeweglichkeit offen zur Schau und verbreitet anstelle von Gemütlichkeit eher ein Gefühl der Beklemmung. Als Vorrichtung, die gemeinhin die Sphäre des Privaten vor den Blicken der Öffentlichkeit schützt, entzieht dieser Vorhang, außer der Leere des kleinen Galerieraums, nichts den fremden Blicken – und ‚verschleiert’ dabei dennoch die Wahrnehmung, gibt er sich doch nicht sogleich als ausgestelltes Werk zu erkennen. Seine Dimensionen erinnern währenddessen mehr an einen Bühnenvorhang, dessen Funktion ja gerade der Einstimmung auf einen expliziten Akt der Zurschaustellung dient. Gummi als industriell gefertigtes Ready-made mit beschränkter Haltbarkeit und hoher Temperaturempfindlichkeit ist ein in Verheus’ Arbeiten häufig anzutreffendes Material. Sein so flexibles wie eigenwilliges Formverhalten erlaubt hier seinen Einsatz als ‚Gardine’, die im englischsprachigen Ausstellungstitel als phonetisches Wortspiel mit dem Künstlernamen wiederkehrt. Die Verschiebung der Materialsemantik findet so ihren Widerhall im Sprachlichen, wo sich der Klang der Wörter zu neuem Sinn fügt.

Kassandra Nakas

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Geerten Verheus
CURTAIN FUR HOUSE