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Sies + Höke zeigt neue Werke des in Berlin lebenden Künstlers Florian Slotawa (*1972).

Slotawa verwendet in seinen Skulpturen, Installationen und Fotografien immer wieder Alltagsobjekte, die er ordnet, arrangiert und zueinander in Kontext setzt. Ende der 1990er Jahre wurde er mit der Fotoserie „Hotelarbeiten“ bekannt, für die er in nächtlichen Aktionen das Inventar verschiedener Hotelzimmer umstrukturierte, um die so geschaffenen temporären Skulpturen fotografisch festzuhalten. Auch mit den seit dieser Zeit entstehenden „Besitzarbeiten“ schafft er eine Reihe ebenfalls zeitlich begrenzter Installationen, deren Bestandteile aus seinem eigenen Haushalt stammen, wohin sie nach Ausstellungsende auch wieder zurückkehren. Diese Arbeiten zeichnen sich nicht nur durch ihre strenge Komposition und formale Kraft aus, sondern hinterfragen auch die Grenze zwischen Öffentlichem und Privatem und die Bedeutung von persönlichem Besitz.

Für seine fünfte Einzelausstellung bei Sies + Höke beschäftigt sich Slotawa weiterhin mit Gebrauchsobjekten, also „Readymades“ im klassischen Sinne, die er – und das ist neu – einander in Serien gegenüberstellt. Die Reihung und Typologisierung als künstlerisches Prinzip ist spätestens seit Bernd und Hilla Becher ein etabliertes Motiv in der Fotografie. Slotawa überführt es in den Bereich der Skulptur: Im Hauptraum der Galerie zeigt er sieben Motorräder aus den 1970er und 80er Jahren, die er allesamt auf denselben Erhaltungszustand brachte und schließlich neu lackieren ließ: genau in dem Farbton seines ersten Autos, eines VW Golf II. Die Maschinen, die sich in ihrer Größe und Bauart eigentlich deutlich unterscheiden, nähern sich durch die neue Farbigkeit einander an; markenspezifische Besonderheiten treten zurück zugunsten einer skulpturalen Einheit. Der Farbton wiederum generiert den Bezug zu Slotawas Biografie, durch den sein Werk durchgängig geprägt ist.

Während die Motorräder ein skulpturales Gewicht im Raum bilden, werden durch die begleitende schwarz-weiße Fotoserie die Unterschiede in Konstruktion und Details deutlich, und das Konzept der Reihung und Vergleichbarkeit tritt in den Vordergrund. Die Fotografien sind nüchtern und analytisch und damit konträr zur typischen Umsetzung des Genres. Auch der Eingriff des Künstlers in die Farbgestaltung wird durch das Schwarz-weiß der Bilder nicht transportiert – allein der Titel weist darauf hin: „grüne Motorräder“.

Reihungen von Readymades finden sich noch in weiteren Arbeiten dieser Ausstellung. “ALDI, LIDL, NETTO, PLUS“ z.B. zeigt vier Anordnungen von Küchenbedarf: Öl- und Essigflaschen, Gewürzsaucen, Salz und Pfeffer. Jedes der vier Sets wurde komplett bei einem der vier Deutschen Discounter erworben und spiegelt in den jeweiligen Flaschenfüllständen das in Slotawas Küche befindliche „Originalset“ wieder. „Sieben Seifen“ ist eine Reihe von Seifenhaltern, auf denen Slotawa farbige Seifen arrangiert hat. Es entsteht eine Typologie funktionalen Designs, gepaart mit einem konkreten künstlerischen Eingriff, einer Farbkomposition, die an klassische Stilllebenarrangements erinnert.

Florian Slotawa wurde 1972 in Rosenheim geboren und lebt in Berlin. Zu seinen Einzelausstellungen zählen P.S.1, MoMA, New York (2009); „Solothurn aussen“, Kunstverein Solothurn (2008); „One After the Other“, Arthouse, Austin (2007); „Land gewinnen“, Haus am Waldsee, Berlin (2005); „Bonn ordnen“, Bonner Kunstverein (2004) und „Gesamtbesitz“, Kunsthalle Mannheim (2002). Im Rahmen der „KölnSkulptur 6“ zeigt Slotawa ab dem 15. Mai 2011 eine Intervention im Skulpturenpark Köln. Für 2012 ist eine Einzelausstellung im Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Remagen, geplant.

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Florian Slotawa