press release only in german

Der Zusammenhang von Farbe und Klang beschäftigt Wissenschaften und Künste seit jeher auf unterschiedliche Weise. Das diesjährige „Internationale Klangkunstfest farb_laut“ widmet sich dieser Thematik aus dezidiert klangkünstlerischer Perspektive, begleitet von konzertant-performativen Werken in verschiedenen neuen Medien und wissenschaftlicher Reflexion. In einer globalisierten Welt und dem digitalen Zeitalter einer omnipräsenten Technologie treten Fragen nach veränderten Inhalten und dem heutigen Empfinden der Wechselverhätnisse von Farbe und Klang in den Mittelpunkt. Die drei Konstituenten des Festivals Ausstellung, Konzert/Performance und Symposium kommentieren und ergänzen einander. Die Ausstellung im Kunstverein Tiergarten präsentiert sieben Positionen zeitgenössischer Klangkunst. Mit „Grigio due“ erzeugt Hauke Harder ein klangfarbliches, dämmerndes Grau aus minimalen Schwebungen zwischen drei sehr leisen Sinustönen, die sich langsam im Raum entfalten. Die raumgreifende Video-Klang-Installation „Area Contra Punctus 3“ von Adam Geczy und Thomas Gerwin arbeitet dagegen mit kräftigen Farb- und Klangkonstrasten, die im Zusammenklang feinste Irregularitäten aufweisen und so einen filigranen, sich ständig verändernden rhythmischen Kontrapunkt erzeugen. Mit seiner Arbeit „Passage“ setzt Seiji Morimoto wiederum auf sehr leise Klänge. Weißes Radiorauschen wird in einen kleinen Steinhaufen projiziert und von dort, sanft verändert, in Echtzeit wieder abgenommen. Die Video-Klang-Installation „Disobey This Command“ von Douglas Henderson und David Brody zeigt in einer Video-Animation, wie sich eine einfache, gezeichnete Struktur durch organische Teilung und Wachstum in ein hochkomplexes Gebilde verwandelt. Bild und Ton bewegen sich dabei im Grenzbereich zwischen Architektur und Biologie. Die interaktive Video-Klang-Installation „Pray for Art“ von Wolfgang Spahn generiert innerhalb eines Triptychons symmetrisch sich aus der Mitte nach außen bewegende, asymmetrische Farbfl ächen, die durch ein speziell entwickeltes Interface in Form eines Betstuhles verändert und beeinflusst werden können. Die ebenfalls interaktive Klang-Licht-Installation „augen-auf-schlag“ von Thomas Gerwin und Wolfgang Spahn bietet dagegen ein Instrument zum Generieren und Spielen von Klängen und Farbkombinationen. Drei aufeinander projizierte Flüssigmetall-Lösungen verfärben und verformen sich – getriggert durch ein kleines elektronisches Schlagzeug-Set. Beim intuitiven musikalischen Spiel auf diesem Licht- und Klang-Instrument können optische und klangliche Auswirkungen der digitalen RGB-Farbmischgesetze erzeugt und erfahren werden. Christina Kubisch fertigte die Installation „Über die Stille“ als neue Arbeit Ihrer gleichnamigen, 1996 begonnenen Werkgruppe ebenfalls speziell für diese Ausstellung an. Sie arbeitet hier nur noch mit einem innerem, vorgestelltem Klang, der sich durch weiß leuchtende Textfragmente auf einer weißen Wand in Beziehung zum realen akustischen Raum setzt. Die durch die Kombination und den Kontrapunkt der verschiedenen Arbeiten stetig neu entstehende „farb_laut“-Klanglandschaft selbst hat als achtes Exponat der Ausstellung weder einen festlegbaren Ort noch eine spezielle Farbe. Dieser begehbare Soundscape kann in der Bewegung mit dem eigenen Körper im Raum erfahren werden.

Kuratiert von Thomas Gerwin.

Eine Ausstellung im Rahmen des "Internationalen Klangkunstfests farb_laut".

www.inter-art-project.de