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Die Ausstellung entstand in enger Zusammenarbeit mit der Hamburger Galerie für Landschaftskunst und präsentiert Werke der amerikanischen Künstler Bob Braine und Mark Dion. Beide fragen in ihren Arbeiten nach der wechselseitigen Beeinflussung von Natur und Kultur und den verschiedenen Ausprägungen dieser Beziehung in mensch-lichen und tierischen Lebensräumen.

Für die Recklinghäuser Ausstellung hat Bob Braine zwei neue Installationen, die Titel gebende Arbeit Legacy Swarm for the Ruhrgebiet und seine Road Signs for an Uneven Apocalypse, für den Außenraum realisiert. Mark Dion stellt seine für die Emscherkunst. 2010 entstandene Vogelbeobachtungsstation Gesellschaft der Amateur-Ornithologen im Erlbruchpark hinter dem Rathaus auf. Außerdem durchzieht die „Kartierungsabteilung“ der Galerie für Landschaftskunst den Stadtraum mit einem imaginären Wegenetz. Ausgehend von den Räumlichkeiten des Kutscherhauses, die als Basisstation der Ausstellung verstanden werden können, beziehen sich die vier Arbeiten im Außenraum explizit auf die städtische Umgebung mit ihren vielfältigen Lebensspuren. Fragen nach der tradierten Vorstellung eines unberührten Lebensraums und seiner realen Beeinflussung durch die kulturelle Lebenswelt des Menschen hin zu einer künstlichen Natur stehen im Mittelpunkt.

Mark Dions gegenstandsreiche Vogelbeobachtungsstation unterliegt nicht den Ansprüchen wissenschaftlicher Verwertbarkeit, sondern stellt die Traumwelt und/oder den Rückzugsort eines Vogelliebhabers dar. Durch die wissenschaftliche Disziplin der „Ornithologie“ (Vogelkunde) wird dem Besucher ein neuer, spielerischer Blick auf die vorhandene Vogelwelt und die enge Verschränkung des menschlichen und tierischen Lebensraums ermöglicht.

Die Auseinandersetzung mit einem kulturgeprägten Naturraum wird durch zwei Arbeiten des in Athens, New York, lebenden Künstlers Bob Braine weitergeführt. Die für diese Ausstellung konzipierte und Titel gebende Installation Legacy Swarm for the Ruhrgebiet orientiert sich stadtplanerisch an dem im Zentrum der Stadt entspringenden Hellbach, der als kanalisierter Emscherzulauf durch Recklinghausen fließt. Bob Braine befragt in diesem ortspezifischen Werk die Gewässer des Ruhrgebiets nach ihrem Nutz- und Eigenwert als postindustrielle Lebensräume. Gips- und Betonabgüsse eines Zanders, der in verschiedenen Gewässern des Ruhrgebiets zu finden ist/war, bilden einen Fischschwarm der auf Augenhöhe des Betrachters gehoben wird. Die Materialauswahl und Oberflächengestaltungen repräsentieren die in das Ökosystem eingegliederten Umweltschadstoffe wie Kupfer, Zink, Blei und Dioxin.

Darüber hinaus werden im Stadtraum Recklinghausens die von Bob Braine entworfenen Road Signs for an Uneven Apocalypse in den alltäglichen Verkehrsschilderwald integriert. Diese Straßenschilder zeigen fiktive Motive, die – je nach Aufstellungsort – Wahrheiten transportieren, die eine intensive Reflexion des Umfelds fordern.

Die analysierende Befragung des Außenraums ist ebenfalls charakteristisch für den Hamburger Künstlerprojektraum Galerie für Landschaftskunst. Den Grundgedanken von Braines Legacy-Swarm-Werk aufgreifend, durchzieht die Kartierungsabteilung der Galerie (GFLK Surveys) Recklinghausen und Umgebung mit einem imaginären Wegenetz voller neuer Sichtweisen auf Areale und deren mögliche Bedeutung. Spuren dieser Tätigkeit finden sich sowohl an Häuserecken, Bäumen und Laternenpfählen.

Die Ausstellung im Kutscherhaus zeigt die thematische Auseinandersetzung Bob Braines und Mark Dions mit Flora, Fauna und dem Aufeinandertreffen von Natur und Kultur. Die Ausstellung verdeutlicht den Dialog zweier künstlerischer Positionen, die ihren gemeinsamen Ausgangspunkt in diversen gemeinsamen Expeditionen und Kunstprojekten von Braine und Dion haben.

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Galerie für Landschaftskunst
Legacy Swarm for the Ruhrgebiet
Kurator: Birte Hinrichsen

Künstler: Bob Braine, Mark Dion & GFLK Surveys

Orte: Kutscherhaus, Erlbruchpark, die Stadt Recklinghausen und ihre Umgebung