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Die Ausstellung “In Planning” präsentiert neue Arbeiten des Künstlers Francisco Rozas, die den Prozess des planerischen Entwerfens sowie den Galerieraum als permanenten Ort der Konstruktion untersuchen. Eine auf dem Treppenabsatz thronende Skulptur zieht bereits vor Betreten der Galerie - beim Blick durch die Fensterfront - die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich: vertikal und horizontal übereinander gelagerte Laminatstücke in unterschiedlichen Ausführungen bilden als stützende baukörperliche Elemente einen symmetrischen Komplex, dessen Spektrum dem Besucher wie eine geschichtete Materialprobe frontal entgegentritt. Die imitierende Funktion des Materials, das zwischen Flächigkeit und Dreidimensionalität oszilliert, führt sich hierbei auch in der visuellen Erscheinung des Gesamtobjektes fort. Der ambivalente Charakter des Modells als stabiler und zugleich instabiler Prozesszustand ist es, der allen hier präsentierten Arbeiten inhärent ist - das planerische Moment als solch es, das die Frage nach der tatsächlichen Konstruktion einer abstrakten, ästhetischen Situation, nach Modell oder Wirklichkeit aufwirft. Diese Überlegung spiegelt sich auch in einer Aneinanderreihung von geometrischen, scheinbar “massiven Statuen” wider, die sich auf einem Regal knapp bis zur Decke erstrecken. Erst auf den zweiten Blick entpuppen sich die Skulpturen als fragile Kartonmodelle, die wie vergangene Repräsentanten einer Idee noch nicht das Endstadium ihrer Realisierung erreicht haben. Dennoch verkörpern sie nicht etwa vage Modelle eines individuellen Formexperiments, sondern vielmehr exemplarische Visualisierungen von mathematischen Abhängigkeiten. Das wird auch bei den auf Konstruktionspapier gezeichneten Skizzen deutlich, die hinter diagonal zur Wand befestigten Glasscheiben präsentiert werden. Die Zeichnungen dienten Rozas als Vorlage für die präzise Ausführung der Kartonskulpturen. In Form eines dokumentarischen Reliktes legen die in den Raum greifenden Zeichnungen offen, dass es dem Künstler bei den Werken um mehr als nur die räumliche Konstruktion von etwas Prozesshaftem geht, sondern zudem um die Hinterfragung eines utopischen Modells im Zeichen der Moderne, das stets auch Spekulationen über die Vorhersage von Zukunft oder aber die Wiedererfindung der Vergangenheit impliziert.

Elisa R. Linn