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Der Münchner Künstler Franz von Lenbach (1836 – 1904) war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einer der gefragtesten Porträtisten Europas. Anlässlich seines 100. Todestages am 6. Mai 2004 widmen die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen dem Malerfürsten eine Ausstellung mit dem Titel „Franz von Lenbach – Sonnenbilder und Porträts“. Diese findet in der Neuen Pinakothek und in der Schack-Galerie statt. Neben den Werken aus eigenem Bestand werden zahlreiche Leihgaben aus dem In- und Ausland präsentiert. Darunter befinden sich vier Gemälde aus dem Charles and Emma Frye Art Museum in Seattle, die eigens für die Ausstellung nach Jahrzehnten wieder an ihren Entstehungsort zurück kehren.

Die Präsentation in der Schack-Galerie widmet sich dem Frühwerk Lenbachs. Neben ausgewählten Porträts aus den späten sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts, darunter die reizvolle, in Stil und Duktus an Werke von Courbet erinnernde Mädchenstudie (Wien, Österreichische Galerie) steht vor allem der 1860 entstandene „Hirtenknabe“ im Blickpunkt der Betrachtung. Um dieses geradezu zum Synonym für süßes Nichtstun gewordene Gemälde werden einige besonders charakteristische Werke des Künstlers aus den Jahren zwischen 1856 und 1860 gezeigt. Licht durchflutet und farbenfroh – nicht umsonst nannte Lenbach diese Werke selbst seine „Sonnenbilder“ – unterscheiden sie sich grundlegend von den späteren, dunkeltonigen Gemälden des Künstlers. Zusammen mit dem Hirtenknaben, der ausgestreckt auf dem Rücken auf einem mit grünem Gras und bunten Wiesenblumen bewachsenen Hügel liegt und seinen Blick zum strahlend blauen Himmel in die pralle Sommersonne richtet, zeugen diese meist kleinformatigen Gemälde von unbeschwerten Sommertagen in der ländlichen Umgebung Schrobenhausens, dem Heimatort Lenbachs. Den eigenen Bestand ergänzen bedeutende Leihgaben u. a. des Niedersächsischen Landesmuseums in Hannover, der Hamburger Kunsthalle, der Stiftung Oskar Reinhart in Winterthur und privater Leihgeber.

Die Neue Pinakothek feiert den Porträtisten Lenbach. Geschult an den Werken der Alten Meister verband Lenbach in seinen Bildnissen einen vom Publikum äußerst geschätzten altmeisterlichen Habitus mit einer psychologisierenden Erfassung des Wesens der Dargestellten. Die von seinen Porträts begeisterten Zeitgenossen nannten ihn „Seelenmaler“, ja gar „Psychologe mit dem Pinsel“. In drei Sälen werden unterschiedliche Facetten seiner Porträtkunst beleuchtet:

Lenbach, der Fürstenmaler Kaum einem anderen Maler des 19. Jahrhunderts gelang es, so viele hochrangige Herrscherpersönlichkeiten seiner Zeit zu porträtieren, wie Lenbach. Schon während seiner von ihm selbst so genannten „zweiten Lehrzeit“, während der er im Auftrag des Grafen Schack in Italien und Spanien Kopien berühmter Gemälde Alter Meister anfertigte, setzte sich Lenbach mit Herrscherbildnissen auseinander, wie eines seiner glanzvollsten Gemälde aus dieser Schaffensperiode, die großformatige Kopie nach Tizians bekanntem „Reiterbildnis Karl V.“ aus dem Madrider Prado, zeigt.

Für die Ausstellung ist es gelungen, einige seiner beeindruckendsten Herrscherbildnisse zu gewinnen, darunter das Bildnis Papst Leos XIII. und das aus den Kaiserappartements der Wiener Hofburg entliehene Porträt Kaiser Franz Joseph I. Aus den über achtzig existierenden Bismarck-Porträts wird eine Folge von sieben der besten Bildnisse des Reichskanzlers gezeigt. Aufgrund der großen Nachfrage schuf Lenbach oftmals Wiederholungen seiner eigenen Werke. Dies wird in der Präsentation erstmals beispielhaft anhand von vier meisterhaften Repliken des gegen 1887 entstandenen Porträts Kaiser Wilhelms I. veranschaulicht.

Lenbach und seine Künstlerkollegen – Porträtauffassungen im Vergleich Den zweiten Schwerpunkt der Ausstellung in der Neuen Pinakothek bildet die Gegenüberstellung seiner Werke mit Porträts zeitgenössischer Maler, darunter Lovis Corinth, Friedrich August von Kaulbach, Hans Makart und Franz von Stuck. Es werden Parallelen zur Porträtmalerei der Gründerzeit sichtbar und gleichzeitig sollen die Charakteristika der Lenbach’schen Kunst herausgestellt werden.

Das „Lichtwunder“. Lenbach und die Fotografie Zu spannenden Vergleichen mit der Fotografie lädt der letzte Teil der Ausstellung ein. Wie vielfältig er seine zahlreichen fotografischen Vorlagen im Werkprozess einsetzte und welche Veränderungen er vornahm, um die gewünschte Aussage zu erzielen, ergibt sich aus der spannenden Gegenüberstellung der ausgeführten Werke mit den entsprechenden Fotografien.

Schon seinen Auftraggebern war bekannt, dass Lenbach die Fotografie im Entstehungsprozess eines Gemäldes einsetzte, wobei Lenbach die Fotografie nicht „abmalte“. Die Ausstellung zeigt vielmehr, wie der Künstler fotografische Vorlagen verwandte, wie er – letztlich aus zahlreichen Aufnahmen – ein Gemälde komponierte. Pressetext

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Franz von Lenbach – Sonnenbilder und Porträts
Porträts in der Neuen Pinakothek und Sonnenbilder in der Schack-Galerie, München
Kuratoren: Alice Arnold, Jürgen Wurst und Reinhold Baumstark