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Eröffnung: Donnerstag, 26. Juli, 19.00 Uhr

„Südlich des Himmels“ ist die erste große Einzelausstellung des norwegischen Künstlers Gardar Eide Einarsson (*1976), der zurzeit in New York lebt. Der Titel der Ausstellung „Südlich des Himmels“ bezieht sich auf eine seiner Schlüssel-werke, die Videoarbeit „South of Heaven“ aus dem Jahr 2003.. Die Ausstellung wird auf allen drei Stockwerken des Frankfurter Kunstvereins gezeigt und stellt eine Vielzahl neuer und älterer Arbeiten vor, sowie auch alle Videoarbeiten des Künstlers.

Schlechtes Benehmen, rechtswidrige Handlungen, suspekte Objekte und korrupte Gemüter werden dem Betrachter in dieser Ausstellung vorgeführt. Flaggen, gemalte Zeichen, Symbole, Wandmalereien mit schwarzem Edding, Graffitis: sie alle werden in Gardar Eide Einarssons Arbeiten in eine bereinigte und stilisierte Sprache übertragen. Sie teilen eine nüchterne Eleganz, die dazu beiträgt, den Betrachter noch stärker in ihren Bann zu ziehen. Unweigerlich stellt sich die Frage nach der Entstehung und der Funktion dieses personalisierten Bildkataloges.

Gardar Eide Einarsson verwendet verschiedene Medien für seine Arbeiten: Malerei, Drucke, Fotografie, wie auch Installationen und Videos. Seine Arbeiten sind von Widersprüchen gekennzeichnet und von einem minimalistischen Umgang mit visuellen Reizen geprägt. Dies zeigt sich in seinen Bildern, wie auch in seinen räumlichen Installationen. Alle Elemente erscheinen wie Fragmente einer anderen, größeren Realität, die von außerhalb in die Ausstellung hineingetragen wird. Die klare und formalistische Bildsprache, die im Kontrast zu den zitierten Inhalten steht, erzeugt beim Betrachter zunächst eine Irritation. Durch die Verknüpfung politischer Referenzen mit isolierten Motiven aus der Straßenkultur, Undergroundmusik und der Literaturszene, macht Gardar Eide Einarsson auf den Unterschied aufmerksam, der darin besteht ein Bild zu betrachten oder es zu gebrauchen. Inspirationsquellen findet Gardar Eide Einarsson zum Beispiel auch in den Geschichten amerikanischer Figuren wie Timothy McVeigh, Ted Kaczynski, dem Unabomber oder sogar Mickey Mouse.

„Alle Bilder, die der Künstler verwendet, sind einerseits in die Produktion von Macht eingebunden, andererseits thematisieren sie das Scheitern einer sozialdemokratischen Sicherheit“, schreibt der Kritiker Jonas Ekeberg über die Arbeit von Gardar Eide Einarssons. Beispiele dafür sind Liberty, 2007, eine Arbeit, die eine rote Flagge mit einem Halbmond zeigt, oder Untitled (American Flag), 2007, ein Injekt-Print auf Sperrholz, auf dem die amerikanische Flagge abgebildet ist, als wäre sie bereit zum Einsatz oder als könne sie durch hinzugefügten Text in einen persönlichen Kontext gerückt werden. Die Serie der Zeichnungen Outlaws logo (2004-2005), die auf dem Fußboden ausgelegt wird, stellt ein sonderbares Familienalbum aus Zeichen dar, bereit von einer dubiosen Gruppe in Gebrauch genommen zu werden. Die Ästhetik der Zeichnungen vermittelt den Geist der konservativen amerikanischen Süd-Staaten Bewegung, ein Thema, das ebenfalls in Conservative, Traditional, Ultra Traditional, 2005 auftaucht. In dieser Fotoarbeit vergleicht Gardar Eide Einarsson die Länge der Hemdsärmel von konservativen Politikern.

Die Ausstellung „Südlich des Himmels“ beabsichtig einerseits den Betrachter mit Gardar Eide Einarssons spezieller und persönlicher Art, unterschiedliche Medien und Materialien zu gebrauchen, vertraut zu machen. Andererseits versucht sie deutlich zu machen, wie Kunst dazu dienen kann zum Querdenken anzuregen. In Gardar Eide Einarssons Arbeiten gehen Kunst und Wirklichkeit mehr eine Beziehung des gegenseitigen Wechselspiels und Austauschs ein, als eine Beziehung der reinen Darstellung. Die Kunstwerke dieser Ausstellung wurden zum einen mit dem Ziel ausgewählt eine Arbeitsmethode vorzustellen, zum anderen soll die Ausstellung als Rahmen dienen, in dem der Betrachter in eine Spannung eintritt – eine Spannung, die sich zwischen der Welt der Bilder und der Welt als Ort der Handlung entwickelt, in der Gewalt mehr ist als ein Bild.

In Underworld, einem Roman des US-amerikanischen Autors Don DeLillo, erwähnt eine der Figuren, wie „in letzter Zeit die Geografie auf sich selbst zurück geworfen und kleiner zu werden scheint“. Jeder von uns nimmt nur einen Teil der Welt auf, die uns umgibt, während wir gleichzeitig versuchen, der immer schneller ansteigenden Flut von Sinneseindrücken durch einen persönlichen Rückzug zu entkommen. Dabei nehmen wir nur einen Bruchteil von dem auf, was um uns herum passiert und lernen fast automatisch, uns in der eigenen subjektiven Realität zu bewegen. Auf diese Weise minimieren wir unsere Welt so, dass sie eine Form annimmt, die erreich- und überschaubar bleibt. Gardar Eide Einarssons Ausstellung kann als eine Welt verstanden werden, in der wir uns komplett frei bewegen können, immer im Bewusstsein, dass wir es sind, die die Situation kontrollieren und nicht umgekehrt. Diese Maxime bestimmt die Erwartungen, die wir an unser Umfeld richten. Auch wenn sich die Situation dramatisch verändern kann, sobald wir den Raum verlassen…

Gardar Eide Einarssons Ausstellung „Südlich des Himmels“ entstand in Zusammenarbeit mit dem Centre d’Art Contemporain Genève und wird dort im Anschluss vom 18. Januar - 16. März 2008 gezeigt.

Ein Katalog, gestaltet von Christoph Keller, mit Texten von Katya García-Antón, Ina Blom, Dieter Roelstraete, Chus Martínez, Ingo Niermann und einem Gespräch zwischen Gardar Eide Einarsson und Tobi Maier, wird in deutsch, englisch und französisch im Revolver Verlag Frankfurt am Main, erscheinen.

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Gardar Eide Einarsson
Südlich des Himmels

Stationen:
27.07.07 - 16.09.07 Kunstverein Frankfurt
18.01.08 - 16.03.08 Centre d´Art Contemporain, Genf