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Das Œuvre des italienischen Künstlers Fabrizio Plessi ragt wie ein eratischer Block zwischen den Künstlern der arte povera und den viel jüngeren der Transavanguardia hervor. Seit Jahrzehnten beschwört Plessi durch seine Arbeiten Geschichtlichkeit und Mythologie, Topoi von Feuer und Wasser evozieren die Präsenz der Unendlichkeit von Raum und Zeit, zunächst realiter, dann immer eindringlicher repräsentiert durch technische Elemente. Elektronische Gewässer, flimmernde Feuer, fließende Zeit und aufgetürmte Geschichte manifestieren sich in seinen raumgreifenden Videoskulpturen, als deren Begründer er in die Kunstgeschichte eingegangen ist.

Plessis Arbeiten stehen stets an den Schnittpunkten zwischen Sein und Schein, Realität und Fiktion, Arte Povera und Medienkunst, Archaik und High Tech. In der Ausstellung der Galerie werden einige seiner bedeutendsten Arbeiten der letzten Jahre zu sehen sein: „Movimenti catodici Barocchi““ (1996/2002), sich um ihre eigene Achse langsam drehende, verkehrt aufgehängte Beichtstühle, die in ihrer überlebensgroßen Form und Gruppierung an einen schwermütigen „dance macabre“ (Gérard Goodrow) erinnern. „Le Cariatidi dei Poveri“ (1996), den zivilen Opfern der Massaker in Sarajewo gewidmet, gemahnen an das erzwungene Nomadentum, verursacht durch unsere zivilisatorischen Dramen. Türme von Koffern, schwächlich beleuchtet durch vereinzelte Glühbirnen, verwandelt in Stelen des Grauens.

In „Digital Stones“ (2004) verschmelzen zwei unterschiedliche Elemente ineinander: eines, das der Künstler seit vielen Jahrzehnten kultiviert, nämlich das des elektronischen Gewässers mit einem in Plessis Arbeit neu entdeckten: der Schrift, genauer gesagt, dem Wort. Hinter der Perforation „ART“ rauscht Wasser. Das Transportmittel Wasser, auf dessen reflektierende, kommunizierende Eigenschaft Plessi immer wieder setzt, leitet in eine übergeordnete, metaphysische Ebene, wie eben die Kunst an sich auch. Das Thema Traum ist ebenfalls ein neues Element in Plessis Arbeit (Traumwelten nannte sich die Retrospektive 2004 im Martin Gropius-Bau in Berlin). In der Arbeit „TRAUM“ (2004), einer Videoinstallation mit einer Marmorplatte als Projektionsfläche (Traum-Träger), bewirkt die Benennung des Wortes „Traum“ die Aufhebung der Gravität des Materials.

Pressetext

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Fabrizio Plessi: Digital Stones