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Das Haus am Waldsee eröffnet in diesem Jahr seinen neuen Skulpturenpark mit Leihgaben und Schenkungen von: Peter Ablinger, William Engelen, Simon Faithfull, Karl Hartung, Olav Christopher Jenssen, Wilhelm Mundt, Daniel Pflumm, Michael Sailstorfer, Ina Weber und Francis Zeischegg. Zum Auftakt haben wir den Kölner Bildhauer Frank Bölter (*1969) zu einer Aktion eingeladen, die den Begriff der Plastik im öffentlichen Raum durch partizipatorische Strategien in Frage und zur Diskussion stellt.

„Mauerwerk“ ist ein gemeinsames Werk von Besuchern, Mitarbeitern und über 100 Schülern, die vier Tage lang nach Anweisungen des Künstlers eine monumentale Mauer aus Pappziegeln gebaut haben. Sie verstellt die gesamte Front des Hauses am Waldsee, befriedet und begrenzt. Ein absurder Schritt für eine öffentliche Institution!

Bölter geht es in seinem Werk, mit dem er seit 2005 europaweit Furore macht, um diese Geste der Absurdität und damit um den Gegensatz zum marketingtechnisch Richtigen. Es geht ihm um das Risiko des Scheiterns, was sich sowohl in dem fragilen Material Pappe, als auch der anmaßenden architektonischen Geste zeigt, die von Anfang an zum Scheitern bestimmt ist. Damit rührt Bölter zugleich an einem Grundnerv künstlerischer Produktion überhaupt.

Der Künstler reiht sich in Traditionen künstlerisch partizipatorischer Strategien, die ihren Ursprung bei Marcel Duchamp haben und über John Cage und Robert Rauschenberg bis Carsten Höller in die Gegenwart reicht. Duchamp wies seine Schwester an, ein Buch auf ihren Balkon zu hängen und es von Wind und Wetter gestalten zu lassen. „Unhappy Ready-made“ war 1919 ein Hochzeitsgeschenk an die Schwester, zugleich aber auch das erste Kunstwerk, das aufgrund einer Handlungsanweisung vom Rezipienten selbst geschaffen und von der Natur vollendet wurde.

Diesem Prinzip folgt auch Frank Bölter, der seit 2007 aus Pappziegeln u.a. ein Einfamilienhaus bei Bielefeld, eine Mauer im Zentrum von Belgrad sowie den Parthenon im Verhältnis 1:3 in Linz nachgebaut hat. Er bewertet das gemeinsame Tun höher als die heroische Geste des Unvergänglichen, das von einem Starkünstler geschaffen wurde.

Während so die Autorschaft relativiert wird, wirkt die Zeitlichkeit wie im fast forward Modus. Der Tatsache, dass sich nichts auf der Welt dem Verfall entziehen kann, begegnet der Betrachter bei Bölter im Zeitraffer: Eine Mauer, die normalerweise Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte abgrenzt, entbirgt ihre Absurdität, indem sie nach wenigen Tagen unter der unvorhersagbaren Gewalt der Natur kläglich zusammenbricht.

Das Projekt endet am 11. Juni, oder früher.

Frank Bölter hat an den Kunstakademien in Münster und Barcelona studiert. Er ist Meisterschüler von Daniele Buetti und lehrt an der Christian-Albrechts Universität zu Kiel.

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Frank Bölter
Mauerwerk
Kurator: Katja Blomberg