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„Mode ist immer ein Ausdruck von Zeitgeist, vielleicht sogar der beste Indikator“ F.C. Gundlach

Ab November 2009 präsentiert der Martin-Gropius-Bau mit der Ausstellung „F.C. Gundlach. Das fotografische Werk“ die definitive Retrospektive des fotografischen Lebenswerkes eines der bedeutendsten Modefotografen, der von Mitte der 1950er Jahre bis 1990 für die wichtigsten Magazine und Publikationen arbeitete. Neben vielen bekannten Bildern zeigt die bisher umfangreichste Präsentation viele unbekannte Facetten des Werkes von F.C. Gundlach. Die Kuratoren Klaus Honnef, Hans-Michael Koetzle, Sebastian Lux und Ulrich Rüter erlauben als Ergebnis mehrjähriger Recherchen einen neuen Blick auf das fotografische Œuvre F.C. Gundlachs: seine Wurzeln im Bildjournalismus, das Spezifische seiner Bild-Ästhetik, sein Denken in Serien und Sequenzen, seine narrativen Ansätze.

Die Schau berührt gesellschaftliche und kulturelle Ereignisse und Entwicklungen über mehrere Jahrzehnte hinweg. Die experimentellen Beispiele der ersten Werkphase aus dem Paris der 50er Jahre etwa, die prägnanten Porträts der führenden Darsteller und Regisseure des westdeutschen und des internationalen Films sind ebenso zu sehen wie die frühen Reportagen und F.C. Gundlachs weitgehend unbekannte Kinderbilder. Erstmals in diesem Umfang wird auch F.C. Gundlachs Zeitschriftenarbeit, insbesondere für Film und Frau (1951-1965) und Brigitte (1963-1986) dargestellt. Neben Fotografien werden auch die Titelblätter und eine reichhaltige Auswahl von Doppelseiten seiner Bilder in den Kontexten der Zeitschriften gezeigt. Deutlich wird in der Gesamtschau Gundlachs auch Aufgeschlossenheit gegenüber fototechnischen Neuerungen (Kleinbild-Fotografie, Elektronen-Blitz oder Farbe).

Seine Modeproduktionen führten ihn sowohl nach Paris und New York als auch nach Ägypten und Marokko. Diese Fotografien – vielfach gedruckt – sind zu Schlüsselmotiven in seinem Werk geworden. F.C. Gundlachs beeindruckende Reise-Reportagen hingegen entstanden u. a. in Argentinien, Brasilien, Peru, Japan, Kambodscha, Thailand, Vietnam und werden in Berlin erstmals zu sehen sein. Original-Dokumente zur Vita skizzieren anschaulich den Lebensweg des Fotografen. In einem einstündigen, speziell für diese Ausstellung vom Filmemacher Reiner Holzemer produzierten Film-Interview kommentiert F.C. Gundlach seine Arbeitsweise selbst. Zu besichtigen ist: ein Lebenswerk zwischen Dokumentation und Inszenierung, zwischen angewandten und freien Arbeiten.

F.C. Gundlach, 1926 in Heinebach (Hessen) geboren, gilt als bedeutendster Modefotograf der frühen Bundesrepublik. Rund vier Jahrzehnte die internationale Mode begleitend, hat er mit seinem Werk selbst ein Stück Modegeschichte geschrieben und die Wahrnehmung von Mode in Deutschland wesentlich geprägt. Er setzte die sich stets verändernden Moden in Szene, definierte diese über Posen und Gesten der Models, wählte Requisiten und Locations aus und reflektierte so gleichsam Schönheitsideale und Modegeschichte im gesellschaftlichen Wandel. F.C. Gundlach veröffentlichte als Fotograf im Auftrag Reportagen, Theater- und Filmberichte und kam über die Arbeit für die Zeitschrift Film und Frau zur Modefotografie. Seine Aufnahmen erschienen u.a. in: Deutsche Illustrierte, Stern, Revue, Quick, Elegante Welt, Film und Frau, Annabelle, Brigitte, Twen und Deutsch. Allein für Brigitte produzierte F.C. Gundlach zwischen 1963 und 1986 mehr als 5.500 Modeseiten sowie rund 180 Titelbilder.

Nicht nur Fotograf, auch leidenschaftlicher Förderer der Fotografie 1967 gründete F.C. Gundlach die Firma CC (Creative Color GmbH), 1971 die Firma PPS. (Professional Photo Service) als Dienstleistungsunternehmen für Fotografen mit Schwarzweiß- und Farblaboren, Rent-Service, Mietstudios und Fachbuchhandlung. Die 1975 gegründete PPS. Galerie F.C. Gundlach war eine der ersten Fotogalerien Deutschlands und zeigte bis 1992 rund 100 Ausstellungen. F.C. Gundlach lehrte an der Hochschule der Künste, Berlin und kuratierte viele Ausstellungen zur Mode und Modefotografie im In- und Ausland. Im Jahr 2000 gründete F.C. Gundlach die Stiftung F.C. Gundlach, deren Aufgabe das Bewahren, Erschließen und Präsentieren seiner umfangreichen Sammlung sowie des Werkes von F.C. Gundlach ist. 2003 wurde F.C. Gundlach Gründungsdirektor des „Hauses der Photographie“ in den Deichtorhallen Hamburg, dem er seine Sammlung „Das Bild des Menschen in der Photographie“ als Dauerleihgabe zur Verfügung stellte.

Katalog Die gleichnamige Monografie zur Ausstellung, die in deutscher und englischer Ausgabe im Steidl Verlag Göttingen erscheint, spiegelt vier Jahrzehnte Schaffenskraft des Fotografen F.C. Gundlach. Der Band ist das Ergebnis mehrjähriger Recherchen. Die Auswahl versammelt rund 300 Fotografien, darunter zahlreiche Schlüsselwerke sowie viele selten oder noch nie gezeigte Arbeiten. Zeitschriften, Magazine und Broschüren dokumentieren F.C. Gundlachs Arbeit im Spiegel von Editorial und Werbung. Der Band zeichnet das Bild eines großen Fotografen, der es souverän verstand, sich über den „geronnenen Gegensatz des zweckfreien und des zweckvollen“ (Th. W. Adorno) in der Bildkunst hinwegzusetzen. Herausgegeben von Klaus Honnef und Hans-Michael Koetzle in Zusammenarbeit mit Sebastian Lux und Ulrich Rüter. Steidl Verlag Göttingen, 2008. Leineneinband, 448 Seiten.

Die Kuratoren Klaus Honnef, geboren 1939 in Tilsit. Publizist und Ausstellungsmacher. Seit 1968 Kurator „Gegenverkehr“, Aachen (bis 1970), Direktor Westfälischer Kunstverein, Münster (bis 1975), 1974–1999 Ausstellungschef Rheinisches Landesmuseum Bonn, Mitorganisator documenta 5 und documenta 6, Kassel. 1980–2004 Professor für Theorie der Fotografie, Kunsthochschule Kassel. Zahlreiche Ausstellungen und Kataloge, zuletzt Heinz Hajek-Halke. Form aus Schatten und Licht (2005), Martin Munkacsi (2005), Deutsche Fotografie im 20. Jahrhundert (2003) und gemeinsam mit Gabriele Honnef-Harling Von Körpern und anderen Dingen (2003).

Hans-Michael Koetzle, geboren 1953 in Ulm. Schriftsteller, Publizist und Ausstellungsmacher. 1996–2007 Chefredakteur der Zeitschrift Leica World. Zahlreiche Ausstellungen, zuletzt Theodor Hilsdorf (2007), René Burri (2004) und twen – Revision einer Legende (1995). Zahlreiche Buchpublikationen, zuletzt Lexikon der Fotografen (2002), Willy Fleckhaus (1997), Photo Icons (2001) und Das Foto – Kunst- und Sammelobjekt (1997).

Sebastian Lux, geboren 1971 in Göttingen. Kunsthistoriker und Literaturwissenschaftler. Seit 2003 wissenschaftlicher Mitarbeiter und Kurator der Stiftung F.C. Gundlach. Mitwirkung an Ausstellungen und Katalogen, zuletzt Martin Munkacsi (2005) und Bilder machen Mode (2004).

Ulrich Rüter, geboren 1965 in Hamburg. Kunsthistoriker und Dozent für Fotografiegeschichte. Seit 2002 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung F.C. Gundlach. Mitwirkung an Ausstellungen und Katalogen, zuletzt Die Pose als Körpersprache (2007) und Martin Munkacsi (2005).

F.C. Gundlach. Das fotografische Werk Ausstellung 20. November 2009 bis 14. März 2010 Veranstalter Berliner Festspiele. Eine Ausstellung der Stiftung F.C. Gundlach Hamburg. Kuratoren Klaus Honnef, Hans-Michael Koetzle, Sebastian Lux, Ulrich Rüter

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F.C. Gundlach. Das fotografische Werk
Kuratoren: Klaus Honnef, Hans-Michael Koetzle, Sebastian Lux, Ulrich Rüter