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fast um$onst vereint kritische wie ironische Positionen von insgesamt 30 Künstlerinnen und Künstlern zur derzeitigen gesellschaftlichen Situation. In Berlin wie in Deutschland regiert der Rotstift. Alle reden von leeren Staatskassen und der Eigenverantwortung, die jeder jetzt für sich übernehmen muss. Deregulierung, Rationalisierung, Entlassung, Arbeitslosigkeit, Vereinzelung und Entsolidarisierung werden zu gesellschaftlichen Phänomenen eines Staates, der sich im Stil eines Wirtschaftsunternehmens gebärdet. Das Bild des Künstlers als Inbegriff des kreativen, nicht entfremdeten Arbeiters, der alle Produktionsmittel in den Händen hält, wird zum staatlich geförderten Wunschbild und findet seine Ausprägung in der so genannten ICH-AG.

fast um$onst ist eine Kunstausstellung zur ökonomischen Bestandsaufnahme einiger Facetten des immer stärker werdenden Neoliberalismus und zu Strategien des Durchwurstelns (selbstorganisierten fantasievollen Handelns) nach dem Ende der New Economy. Wir haben Künstlerinnen und Künstler ausgewählt, die den Dienstleistungssektor thematisieren, sich ihm aber verweigern und einen Ausweg aus dem ewigen "Für-zu-wenig-Geld-arbeiten-müssen" zumindest erträumen.

fast um$onst fördert Kritik und Improvisation im Kampf gegen Einschränkungen der Lebensqualität. Den Zwang zur Selbsthilfe beantwortet fast um$onst mit der Lust am Selbermachen. Demokratisierung von künstlerischen Prozessen, wie auch die Teilhabe daran sind uns ein Anliegen. Diesen Anspruch verwirklicht fast um$onst durch offene Workshops, wie dem Atelier populaire, Siebdruck mit Gertud Fischbacher (16./17. März), oder dem Geld-Lieder-Abend mit DJ-Everybody (2. April), an dem zum DJ werden kann, wer seine Platten mit Geldliedern mitbringt. Unterwegs - die Trampelbücher (26. März), der Abend mit Kaaren Beckhof widmet sich der vergessenen Kulturtechnik des Trampens. Jeder kann die eigenen Reiserouten auf einem Plan in der Galerie eintragen. Bitte wenden Barbara Loreck und Steffi Weismann fordern die Besitzer wertlos gewordener europäischer Devisen auf, sie dem kulturellen Austausch zur Verfügung zu stellen, in "Money Transfer - où sans argent tu ne manges pas" (18. April) berichten sie von ihren Reisen und Erlebnissen. Primärenergie fordert bei fast um$onst auf, sich an ihrem fürs nächste Jahr geplanten Kongress, Finanzierungsstrategien am Rande des Machbaren zu beteiligen, dazu hat sicher jede/r etwas beizutragen (21. März, 2. April) Das von Capital Training im Rahmen der Ausstellung organisierte Congress Coaching 2004 bietet die Möglichkeit, an einer Fortbildung für Medienkünstlerinnen teilzunehmen und Hilfestellung zur beruflichen Neuorientierung und Professionalisierung zu erhalten. Über den im Januar 2004 ausgeschriebenen Publikums-Wettbewerb Goldregen - Geldsegen sichern wir nicht nur die Teilhabe des Publikums an der Kunst (drei GewinnerInnen erhalten ein Gemälde nach ihrer Vorlage, ausgeführt von der Berliner Künstlerin Astrid Küver) sondern materialisieren damit auch ihre Wünsche und Sehnsüchte von Reichtum und Luxus durch den ideellen Wert eines Kunstwerks. Die Selbstbedienungszentrale von Claudia Burbaum, Folke Köbberling und Martin Kaltwasser (Öffnungszeiten: Fr-So 15-18.30 Uhr) realisiert das Modell einer Gratisökonomie, in der Dinge ohne Zwang von Tausch und Bezahlung weitergegeben werden können. Sie reagiert ganz pragmatisch auf die veränderten ökonomischen Gegebenheiten und fordert auf zur Interaktion mit den KünstlerInnen und dem Publikum.

In der Ausstellung vertreten sind (in alphabetischer Reihenfolge der AutorInnen): "Die Trampelbücher" Kaaren Beckhof; Installation, Veranstaltung "Re:represent" Blank & Jeron; Installation "Capital Training Congress Coaching 2004" von Ellen Nonnenmacher mit Helene von Oldenburg, Claudia Reiche, Valie Djordjevic, Kerstin Weiberg, Verena Kuni; Diaschau, Kongress "Eine neue Herausforderung bundesweit" Angélica Chio, Rüdiger Stern; Videoprojektion "Atelier populaire" mit Gertrud Fischbacher; Siebdruckworkshop "Scheinwelten - Tütengeld" Tina-Marie Friedrich; Malerei "Untitled" Sofia Hultén; Video "Alle Waren Reduziert" Christine Kriegerowski; Diaschau "Goldregen - Geldsegen" Astrid Küver; Auftragsmalerei "Money Transfer - où sans argent tu ne manges pas" Barbara Loreck, Steffi Weismann und Gäste; Performance "Primärenergie" Uli Ertl, Mirjam Junker, Barbara Loreck, Conrad Noack, Rut Waldeyer; Informationstisch "The best things in life are free" Anton Rabe, Inger Schwarz; Performance "Selbstbedienungszentrale" Claudia Burbaum, Martin Kaltwasser, Folke Köbberling; interaktive Installation oder einfacher: Laden "busking DX 386" Alexej Shulgin; Installation "Money-multiplier" Tiger Stangl; Installation "DJ-Everybody" Betty Stürmer; Veranstaltung, Line-Up-Lists "Give me more" Claudia Tribin; Installation

Zur Ausstellung erscheint ein 96-seitiger Katalog mit Beiträgen von Capital Training, Valie Djordjevic, Haytham el Wardany, Ulrich Heinke, Kolja Kohlhoff, Barbara Loreck, Patricia Rodriguez Rosas, Selbstbedienungszentrale, Christoph Tempel und Holger Trop. Katalogpräsentation am Freitag, den 2. April 2004, 19 Uhr in der Ausstellung.

fast um$onst - Arbeitsgruppe der NGBK: Haytham el Wardany, Tina-Marie Friedrich, Christine Kriegerowski, Christoph Tempel, Claudia Tribin

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fast um$onst
Gegen die Durchökonomisierung des Daseins
Eine Ausstellung zu Dienstleistung, Kunst, sozialen und kulturellen Aktionen

Künstler / Autoren: Kaaren Beckhof, Blank & Jeron , Ellen Nonnenmacher, Helene von Oldenburg, Claudia Reiche, Valie Djordjevic, Kerstin Weiberg, Verena Kuni, Angelica Chio, Rüdiger Stern, Gertrud Fischbacher, Tina-Marie Friedrich, Sofia Hulten, Christine Kriegerowski, Astrid Küver, Steffi Weismann, Uli Ertl, Mirjam Junker, Barbara Loreck, Conrad Noack, Rut Waldeyer, Anton Rabe, Inger Schwarz, Alexei Shulgin, Tiger Stangl, Betty Stürmer, Claudia Tribin, Selbstbedienungszentrale  (Claudia Burbaum, Martin Kaltwasser, Folke Köbberling)