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Das Projekt FOTO SZENE GR des Bündner Kunstmuseums (BKM) reflektiert das reiche fotografische Schaffen in und aus Graubünden und ist als längerfristige Recherche angelegt, bestehend aus einer Webseite, Ausstellungen und einem Magazin. Die erste Ausstellung und die erste Ausgabe des Magazins laufen unter dem Thema Albert Steiners Erben.

Albert Steiners Erben als Überschrift für eine Ausstellung zum zeitgenössischen Fotoschaffen in Graubünden ist programmatisch und provokativ. Denn um Albert Steiner (1877-1968), der wie kein anderer das fotografische Bild des Bergkantons geprägt hat, kommt man als Bündner Fotografin oder Fotograf nicht herum. Mit seinen Landschaftsfotografien zwischen 1910 und 1930 setzte Steiner einen hohen technischen wie ästhetischen Massstab. Bis heute spielt die analoge Perfektion und der dokumentarische Ansatz eine zentrale Rolle, wie die Arbeiten von Guido Baselgia (1953), Thomas Popp (1966) oder Stephan Schenk (1962) belegen. Auch die Auseinandersetzung mit der Landschaft bleibt ein dominantes Thema, wenn auch in höchst unterschiedlicher Ausprägung: analytisch bei Hans Danuser (1953), surreal bei Florio Puenter (1964) und gesellschaftskritisch bei Jules Spinatsch (1964). Gaudenz Signorell (1950) wiederum überschreitet mit seiner Behandlung von Motiv und Medium die Grenze zur Malerei. Diesen etablierten Bündner Fotografen werden einige jüngere Positionen gegenübergestellt: die des performativ arbeitenden Gaudenz Metzger (1980), die inszenierten Fotografien von Corinne Rusch (1973), Ester Vonplons (1980) assoziative Dokumentationsreihen oder die Installation des Künstlerduos Goran Galić / Gian-Reto Gredig (1976/1977).

Der punktuelle Rückblick auf historische Fotografenpersönlichkeiten wie Adolphe Braun, Andrea Garbald, Romedo Guler Elizabeth Main, Emil Meerkämper, Josef Rauch, Albert Steiner u.a. erlaubt, das aktuelle Fotoschaffen in Graubünden auf mögliche Traditionslinien, auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu untersuchen. Die Auswahl dieser Fotografen beruht auf Gesprächen und Archivbesuchen mit einzelnen Künstlern, die sich spezifisch für historische Positionen interessieren. Dabei stand nicht eine chronologische Rekonstruktion der Fotografiegeschichte Graubündens im Zentrum, sondern die persönlichen Affinitäten und Beziehungen zum visuellen Erbe einer besonderen kulturellen Region. Auf dieser Grundlage stellt FOTO SZENE GR auch die Frage, wie eine künstlerische Szene entsteht, was sie ausmacht und ob heute von einer Bündner Fotoszene die Rede sein kann. Zu diesem Ziel wird die Webseite www.fotoszene.gr.ch lanciert, die über die Ausstellung hinaus als Kontextdatenbank und Informationsplattform zur Bündner Fotografie dienen wird. Katharina Ammann

KünstlerInnen Guido Baselgia, Hans Danuser, Goran Galić / Gian-Reto Gredig, Gaudenz Metzger, Thomas Popp, Florio Puenter, Corinne L. Rusch, Stephan Schenk, Gaudenz Signorell, Jules Spinatsch, Ester Vonplon, Adolphe Braun, Jean Gaberell, Andrea Garbald, Romedo Guler, Carl Anton Lang, Elizabeth Main, Emil Meerkämper, Christian Meisser, Andreas Pedrett, Josef Rauch, Anton Reinhardt, Othmar Rutz, Albert Steiner