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Im Rahmen unserer Ausstellungsreihe "Zusammenhänge" zeigen wir Arbeiten der Frankfurter Künstlerin Franziska Kneidl (1967) - mit ihrer zweiten Ausstellung in der Galerie Karl Pfefferle - im Dialog mit Arbeiten von Paul Schwer (1951). Der Düsseldorfer Künstler, dem gerade das Museum Schloß Morsbroich in Leverkusen eine Einzelausstellung eingerichtet hat, installiert auf dem Boden der Galerie ein vielfarbiges Tableau aus bemalten Glasplatten und Baustrahlern. Für die dreißigminütige Bildperformance mit dem Titel "Blast" schaltet Paul Schwer bei der Eröffnung die Strahler ein, und die sich entwickelnde Hitze lässt die auf den Strahlern liegenden Glasplatten mit lautem Knall explodieren. Die monochromen Farbflächen bersten und formieren sich auf den unter ihnen liegenden Farbflächen neu - mal vielteilig, mal in wenigen größeren Stücken. Die zunächst lockere Ordnung des Farbfeldes wird mit diesem 'zweiten Farbauftrag' in ein komplexes, polyzentrisches Bildgefüge überführt. Diese Arbeit, bei der ungewiss ist, welche Platten zuerst und ob überhaupt alle Glasplatten bersten, kam auch schon bei den Donaueschinger Musiktagen für Neue Musik zur Ausführung.

Den von Paul Schwer hervorgebrachten intensiven Farb-Raum akzentuiert Franziska Kneidl mit vier schwarz-weiß-grauen Bildern von 2,60 m Höhe. Ihre farblich radikal reduzierten Bilder sind rhizomartig aus Kreisformen aufgebaut. Kreise, die deutlich Spuren des Pinsels, also die Hand der Künstlerin, erkennen lassen, überlagern und durchdringen gegossene oder chemisch-experimentell angelegte Kreise, deren Formen und Strukturen sich selbst organisieren. Doch führt gerade diese Malerei vor Augen, wie wenig sinnvoll die konventionelle Trennung in subjektiv gewollter, sich objektiv ergebender oder gar zufälliger Bildpartie ist.

Diese Bilder von lustvoller Direktheit und gleichzeitiger poetisch-geheimnisvoller Tiefe reizen dazu, sie bis in die Mikrostrukturen zu erkunden und dabei einzutauchen in die Welt der MALEREI und ihrer genuinen Relationen; so wie wir eintauchen und uns (subjektiv oder objektiv?) verlieren in der SPRACHE eines wunderbaren Gedichts.
Gleiches gilt für das einzigartige Werk von Paul Schwer. Statt allein mit dem Faktischen des Materials, arbeitet er mit der Wahrscheinlichkeit von Prozessen. MALEREI kann sich im entscheidenden Moment auch ohne den Künstler vollziehen. Bei der Vernissage haben wir die seltene Gelegenheit dieser Bildwerdung beizuwohnen. (Kai Middendorff )

Pressetext

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ZUSAMMENHÄNGE VII
Franziska Kneidl / Paul Schwer