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Ein gängiger Vorwurf besonders gegen konzeptuelle Kunst lautet, sie sei zu didaktisch. Die Ausstellung versammelt Arbeiten, die das Problem der Didaktik direkt angehen: Sie brechen Autorität und biegen erhobene Zeigefinger, verzichten aber dennoch nicht auf Wissen und Kritik. Humor ist die Waffe der Entwaffnung in Performance, Video, Installation, Text-Arbeiten und Skulptur. Es eröffnen sich Wege aus einer Sackgasse der Kunst: jenseits der falschen Wahl zwischen harmloser Hermetik und belehrender Bevormundung.

Titelgebend für die Ausstellung ist das Video „Funk Lessons“ (1983) von Adrian Piper: die Künstlerin gibt darin - meist weißen - Studenten Tanzunterricht in Disco-Funk, mit teils Slapstick-artigem Ergebnis. Ein anderes klassisches Beispiel wäre John Baldessaris „Baldessari Sings LeWitt“ von 1972: Baldessari singt wie ein Laienprediger die berühmten, trocken ernsten Sätze zur Konzeptuellen Kunst von Sol LeWitt zur Melodie bekannter Songs, u.a. der US-Hymne. Oder Franz Wests Kreuzung aus Sockel und Rednerpult “Laokoon’s federnder Kopf (Lessingstudie)” von 2002, in deren Ablage ein Reklam-Heftchen mit Lessings Schrift „Laokoon oder über die Grenzen von Malerei und Poesie“ liegt. Darin spielt Lessing das Skulpturale, dass statisch sei, gegen die Poesie, die beweglich sei, aus. West widerlegt dies mit der unförmigen, rötlich verklumpten Plastik, die mit einer Stahlfeder freischwingend auf dem Pult befestigt ist.

Arbeiten von 13 KünstlerInnen aus 6 Ländern werden die gesamte Ausstellungsfläche des Büro Friedrich vom 14. September bis 13. November 2004 bespielen - eine Institution, die sich in vergangenen Ausstellungen mehrfach mit Geschichte und Gegenwart der Konzeptkunst beschäftigt hat. Um einen Kern von klassischen Arbeiten (Piper, Baldessari) gruppieren sich jüngere (Fraser, Grubinger, van Lieshout, West) und exklusiv für die Ausstellung realisierte Arbeiten (Bonvicini, Gostner, Lulic, Mir, Sehgal, Ström, Visser).

Eine Reihe von Vorträgen und Künstlergesprächen im Münzclub (Münzstr. 23, Berlin Mitte), jeweils Montags ab 13. September, wird die Frage der Didaktik im direkten Austausch mit dem Publikum angehen: einige davon werden die Form des 'Interviews' oder des klassischen Vortrags haben (z.B. Adrian Piper am 8. November, Aleksandra Mir am 13. September), während andere Performance-Charakter annehmen (z.B. Barbara Visser am Eröffnungsabend, 11. September). Ein Katalog, in den diese Veranstaltungsreihe einfließt, wird nach der Ausstellung im Revolver Verlag erscheinen.

Das Videoarchiv und der Live Stream von 'Funky Lessons at Münzsalon' stehen hier zur Verfügung: supperchannel.org

Pressetext

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Funky Lessons
kuratiert von Jörg Heiser

mit John Baldessari, Monica Bonvicini, Andrea Fraser, Martin Gostner, Eva Grubinger, Erik van Lieshout, Marko Lulic, Aleksandra Mir, Adrian Piper, Tino Sehgal, Annika Ström, Barbara Visser, Franz West