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Der Bezug zu mehr oder weniger existentiellen Alltagsgegenständen spielt in den Arbeiten von Felix Schneeweiß eine wichtige Rolle. Die individuelle Darstellung von Begriffen des persönlichen und sozialen Werdegangs, wie Erfolg und Zugehörigkeit, Scheitern und Ausgrenzung, Vergangenheit und Zukunft, Schein und Realität, bilden in den Installationen und Zeichnungen wichtige Eckpunkte. Intime Geständnisse sind in den Arbeiten zu finden, die Botschaften sind verschlüsselt und dennoch begegnen sie uns wie aus der eigenen Erinnerung. In seinen früheren Arbeiten spielte Schneeweiß mit seinem Namen wie mit einem Markensymbol, einem Tag. Schneeweiß – der eigene Name als Etikett auf Anzughüllen, als Druck auf einer Postkarte, als Unterschrift auf einem Baseball oder als Großflächenplakatwand wurde so zum Spiel mit der eigenen Persönlichkeit und zu einem wiederkehrenden Element. Die suggestive Kraft von Symbolen übt eine ungebrochene Faszination auf den Künstler aus. Schaffen Symbole eine eigene Identität, verlieren wir unsere Identität mit ihrem Verlust. Könnte als Überschrift über dem Werk stehen, es geht immer wieder um die eigene Persönlichkeit, die Auseinandersetzung mit Gefühlen, die durch Ereignisse und Orte geschaffen werden. Da steht ein Servierwagen aus einem uns unbekannten Hotel mit Stoffservietten und Visitenkarten mit der Zahl 27 auf der Vorderseite und für uns nicht sichtbar, auf der Rückseite die Zahl 28. Schnittstellen einer Entwicklung zwischen zwei Jahren des Lebens. Die 27, in jenem Lebensjahr verloren oder verließen berühmte Künstler ihr Leben. Die 28 folgt, sie ist in der Installation verborgen, auf den ersten Blick unsichtbar und hat scheinbar keine Bedeutung. Es sind intime Geständnisse des Künstlers an sich selbst. Melancholie ist es, die nicht in den Arbeiten, sondern in unser Bewusstsein kommt. Schneeweiß löst die Gegenstände aus ihrem alltäglichen Zusammenhang und arrangiert sie in einem neuen Kontext. Die Gegenstände für sich haben ihre Bedeutung, sie sind durch unsere Erfahrungen symbolhaft aufgeladen, in ihrem neuen Zusammenspiel wird ihre Symbolkraft fast unerträglich erhöht. Die Bilder unserer Erfahrungen entstehen nicht plakativ in den Installationen, sie entstehen in unserem Bewusstsein. Die Oberfläche eines Tablettes des Zimmerservices wie zufällig, fast vergessen, auf dem Boden liegen gelassen, wird bespielt von zwei Casinowürfeln und einer zerrissenen Perlenkette. Die Überhöhung dieser „Szene“ setzt sich bei Schneeweiß in der Wahl seiner Materialien, ihrer Herkunft fort. Die Würfel auf dem Tablett sind aus dem 2007 abgerissenen legendären Hotel und Casino „New Frontier Hotel“ auf dem Strip in Las Vegas. Seine Arbeiten wirken wie Versatzstücke aus der eigenen unerfüllten Fantasie, der Sehnsucht nach einem Leben in der Vergangenheit und dennoch stehen Schnittstellen der Gegenwart dem gegenüber. Die Zeichnungen von Schneeweiß entstehen in den meditativen Phasen zwischen der Arbeit an seinen Installationen. „Ich muss den Kopf erst frei haben, eine Installation muss abgeschlossen sein.“ Es sind keine Entwurfskizzen zu seinen Installationen, sie sind eigenständig und tragen sich dennoch mit der Auseinandersetzung der Wichtigkeit von Symbolen unserer Umwelt. Die Arbeiten von Felix Schneeweiß konfrontieren uns mit unseren eigenen Symbolen, welche wir erfunden und erwählt haben um unsere Identität zu stärken und uns eine Flucht aus ihrer Belastung zu erlauben. Den Besucher der Ausstellung verabschiedet ein Blumenstrauß in einer Plastiktüte an der Klinke einer Tür – „Lovers must be told you that“.