press release only in german

1965 schuf Roy Lichtenstein (1923–1997) seine berühmten Brushstrokes und verwandelte damit die subjektive Geste der heroischen Moderne in eine triviale Comic-Zeichnung, übertragen ins museale Grossformat. Die spontane Bewegung des Pinsels auf der Leinwand mutiert zum Zitat, ihre emotionale Tiefenlotung zur Pop-Oberfläche in Signalfarben. Die reklamierte Unmittelbarkeit des expressiven malerischen Aktes wird zur ironischen Bespiegelung des Mediums Malerei mit den Mitteln der Massenkultur. Seit dem Ende der Moderne prägt dieser distanziert-selbstreflexive Umgang die zeitgenössische Malerei. Er thematisiert die Grundelemente des Bildes wie Farberscheinung und Farbmaterie, die Farbfläche und ihre Begrenzungen und nicht zuletzt den Farbauftrag in Form der Geste.

Diese Geste hat den unmittelbaren Ausdruck von Existenz längst aufgegeben zugunsten unterschiedlichster diskursiver Strategien und malerischer Ansätze. Bis heute problema­tisieren die Kunstschaffenden die Wirkungskraft des Auftrags und interpretieren ihn permanent neu – von der Geste als zeichenhaftes Kürzel für Malerei bis zu ihren vielfältigen Transformationen im Bild.

Das Kunst Museum Winterthur zeigt mit der umfangreichen Ausstellung Frozen Gesture. Gesten in der Malerei die Möglichkeiten der Geste in der zeitgenössischen Malerei. Ausgehend von Lichtensteins ikonischem Brushstroke und herausragenden Einzelwerken von Gerhard Richter (1932) und Carl Ostendarp (1961) eröffnet sich den Besucherinnen und Besuchern ein attraktiver Parcours von höchster malerischer Qualität und ausser-ordentlichem visuellem Reiz. Umfangreiche Ensembles zeitgenössischer Kunstschaffender wie Franz Ackermann (1963), Ingrid Calame (1965), Bernard Frize (1954), Katharina Grosse (1961), Robert Janitz (1962), Jonathan Lasker (1948), Fabian Marcaccio (1963) und Judy Millar (1957) treffen auf grössere Werkgruppen bedeutender Schweizer Künstler-innen und Künstler wie Pia Fries (1955), Christoph Rütimann (1955) und Christine Streuli (1975), ergänzt durch eine Intervention von Karin Sander (1957).