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F. O. Bernstein (1929–1999), passionierter Fotograf und stetiger Tüftler, Jazzfan und Automobilist, ist mit einer Auswahl seiner Werke in den Kabinetträumen des Museums zu sehen. Die Schenkung F. O. Bernstein, die seine Frau und Mitarbeiterin Uta Bernstein-Heyde im Oktober 2007 dem Museum übergab, erlaubt einen Einblick in ein vielschichtiges Fotografenleben. Die Schenkung umfasst 139 Fotografien sowie Negativ- und Archivmaterial.

Friedrich Otto Bernstein, in Leipzig geboren, beginnt 1948 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst bei Professor Johannes Widmann (1904–1992) sein Studium der Fotografie, das er 1952 erfolgreich mit dem Diplom als Fotografiker abschließt. Schon während seiner Hochschuljahre entstehen erste selbstständige Arbeiten. Er fotografiert in der Hochschule Stalin-Feiern und das Leben in der FDJ-Hochschule „Wilhelm Pieck“ am Bogensee. In der Leipziger Seeburgstraße, einem sozialen Brennpunkt, dokumentiert er den Verfall und den Überlebenswillen der Bewohner. Als freischaffender Fotograf etabliert er sich früh mit Werbeaufnahmen. Seine farbigen Aufnahmen für die VEB Automobilwerke Eisenach führen den jungen Fotografen von 1952 bis 1958 durch ganz Deutschland und in die Alpen. Die Aufnahmen zeigen sein frühes werbeästhetisches Konzept, aber auch seine private Leidenschaft für das Automobil. Auto- und Motorradrennen verfolgt er begleitend mit seiner Kamera und bannt die Geschwindigkeit im Bild. Darüber hinaus ist Bernstein von 1956 bis 1958 in einer ambitionierten Gruppe von Amateuren und Berufsfotografen – der „action fotografie“ – aktiv, die versucht, neue künstlerische Wege in der Fotografie zu gehen. Da freies Arbeiten in der DDR kaum möglich ist, siedelt er 1958 mit seiner späteren Ehefrau Uta Heyde nach Düsseldorf über. Gemeinsam gründen sie dort ein neues Atelier. In Westdeutschland baut er seine Tätigkeiten als Werbefotograf weiter aus, Werbekampagnen für Citroën, die Firmen Leitz und Ilford entstehen. Die Produktpalette für die Firmen ist weit gespannt. Aber auch seiner privaten Leidenschaft für Jazz bleibt er treu. In Düsseldorf kann er Anfang der 1960er Jahre Konzerte von Louis Armstrong, Ella Fitzgerald und Duke Ellington besuchen und mit seiner Kamera festhalten.

F. O. Bernstein verfolgt aufmerksam die Entwicklungen der Fototechnik, die er als künstlerische und technische Herausforderung sieht und weiterentwickelt. Mit einer selbstgebauten, transportablen und lichtstarken Blitzanlage, Farbfiltern und Farbfilmen experimentiert er in der freien Natur. Nach ersten Versuchen in den verschneiten Dolomiten und dem verwunschenen Bayerischen Wald fährt er mit seiner Frau für fünf Wochen nach Island. In der Landschaft der Schwefeldampfquellen gelingt es Bernstein, einen Geysir in seiner Bewegungsphase festzuhalten und mit der durch Funk ausgelösten Kolbenblitzanlage willkürliche Lichteffekte in die Landschaft zu setzen, um spektakuläre Fotografien zu zaubern. 1966/67 entwickelt F. O. Bernstein erstmalig eine elektronisch gesteuerte Mehrfachtonbildschau für Leitz. Aufträge für die Rosenthal AG und Renault Deutschland folgen. 1985 baut er ein eigenes Film- und Videostudio auf. Privat zieht es ihn immer mehr nach Amrum, wo er unabhängige Projekte verfolgt.

F. O. Bernstein gelingt es erfolgreich, Fotografie künstlerisch und ästhetisch anspruchsvoll in die Werbung und somit in den Alltag einzubringen und den Blick auf die kommerzielle Objektwelt mit zu prägen und zu gestalten. Unterschiedliche Aspekte des künstlerischen Werdeganges und Werkes des passionierten Fotografen F. O. Bernstein sind zu entdecken: F. O. Bernstein ein kritischer Beobachter, Bildjournalist, Werbefotograf, Gestalter und Tüftler.

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F.O. BERNSTEIN
Ein Fotografenleben
Kuratorin: Jeannette Stoschek