Kunstbunker Tumulka

Prinzregentenstraße 97a
81677 Munich

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artist / participant

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Der Kunstbunker Tumulka zeigt zur "OPEN - ART 2000" erstmals in München die 1988 entstandene Serie "zeige mir einen Helden ... und ich zeige Dir eine Tragödie." des Aktionskünstlers Wolfgang Flatz. Alles, was FLATZ an Handlungen ersinnt, sind Anweisungen zu Interaktionen zwischen dem Künstler beziehungsweise seinen Gestaltungen und der Öffentlichkeit, ist immer Demonstration und Appell. Auch oder gerade wenn es ihm nicht Partner sein will, zwingt er das Publikum zur Partnerschaft, einer Partnerschaft, die dieses mit Recht beargwöhnt, denn hinter dem vordergründigen Spiel wird deren abgründiger Ernst allzubald sichtbar. Nicht lange, so bilden Künstler und Betrachter vis - à - vis eine Zwangsgemeinschaft auf Leben und Tod - wie im richtigen Leben. Denn Öffentlichkeit, die sich der Kunst verweigert, hat sich allein dadurch schon selbst verurteilt. Das Demonstrationsprinzip bei FLATZ ist immer so kompliziert wie nötig und so einfach wie möglich angelegt, denn auf der Suche nach der anschaulichen Form möchte er seinen Zuschauer nicht nur nicht verfehlen, sondern treffen. Nun handelt diese Ausstellung, anders als die Performance vor Publikum, zwar von Bildern, die als Diptychen These und Antithese bereits in sich selber einander entgegen führen, so daß der Betrachter und seine herkömmliche Rolle eines Synthetikers von Vorgaben zurückgeworfen wird . Ihre dialektische Mitgift drückt sich jedoch schon im Ausstellungstitel aus, der eine Frage - und Antwortspiel entfaltet.: "Zeige mir einen Helden ...". Was ein Held ist, wissen wir, ohne unsicher zu werden , offenbar alle. Helden überleben ihren Tod, ob im Kyffhäuser oder im Lateinunterricht, auf Briefmarken oder in Straßennamen. Denn Heldenglanz und Heldentaten von Julius Cäsar bis John Lennon beglaubigen uns die Richtsätze unseres Denkens und Handelns.: Heldenverehrung bedeutet, Zweifel von vornherein nicht zuzulassen. FLATZ führt uns 40 Kandidaten vor, deren Heldentum auf verschiedenen Feldern so unstrittig wie unausweichlich ist; sie alle erfüllen unsere Kriterien für heiliges oder unheiliges Heldentum. "...und ich zeige Dir eine Tragödie". Eine Tragödie ist das Drama von erschütterndem Untergang, unverdientem Leid, schicksalhaften Konflikten zwischen Freiheit und Notwendigkeit, eine Konstellation, die Heldentum verdunkelt und bestenfalls Mitleid, schlimmsten Abscheu verhängt.. Gehen wir Helden zerstören ... Destruktion ist der Schlüsselbegriff für alles, was FLATZ im Sinn hat. Er bricht damit ein Tabu, denn Zerstören als Prinzip, ist das sittlich zuverlässig ? Zerstörung ist aus dem positiven Zentralverzeichnis der humanen Werte verbannt: einen funktionierender Gegenstand, eine Freundschaft, eine Kultur zerstören wir nur um den Preis der Ächtung. Gleichwohl wird alles Geschaffene zerstört, sobald seine Wächter ermüden. Die Faszination der Macht liegt in ihrer Vollmacht, zu zerstören, und sobald sie ihr unfriedliches Zerstörungswerk beginnt, findet sie unser unheimliches Interesse: die Griechen vor Troja, Attila, Napoleon Bonaparte, Adolf Hitler. Indem sie jedoch ihr Zerstörungswerk vollenden , scheitern diese Helden zugleich auch selber. Aber selbst die das Gute wollen, können die Gewalt nicht von sich fernhalten, sondern fordern sie unwillentlich um so unabwendbarer heraus und bringen hervor, wogegen sie antreten: Jesus von Nazareth, Sophie Scholl, Martin Luther King, Rudi Dutschke. Sie entrinnen nicht ihrer persönlichen Tragödie, deren Glorie ihr meist nutzloses Selbstopfer heldisch verklärt. Wenn FLATZ das unangefochtene Leben der Helden im allgemeinen Bewußtsein stört, indem er sie neben die Wirklichkeit ihrer Taten oder neben die Taten ihrer Wirklichkeit zwingt, zeigt er uns nicht weniger als den Grundsatz moralischer Fehlbeträge der menschlichen Gemeinschaften. Denn jeder Name in ihrem Heldenregister verkörpert im politischen und kulturellen Leben einen Wert, der sich historisch als falsch genug erwiesen hat, um eine Tragödie anzustiften.

Johann-Karl Schmidt Pressetext

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Flatz ZEIGE MIR EINEN HELDEN...