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Ein Mann, der nachts einen unverständlichen Satz von seinem Balkon in die menschenleere Stadt schreit / ein Umzugskarton, in dessen Inneren ein einsames und aufgegebenes Leben abläuft / nicht kommunizierende Inseln, deren Bewohner selbstbezogenen Beschäftigungen nachgehen / ein Mensch, der in einem seltsamen Schutzraum lebt und kryptische Pläne der idealen Welt entwickelt / ein Lastwagen, auf dessen Ladefläche ein beheizter Ofen der danebenliegenden Matratze Wärme gibt / Grundrisse unmöblierter Wohnungen voller Phantasmagorien / eine Bühne, auf der eine Person mit ihrem Spiegelbild spielt / ein Aufzug aus dem öffentlichen Raum in den privaten Raum, gelegen in verwaisten Fussgängerzonen./ eine Frau ,die sich durch einen Nachmittag zappt / eine Eremitenhotline…

Gemeinsam ist diesen beispielhaften Bildern der Versuch, sich künstlerisch dem Begriff/dem Bild des Eremiten im 21.Jahrhundert zu nähern. War früher der körperliche Rückzug in die Wildnis oder in Höhlen symbolisches Zeichen für das Verlassen der Gesellschaft, gekoppelt an ein spirituelles Ziel, findet heute ein Rückzug auf sich selbst- unter aller Augen- in den Städten, statt.. “Me, myself and I“ ist nicht nur das autistische Programm von Nachmittagstalkshows, sondern wird zur Bauchrednerei anstelle von Kommunikation. Die Tyrannei der Intimität ist gekoppelt an den Verlust der Öffentlichkeit, wie Richard Sennetts Buchtitel programmatisch formuliert.

I-pods allover, Monitore in Flugzeugen, ICEs oder U-Bahnen, Laptops in Cafes, Internetsurfen als Freizeitgestaltung, ans Ohr gestöpselte Mobiltelephone sind Zeichen der Drohung “Sprich nicht mit mir/Ich bin mit mir selbst beschäftigt“. Das Abtauchen in Parallelwelten löst mitteilenswerte Erfahrung, eine Grundvoraussetzung von Gesprächen, ab. Kommunikation ist zum Einwegmodell geworden: der „eremitöse“ Status Quo einer perfekt vernetzten Informationsgesellschaft.

Die Ausstellung wird den Begriff des Eremiten aber nicht soziologisch entschlüsseln, pädagogisch aufbereiten oder moralisch-didaktisch werten, sondern mit den Mitteln der Kunst, die alles erlauben, bildhaft-metaphorisch umsetzen.

Alle Studierenden der Klasse sind an dieser Ausstellung beteiligt. Das Zentrum der Ausstellung bilden der Lichthof und der Wechselausstellungsraum, einige Kunstwerke sind in den Sammlungsräumen positioniert.

Kuratiert von Stephan Huber und Dr. Peter B. Steiner. Gefördert vom Verein Ausstellungshaus Christliche Kunst e.V. Es erscheint ein Katalog mit Texten von Dr. Peter B. Steiner und Stephan Huber

26. September, 20 Uhr Stephan Huber im Gespräch mit Helmut Friedel, Direktor der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und dem Extrembergsteiger Reinhold Messner über “Die Einsamkeit des Künstlers“

14. Oktober, 15 Uhr Finissage: Stephan Huber und Dr. Peter B. Steiner: Erfahrungen mit Eremiten

Pressetext

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EREMITEN
Klasse Stephan Huber
Reihe Junge Kunst im Dombergmuseum Freising
Kuratoren: Stephan Huber, Peter B. Steiner

mit Anja Buchheister, Felix Burger, Florian Froese-Peeck, Susu Gorth, Christian Hartard, Elke Härtel, Ute Heim, Gordon Hogan, Korbinian Jaud, Ali Karaduman, Barbara Kloiber, Cornelia Kohler, Yvonne Leinfelder, Teo Lingner, Nina Märkl, Diego Perathoner, Daniel Permanetter & Fudo Lang, Nina Radelfahr, Elisabeth M. Reitmeier, Verena Seibt, Jessica Strauß, Inga Charlotte Taubert, Matthias Walther