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Eröffnung: 15.11.2007, 19.00

Nach sieben Jahren Pause ist sie wieder da: die legendäre Edition 46 des Magazins der Süddeutschen Zeitung. Diese Ausgabe wird komplett von internationalen zeitgenössischen Künstlern gestaltet. Anlässlich der Wiederaufnahme zeigt die Pinakothek der Moderne eine Ausstellung.

Den Anfang macht Francesco Vezzoli. Der 1971 in Brescia geborene und in Mailand lebende Künstler ist mit handgefertigten Stickereien von Diven aus Mode, Film und Fernsehen bekannt geworden. Kunstvoll mit Nadel und Faden bestickte Porträts von Hollywood-Legenden wie Joan Crawford und Liz Taylor, von Silvana Mangano, Romy Schneider oder »Blow Up«-Star Veruschka von Lehndorff verbinden private Handarbeit mit der zeitlosen Ausstrahlung weltberühmter Ikonen. Seit rund zehn Jahren macht Vezzoli auch Videos, die das Publikum mit Exzentrik, Erotik und Glamour in ihren Bann ziehen. Ins internationale Rampenlicht rückte er mit einem Trailer zu einem (nie gedrehten) Film über den römischen Kaiser Caligula, der 2005 im italienischen Biennale-Pavillon gezeigt wurde.

In der Pinakothek der Moderne präsentiert Vezzoli nun die Ausstellung »Primadonnas«. In deren Mittelpunkt steht seine Videoinstallation »Democrazy«, die auf der diesjährigen Biennale von Venedig ihre Premiere hatte. »Democrazy« kombiniert zwei fiktive Spots für den Wahlkampf um die US-amerikanische Präsidentschaft mit zwei ebenfalls fiktiven Kandidaten – verkörpert von der Hollywoodschauspielerin Sharon Stone und dem französischen Philosophen Bernard-Henri Lévy. In den jeweils einminütigen Spots verschmelzen Weltmacht und inszenierte Öffentlichkeit, Politik und Showbusiness auf einer gemeinsamen Bühne des Spiels mit Wahrheiten, Images und Parolen. Realität lässt sich als Dokudrama begreifen, der mitreißende Trailer ersetzt den umfassenden Blick aufs historische Ganze. Erst nach einer Weile stellt sich die Frage nach Signifikanz und Individualität. Wie austauschbar sind politische Programme? Wie entstehen die Bilder, die unsere Wirklichkeit konstruieren? Welches werden die Mythen unserer Tage sein?

Parallel zu »Democrazy« stellt Vezzoli seine neueste Serie bestickter Bilder vor, auf denen die Porträts ehemaliger amerikanischer Präsidentengattinen zu sehen sind. Im Ausstellungskontext der »Primadonnas« (wörtlich übersetzt: »erste Frauen«) erstrahlt der Begriff der »First Ladies« in neuem Licht. Bezeichnenderweise existiert das Wort »Primadonna« in der italienischen Sprache nicht, vielmehr handelt es sich um eine angelsächsische Erfindung, die auch im Deutschen Verwendung findet: zunächst für eine Solistin aus der dramatischen, von Höhen und Tiefen begleiteten Welt der Oper – aber auch als Ausdruck für eine exaltierte Person, die die ungeteilte Aufmerksamkeit des Publikums sucht und (zumeist) findet.

Kurator: Bernhart Schwenk

Die Edition 46 des SZ-Magazins erscheint am Freitag, 16.11.2007 in der Süddeutschen Zeitung.

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Francesco Vezzoli
PRIMADONNAS
In Kooperation mit dem Magazin der Süddeutschen Zeitung
Kurator: Bernhart Schwenk