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Ab Februar 2014 präsentiert die Hamburger Kunsthalle eine ungewöhnliche Doppelschau zu Anmut, Erotik und der Verehrung von Musen und Models, indem sie Gemälde von Anselm Feuerbach mit noch nie gezeigten Photographien von Karl Lagerfeld zusammenführt. Auf ähnliche Weise suchen Feuerbach und Lagerfeld nach einer Aktualisierung der in der Antike begründeten idealen, zeitlosen Schönheit. In der Ausstellung wird der Kult um Schönheit, der das Modell zur Ikone stilisiert, thematisiert. Von Feuerbach sind über vierzig Arbeiten vornehmlich aus den Jahren 1860-70 in der Ausstellung zu sehen. Die Werke sind Leihgaben aus dem Feuerbachhaus Speyer, sowie aus zahlreichen deutschen, schweizerischen und österreichischen Museen und Privatsammlungen. Karl Lagerfeld schuf speziell für die Ausstellung eine Serie von rund sechzig schwarz-weiß-Photographien. Die präsentierten Werke sind überwiegend großformatig und wurden in einem aufwändigen Verfahren auf silber- und goldfarbenes Gewebe gedruckt.

Anselm Feuerbach (1829–1880), einer der bedeutenden deutschen Maler der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, lebte ab 1856 in Rom. Die Stadt war mit ihrer Prachtarchitektur und der umliegenden heroischen Landschaft ein Sehnsuchtsort, der wie kein zweiter geeignet schien, die klassischen Ideale der Antike künstlerisch wiederzubeleben. Feuerbach widmet sich antiken Sujets und füllt sie zugleich mit Phantasie und persönlichem Empfinden. Am spannungsreichsten zeigt sich dies in der 1860 begonnenen Serie von einzigartigen Bildnissen, welche die von Feuerbach als Modell und Muse verehrte Anna Risi, genannt Nanna, darstellen. Der Künstler malte Nanna in unterschiedlichsten Rollen und feinfühlig gestalteten Inszenierungen, die von einer nahezu kultischen Verehrung für sein Modell zeugen. Nachdem Nanna Feuerbach 1865 verließ, folgte ihr das Modell Lucia Brunacci. Ähnlich wie Nanna entsprach sie mit ihrem griechischem Profil und dem vollen dunklen Haar dem klassischen Schönheitsideal der Zeit. Lucia inspirierte Feuerbach zu imposanten Darstellungen mythologischer Themen, die den Höhepunkt seines Oeuvres bilden.

„Glücklich ist derjenige, den die Musen lieben" schreibt der griechische Dichter Hesiod, und so stellen die Musen das Sinnbild jener höheren Kraft dar, derer es nach antiker Vorstellung bedarf, um schöpferisch tätig zu sein. Der Bilderzyklus Moderne Mythologie (2013) von Karl Lagerfeld widmet sich der antiken Liebesgeschichte von Daphnis und Chloe und zeigt Models wie Baptiste Giabiconi und Bianca Balti, die Lagerfeld über mehrere Jahre bei der Arbeit begleiteten. Die Geschichte des Dichters Longus erzählt von einem Jungen und einem Mädchen, die elternlos bei Hirten aufwachsen und im Laufe der Jahre eine große Zuneigung füreinander entwickeln. Seit der Renaissance ist die Erzählung vielfach künstlerisch aufgegriffen worden. Lagerfelds Aufnahmen stehen in einer Reihe mit Werken von Pierre Bonnard, François Boucher oder Aristide Maillol, welche die antike Textquelle als Sinnbild idyllischen Lebens präsentieren. Die Inszenierungen Karl Lagerfelds sind vor der malerischen Naturkulisse Südfrankreichs entstanden und zeugen von einer Aktualisierung des antiken Themas.

Zur Ausstellung entstehen zwei Publikationen: Der Katalog zu Anselm Feuerbach wird gemeinsam mit dem Museum Wiesbaden veröffentlicht und stellt die Gemälde und Zeichnungen Feuerbachs aus kunstwissenschaftlicher Perspektive vor. Der zweite Band vereint die Photographien Karl Lagerfelds mit Longus' mythologischer Erzählung von Daphnis und Chloe in einem bibliophilen Buch, das durch den Verleger Gerhard Steidl aufwendig produziert wird.

Kuratoren: Prof. Dr. Hubertus Gaßner und Luisa Pauline Fink

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Feuerbachs Musen – Lagerfelds Models

Künstler:
Anselm Feuerbach, Karl Lagerfeld

Kuratoren:
Hubertus Gaßner, Luisa Pauline Fink