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Flint House Lizard. Ani Schulze
Dauer: 3.07.2020 - 31.07.2020

Künstlerin: Ani Schulze
Kuratorin: Christin Müller

Unter dem Titel Flint House Lizard versammelt Ani Schulze den gleichnamigen Film sowie installative Stoffarbeiten und Zeichnungen in einer Ausstellung bei basis. Sie bilden eine fragmentarische Erzählung, bei der die Auswirkungen der Sonne auf unser menschliches Verhalten als Ausgangspunkt dienen.

Die filmische Arbeit Flint House Lizard (2019) kreiert einen surrealen Mikrokosmos, in dem sich Körper, Natur und Technik gegenseitig durchdringen und beeinflussen. Er referiert auf eine Theorie des russischen Wissenschaftlers und Kosmisten Alexander Chizhevsky (1897-1964), die besagt, dass soziale Entwicklungen und Massenbewegungen mit periodischen Sonnenzyklen zusammenhängen und von diesen beeinflusst werden. Im Film finden wir uns in einer scheinbar natürlichen Landschaft mit wurmartigen Gestalten und menschlichen Wesen wieder, die jenen Zyklen zu folgen scheinen. Vom Erwachen über das kollektive Erstarken bis hin zur anschließenden Apathie und Vereinzelung verbleiben die Figuren in einer Art Trancezustand. Der Film ist geprägt durch seinen Spannungsaufbau und der immerwährenden Durchbrechung eines einheitlichen Settings oder einer logischen Narration sowie durch einen Wechsel der filmischen Techniken und intensive Soundkompositionen. Die scheinbar entrückte Welt des Films bleibt bis zum Ende nicht greifbar, und doch zieht sich die Eidechse als konstantes Sinnbild der Erneuerung und Wiedergeburt durch den Film, der selbst einem geschlossenen Kreislauf zu folgen scheint.

Einzelne Formen und Elemente aus der filmischen Arbeit finden sich ebenso in den Zeichnungen sowie den Textilarbeiten der Künstlerin wieder. Unter dem Titel Durst referieren die Zeichnungen auf ein natürliches und existenzielles Bedürfnis, das sowohl als treibende Kraft oder verbindendes Grundbedürfnis verstanden werden kann, während die bedruckten Textil-Arbeiten auf eine körperliche Hülle sowie kultische Rituale verweisen.

Auf verschiedenen Ebenen taucht Ani Schulze ein in die Bedeutung der Sonnenzyklen und die Frage, wie sich diese auf mythologischer, technischer und wissenschaftlicher Ebene fassen lässt. Dabei gibt es keine eindeutige Antwort. Vielmehr erweisen sich die einzelnen Arbeiten in ihrer Zusammenstellung als fragmentarische Verweise auf einen Prozess von Kontrolle sowie auf das andauernde Verhandeln mit sich selbst und anderen. Die Werke erzählen weiterhin von einer unbestimmten Kraft und setzen damit körperliche Ermächtigung und kollektives Handeln in einen komplexen Bezugsrahmen. Beides verbleibt dabei in einem Schwebezustand zwischen kosmologischer Aufladung und technisierter Steuerung.

Ani Schulze (*1982) studierte an der Städelschule in Frankfurt am Main, an der Glasgow School of Arts sowie an den Kunstakademien Düsseldorf und Karlsruhe. Ihre Arbeiten waren bereits in einer Reihe von Einzel- und Gruppenausstellungen, Screenings und Talks, unter anderem im Salzburger und im Kölnischen Kunstverein, im I: Project Space in Beijing, in der Kunsthalle Schirn in Frankfurt, in der Galerie Nagel Dragxler/ Reisebürogalerie in Köln, auf dem Kurzfilmfestival Oberhausen sowie in der Extra City Kunsthal in Antwerpen zu sehen.

Die Ausstellung wurde unterstützt von:
Kulturamt Frankfurt

Der Film wurde unterstützt von:
innogy Stiftung