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Frank Bowling: Mappa Mundi
Eröffnung
Künstlergespräch: 22.06.17, 19 Uhr
Begrüßung: Okwui Enwezor, Direktor Haus der Kunst
Künstlergespräch: Frank Bowling und Okwui Enwezor

Mit „Frank Bowling: Mappa Mundi“ widmet das Haus de r Kunst dem 1934 in Bartica in Britisch-Guayana geborenen Künst ler seine bisher umfassendste Überblicksausstellung, mit teil s monumentalen Gemälden aus fünfzig Jahren künstlerischen Schaffen s.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, im Zuge der großen Migrationsbewegungen der englischsprachigen Bevölke rung von Westindien und der Karibik, verließ auch Frank Bowl ing seine Heimat. Im Alter von 19 Jahren gelangte er 1953 nac h London. Er studierte Malerei an der Slade School, dem Universi ty College London und dem Royal College of Art. 1962 wurde er in seiner dortigen Abschlussklasse neben David Hockney mit de r Silbermedaille für Malerei ausgezeichnet.

Mitte der 1960er-Jahre begann Bowling in seiner Mal erei die strikten Geometrien des Bildfeldes zu überschreiten . Ausschlaggebend für sein künstlerisches Reifen war sein Umzug von London nach New York im Jahr 1966. New York war nac h dem Krieg Schauplatz einer vielfältigen und ehrgeizigen abstr akten Malerei geworden. Seine malerischen Experimente führten Bow ling zu der Frage, wie abstrakte Kunst mit gesellschaftlicher, kultureller und persönlicher Bedeutung aufgeladen werden könnte, oh ne die formalen Prinzipien dieses Mediums einzubüßen.

Bahnbrechend hierbei war seine Serie von Landkarten gemälden, die ihn von 1967 bis 1971 beschäftigte. In diesen „Map Paintings“ drückte sich sein Verständnis von Identität aus. Al s Humanist, Internationalist und gleichzeitig afrikanischstämmi ger Künstler, der unter kolonialen Bedingungen in Südamerika gebo ren war und in New York lebte, war dieses Thema bei Bowling entspr echend komplex - zumal die späten 1960er-Jahre auch die Blütezeit der schwarzen Bürgerrechtsbewegung waren. Die Darstellung der Lan dkarte, etwa Südamerika in „South America Squared“ (1967), wurde zu einer Metapher für Heimat und Exil. Dabei entwickelte er eine Palette von grellen und gedämpften Farben, von kontrapunkti schen Schichten, die schillernde Meereslandschaften, geol ogische Formationen und flüssiges Magma beschwören.

An den Debatten über die institutionelle Ausschließ ung und mediale Marginalisierung der Arbeit schwarzer Künstler bete iligte sich Bowling auch als Essayist, u.a. für Arts Magazine.

Als Maler und Autor erschloss sich Bowling eigene W ege zur Neudefinition von Raum und Territorium. Ihn interes sierte der Idealismus, mit dem Reisen und Expeditionen kartier t wurden, die letztlich jedoch zu Kolonialisierung und Raumdomina nz führten.

„Von der Zeit ihrer Entstehung bis heute haben Bowl ings Bilder nichts von ihrer erstaunlichen physischen Kraft und visuellen Dramatik eingebüßt“, sagt Okwui Enwezor. „Die impos ante Präsenz seiner Gemälde mit ihren Nebeln gedeckter Farben er weckt im Betrachter ein Gefühl der ozeanischen Gegenwärtigke it.“ Wasser war in Bowlings Biografie überall präsent: in den Sumpf ebenen seines Geburtsorts in Britisch-Guyana, im Sog der Karibik, die er überqueren musste, um seiner Inselexistenz zu entko mmen, in London durch die Ufer der Themse, und im großstädtischen N ew York, wo er seine künstlerische Stimme feinstimmte.

Außer den „Map Paintings“ werden die Serien „Great Thames“ sowie „Bartica Flats“ und „Wintergreens“ gezeigt. Eine Au swahl von Briefen (z.B. die umfangreiche Korrespondenz mit de m bedeutenden Kunstkritiker Clement Greenberg), Ausstellungskatal ogen, Besprechungen und Fotografien illustriert Bowlings Teilnahme an den Black Arts-Debatten in New York Ende der 1960er- und Anfang der 1970er-Jahre.

Frank Bowling: Mappa Mundi wird von Okwui Enwezor m it Anna Schneider kuratiert. Die Ausstellung wird vom Haus der Kunst organisiert und ist anschließend im Irish Museum of Modern Art (IMMA) sowie in der Sharjah Art Foundation zu sehen .

Der Katalog „Frank Bowling: Mappa Mundi“ erscheint bei Prestel, hrsg. von Okwui Enwezor, mit Beiträgen von Frank Bo wling, Okwui Enwezor, Rose Jones, Kobena Mercer, Anna Schneider, Zoe Whitley und Lynette Yiadom-Boakye; Englisch, mit deutschem Booklet, 288 Seiten, 23 x 28,9 cm, Hardcover.