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Die Beschäftigung mit modernen Ideologien ist das Leitthema der Arbeiten von Marko Lulic (*1972). Innerhalb des Projekts "Modernity in YU" setzt er sich speziell mit dem Formenrepertoire der offiziellen Ästhetik des ehemaligen Jugoslawien auseinander. Der Österreicher Lulic, der selbst einige Jahre seiner Jugend in Jugoslawien lebte, wirft mit seinen Plastiken und Videoarbeiten einen Blick auf die Relikte eines nicht mehr existenten kommunistischen Staates, seine Monumente und seine heroischen Manifestationen eines festen Glaubens an die Zukunft. Mittlerweile ist diese Zukunft Vergangenheit. Die zahlreichen Mahnmale mit ihrer klaren Rhetorik des politischen Geltungsanspruches sind im ehemaligen Jugoslawien zwar noch existent, im Bewusstsein der Bevölkerung jedoch kaum mehr präsent. Marko Lulic hat die kommunistische Ästhetik sorgfältig studiert, die Denkmäler einer kritischen Revision unterzogen, von ihrer ideologischen Bedeutung und ihren erhabenen Gesten abstrahiert und das modernistische Potenzial aus den die Staatsmacht verkörpernden Betonskulpturen herausgefiltert. Indem er in kleinen Modellen die originalen Großwerke nachbildet, greift er ihre Ästhetik auf und reflektiert sie zugleich: Das Große und Erhabene wird zur kleinen Plastik aus Papiermaché, das Massive fragil, das Gesellschaftliche privat. Durch diesen Transfer stellen Lulics "verbesserte Partisanen-Denkmäler" das avantgardistische Moment, das selbst die offizielle Ästhetik Jugoslawiens durchsetzt hat, zeitlich und visuell verschoben zur Schau. In der 2001 entstandenen Videoinstallation "Schlamm" werden Bilder eines Edelhotels der Zeitschrift "Penthouse" in Jugoslawien mit nachgestellten Aufnahmen aus ehemaligen Jugendfreizeitlagern kontrastiert. Die Gegenüberstellung thematisiert eine Doppelmoral sozialistischer Politik: Die Unterhaltung eines kapitalistischen "Pornohotels" unterläuft das in den Jugendlagern zelebrierte naturverbundene Nationalgefühl, wenn auch unter dem Aspekt der körperlichen Freizügigkeit sicherlich Entsprechungen beider Seiten zu finden sind. Pressetext

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Marko Lulic
Ausstellungsreihe "fresh and upcoming"