artists & participants
press release only in german
Eröffnung: Freitag, 25. April, 18 – 20 Uhr
ZÜRICH – Die Fabian & Claude Walter Galerie zeigt in einer Gruppenausstellung, wie sich verschiedene zeitgenössische Künstler unterschiedlicher Generationen mit dem Thema Natur, deren Wahrnehmung, Verfremdung und Verfälschung auseinandersetzen. Im Zentrum stehen der am Hallwylersee wohnhafte Künstler Hugo Suter (1943, Aarau) und der in Genf lebende Michel Huelin (1962, Saignelégier). Des Weiteren sind u.a. Kunstwerke der in New York arbeitenden Deutschen Sonja Braas (1968, Siegen), des Berliner Duos Stepanek & Maslin (1954, Berlin und 1959, London) sowie eine Installation des in Winterthur wohnenden Ron Temperlis (1975, Zürich) zu sehen.
Naturbilder haben eine lange kunsthistorische Tradition. Sie reicht von Darstellungen in frühen Kulturen über ideale und heroische Landschaften im 16. Jahrhundert zu subjektiv erlebten Naturbildern der Romantiker, die das Einssein des Menschen mit der Natur zu versinnbildlichen suchen. Realistische bzw. naturalistische Wiedergaben der englischen Maler und der französischen "Schule von Barbizon" führen zu den "plein-air" Arbeiten der Impressionisten. Das 20. Jahrhundert bietet eine Fülle verschiedenartigster Formen der Landschaftsabbildungen. Stets entspringt die dargestellte Natur dem Geist des Menschen, der sie aufgrund seines kulturellen Hintergrundes und seiner Fragestellungen abwandelt.
Der renommierte Künstler Hugo Suter befasst sich Zeit seines rund 40-jährigen künstlerischen Schaffens kontinuierlich mit dem Thema des Sehens und der Wahrnehmung und den sich daraus ergebenden Fragen nach Fiktion und Realität, Sein und Schein sowie mit der Problematik von Perzeption und Kognition. Seinen Kunstwerken liegt eine Intellektualität, ein wissenschaftliches Forschen, zugrunde: Physikalische, philosophische, psychologische wie auch kunsthistorische Prozesse fesseln ihn und beeinflussen sein kreatives Vorgehen. Hugo Suter lässt sich vom See, mit der sich durch Wind und Licht verändernden Wasseroberfläche, zu einigen seiner Werke inspirieren. Bildträger ist meist Glas, auf das er seine Motive mittels Ätzungen anbringt. Zudem ermöglicht dieses Material Durchblicke und Schichtungen, die bei den Betrachtenden irritierende Sehweisen hervorrufen.
Wie Hugo Suter setzt sich Michel Huelin mit den Wahrnehmungs- und Naturphänomenen, Fiktion und Wirklichkeit, auseinander. Er generiert und kalkuliert die scheinbar natürlich gewachsenen Pflanzenmotive seiner Kunstwerke seit dem Jahr 2000 mit Hilfe von Computerprogrammen. In seinen Arbeiten beschäftigt er sich mit dem doppelsinnigen bzw. zweideutigen Naturbezug: Auf den ersten Blick vermitteln sie eine realistische Vegetation. Auf den zweiten Blick jedoch offenbart sich der hybride Charakter der organischen Formen: Die Betrachtenden werden verunsichert und Vermutungen zu einer neu erschaffenen Spezies kommen auf. Damit erlangen Huelins Kunstwerke im Zeitalter der Genmanipulation höchste Aktualität.
Die Künstlerin Sonja Braas kehrt die Fragestellung um und ergründet in ihren Fotografien die Wahrnehmungsprozesse aus menschlicher Perspektive: Überwältigende Naturschauspiele, kraftvolle Wellen oder glühende Lavaströme flössen Angst ein, erinnern an bedrohliche Naturkatastrophen und berühren die Menschen auf emotionaler Ebene. Das im analogen Verfahren aufgenommene Motiv entbehrt jeglicher digitalen Manipulation, doch das fotografierte Objekt ist nicht – wie angenommen – in der Natur beobachtet, sondern wird mit Hilfe von Modellen im Atelier gefertigt. Realität und Fiktion vermischen sich.
In den fotorealistischen Naturansichten des Malerduos Alice Stepanek und Steven Maslin steht die Ambivalenz zwischen Täuschung und Wahrheit im Vordergrund. Die Konzentration auf minutiös wiedergegebene Details rufen naturalistische, d.h. wahrheitsgetreue Naturdarstellungen in Erinnerung, die zugleich durch eine intensive Farbgebung und irritierende Perspektiven in Frage gestellt werden und befremden. Diese Ambiguität wird durch Spiegelungen oder Verdoppelungen – Wasser wird zu Himmel und umgekehrt – zusätzlich bekräftigt. Das Künstlerpaar vergegenwärtigt somit die vom kulturellen Umfeld geprägte Sichtweise und thematisiert das Verhältnis von Kultur und Natur.
Die Installation des jungen Künstlers Ron Temperli wurde eigens für diese Ausstellung konzipiert und auf die Räumlichkeiten der Galerie angepasst. Der Entstehungsprozess, das natürlich gewachsene, sich stets verändernde und unvorhergesehene spielt in seiner Arbeit eine grosse Rolle. Die Schaukel in einer idyllischen Landschaft ist ein häufig verwendetes Motiv in der Malerei des 18. und 19. Jahrhunderts.
Die individuelle Umsetzung der hier in der Fabian & Claude Walter Galerie präsentierten Kunstwerke verweisen auf ein weit zurückreichendes Thema der Kunstgeschichte und geben 'launige' Natureindrücke auf mannigfaltige Weise, so beispielsweise mit den Möglichkeiten der modernen, digitalen Bildsprache, wieder – Kunst wird zur Illusion.
only in german
Freakish Nature
Künstler: Sonja Braas, Michel Huelin, Stepanek & Maslin, Hugo Suter, Ron Temperli ...