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In ihrer zweiten Einzelausstellung in der Galerie Nordenhake zeigt Franka Hörnschemeyer unter dem Titel „In the Presence of Noise“ eine neue Gruppe ortsspezifischer Installationen. Die Künstlerin ist bekannt für ihre vielschichtigen künstlerischen Untersuchungen von räumlichen Bedingungen. Die neuen Arbeiten sind durch den Text „Communication In The Presence Of Noise“ (Nachrichtenübermittlung unter Berücksichtigung von Rauschsignalen) von Claude E. Shannon aus dem Jahr 1949 angeregt, einem US-amerikanischen Mathematiker, der als Begründer der Informationstheorie und der Kryptographie gilt. Im allgemeinen Verständnis von Kommunikation bezeichnet Rauschen ein unerwünschtes, drittes Element, das die ansonsten klare Verbindung zwischen Sender und Empfänger beeinträchtigt. Es ist daher ein konstituierendes Element jeglicher Kommunikation. Dieser Aspekt tritt besonders bei den Arbeiten hervor, in denen Hörnschemeyer Interventionen in den vorgefundenen Raum vornimmt. Für die Installationen Volume Of Sphere I – III, Simple Entity In A Complex Environment und In The Presence Of Noise verwendet sie unterschiedliche Baumaterialien — Heraklitplatten, Aluminiumwabenverbundplatten oder einfache Tapeten, um in die gewohnte Architektur und Funktion des Galerieraums einzugreifen.

Rauschen lenkt den Empfänger von der Nachricht ab und richtet seine Aufmerksamkeit auf das Medium selbst, in dem es auftritt. Die Reaktion darauf — sei es der Versuch sich daran zu gewöhnen oder es effektiv zu beseitigen — verändert die Kommunizierenden selbst. Das Rauschen ist aber nicht einfach nur als ein Hindernis zu verstehen, sondern vielmehr als eine produktive Kraft. Gerade im Versuch es zu beseitigen, generiert sich neues System. Dies wird besondern anhand von Discrete Case deutlich. Die Installation besteht aus zwei aus Aluminium gegossenen Trichtern, die durch die mittlere Galeriewand hindurch symmetrisch miteinander verbunden sind. Sie bilden ein binäres System, in dem beide Elemente zugleich Sender und Empfänger sind — was eine fundamentale Eigenschaft aller Kommunikationssysteme beschreibt.

Laut dem französischen Philosophen Henri Lefebvre ist Raum ein komplexer Begriff, der alle sozialen Aktivitäten umfasst und nicht einfach nur auf physische Kategorien reduziert werden kann: Er ist gleichzeitig Produkt — und produziert selbst — soziale Handlungen und Beziehungen. Hörnschemeyers Arbeiten scheinen genau dieser Komplexität des Begriffs zu entspringen. Dieses grundsätzliche Verständnis und dessen Vermittlung durchzieht alle Arbeiten der Ausstellung, seien es architektonische Zeichnungen, Blaupausen und Archivmaterialien oder Strukturen aus mobilen Elementen, die intervenierend benutzt werden, um die Wahrnehmung des bereits existierenden Raums zu verändern. In Hörnschemeyers Arbeiten werden verschiedene Elemente „zweckentfremdet“ (im Sinne des Détournement), um ihre Autorität zu brechen und damit zu bekräftigen, dass das Archiv einer bestimmten Kulturgeschichte nur als instabiles Set v on Fragmenten wiederhergestellt werden kann.

Franka Hörnschemeyer wurde 1958 in Osnabrück geboren. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Zu ihren jüngsten Einzelausstellungen zählen: „Peenemünde“, Jewish Museum, Athens (2008), „Franks International“, Henry Moore Institute, Leeds (2007), „Aufenthaltswahrscheinlichkeit/Residence-probability“, Galerie Nordenhake (2006). Zu ihren bedeutendsten ortspezifischen Installationen und Arbeiten im öffentlichen Raum gehören: „Trichter“, Dresden, (geplante Fertigstellung 2011), „TSE 11022“, Hamburger Bahnhof Museum für Gegenwart, Berlin (2002), „BFD - bündig fluchtend dicht“, Deutscher Bundestag, Berlin (2001) und „PSE 900“, Lehmbrucksaal, Kunsthalle Hamburg (2000). Sie nahm an zahlreichen Gruppenausstellungen teil, u.a.: “squatting. erinnern, vergessen, besetzen,” Temporäre Kunsthalle Berlin (2010), "MAN SON 1969. Vom Schrecken der Situation," Hamburger Kunsthalle (2009), “Megastructure Reloaded,” Ehemalige Staatliche Münze, Berlin (2008) sowie "Ideal City - Invisible Cities," Brandenburgischer Kunstverein Potsdam (2006), die ebenfalls in Zamosc, Polen zu sehen war.