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In erstmaliger Kooperation präsentieren der Cuxhavener Kunstverein und die Kunsthalle Wilhelmshaven in jeweils eigenständigen Ausstellungen aktuelle ortsspezifische Werke des mexikanischen Künstlers Francisco Montoya Cázarez.

Francisco Montoya Cázarez wurde 1975 in Cuernavaca (Mexiko) geboren. Er studierte an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig. Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur und die Niedersächsische Sparkassenstiftung erkannten ihm im Jahr 2012 das New York Stipendium zu. Für die Fortsetzung seiner künstlerischen Arbeit in Deutschland hat sich Montoya ausdrücklich den Bezug zum Wasser und die Nähe zum Meer gewünscht. Bei der Wahl seiner Ausstellungsorte hat der Künstler 2013 nun in Cuxhaven und in Wilhelmshaven „angelegt“.

„Anlegen“ in Cuxhaven – das ist das Wattenmeer, das sind Ebbe und Flut, das ist die Elbe als Weltschifffahrtsstraße – Erlebnisräume, die Bilder und Erinnerungen wecken, die die Komplexität und Weite der maritimen Welt und ihrer symbolischen Potenz aufscheinen lassen. Symbiotisch haben sie Francisco Montoyas Cuxhavener Arbeiten durchdrungen. Exotische Früchte werden geschält und dümpeln im Watt, Container werden in der Nacht verladen, ein Transportschiff legt ab und verschwindet im Blaugrau des Ozeans. Trotz effektvoller Bildsprache erwarten den Betrachter indes weder Fernweh noch Seefahrerromantik.

Die sieben Früchte in Montoyas Titel gebender Performance „Migrant Remains“ kommen aus einem Cuxhavener Supermarkt. Eine Frucht nach der anderen wird gehäutet bis aufs Fleisch, die Schalen werden in Streifen geschnitten und mit befremdlicher Exaktheit auf einem Tisch angeordnet. Das ist es, was bleibt: „remains“. Die nackten Früchte indes werden dem Watt übergeben und in einer migrantischen Bewegung von der Flut hinausgetragen in den Ozean, der sie auch hergeführt hat. Einen solchen Transport über den Ozean bis hin nach Hamburg hat der Künstler in seiner großen, dreikanaligen Videoprojektion „The Golden Apple“ thematisiert. Subtil stilisiert Montoya diese „Überführung“ (und spielt mit dem vielfachen Wortsinn) als den Prozess einer fortschreitenden Dekonstruktion von Komplexität und vitalen Strukturen.

Eingebettet in die (Sinn-)Bildlichkeit von Meer, Wasser, Ebbe und Flut, verweisen Francisco Montoyas Cuxhavener Arbeiten auf die weltweiten Prozesse der Bewegung, des Austauschs, der Fluktuation von Menschen und Warenströmen in Zeiten der Globalität. Montoyas Videoarbeiten decken die mit diesen globalen Bewegungen einher gehenden Widersprüche und Brüche auf. Sie thematisieren die Prozesse des Verlusts der originären Einbettung, der Anpassung und Transformation von Mensch und Ding – hin bis zum Verlust von Individualität und Authentizität.

In der Kunsthalle Wilhelmshaven wird sich der Künstler mit etwa sieben Video- und Installationsarbeiten auf die spezifische Raumsituation des dreigliedrigen Baus einlassen.

Zur Cuxhavener Ausstellung (27. Sept. – 1. Nov.) und zur Ausstellung der Kunsthalle Wilhelmshaven (15.09. –17.11.2013) erscheinen ein gemeinsamer Katalog und eine Broschüre.

Verantwortlich: Elmar Drossmann