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Die Basisidee dieses Ausstellungsprojekts war zwei „artist´s labels“ einzuladen, die im Grenzbereich von bildender Kunst und Mode agieren. Sowohl fabrics interseason als auch IMOTO produzieren Crossover-Kunstwerke, die in den Bereichen von visueller Kunst bis Musik, Mode, Performance und Cultural bzw. Social Studies anzusiedeln sind. An dieser Schnittstelle setzt das Projekt für den Kunstpavillon an. Die unterschiedlichen Herangehensweisen und Strategien von fabrics interseason, Wally Salner und Johannes Schweiger, und IMOTO, dem Label von Margret Wibmer, sind in den beiden eigens für den Kunstpavillon entwickelten Rauminstallationen ablesbar und erfahrbar.

Für die Installation „surface: tapisserie № 1“ haben ____fabrics interseason die Stoffreste ihrer Kollektionen von 1998 bis 2006 zu überdimensionalen Flickenteppichen verwoben, die nun sozusagen abstrahiert die Quintessenz der Mode-Arbeiten der letzten acht Jahre bilden. Das raumgreifende Kunstwerk geht über eine physische Subsummierung oder eine metaphorische Archivierung der den Kollektionen zugrunde liegenden sozial- und gendertheoretischen Inhalte hinaus. Die traditionell gefertigten, zeitgenössischen Tapisserien verselbständigen sich nicht zuletzt durch ihr Oversize-Format im Raum. Die an museale Wand- und Bodendisplays von Tapisserien bzw. Gobelins erinnernde Präsentation geht ins Skulpturale. Die Oberflächenstrukturen der unterschiedlichsten Stoffe und Materialien wurden, gezwungen durch die Kettfäden der Weberei, aneinander angeglichenen und somit nahezu neutralisiert. Im Raum entwickeln die Teppiche scheinbar Eigendynamik und werden ausgehend von der Idee der klassischen Präsentationsform wie in Museen für Angewandte Kunst zur textilen Skulptur.

Durch eine Schleuse gelangt man in den hinteren Bereich des Kunstpavillons. Um die interaktive Installation „the holding“ von Margret Wibmer betreten zu können, müssen die Besucher in die speziellen IMOTO-Gewänder schlüpfen. Der Ausstellungsraum wird durch eine theatralische Lichtsituation, in einer bestimmten Farbe gestrichene Wände und einen weichen Bodenbelag zu einem in seiner Funktion nicht klar einzuordnenden Zwischenraum transformiert, der zur visuellen Desorientierung der Besucher beiträgt. Die Bewegungen und Aktionen der Person(en) im Raum lösen verschiedene Text- und Soundsamples aus, die die Akteure sowohl in Entspannung als auch in Unruhe zu versetzen vermögen. Die Gesamtsituation changiert zwischen extremer Spannung und Trance und ist für jede Person individuell, aber auch in einen gruppendynamischen Prozess eingebunden (bis zu acht Personen können sich gleichzeitig im Raum aufhalten), eine Erfahrung. Die Besucher sind Teil des Kunstwerks und können mehr oder weniger anonym für einen Moment oder auch länger eigeninitiativ agieren. Einerseits beeinflussen sie durch ihr Verhalten in der Installation die Sounds. Andererseits wird jeder, der den Raum betritt von einem ‚Big Eye’ genannten Überwachungskamera-System observiert und somit in dem vielschichtig angelegten Setting, das Margret Wibmer entworfen hat, gefangen. Ingeborg Erhart

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

fabrics interseason: Wally Salner und Johannes Schweiger haben das Kunst/Modelabel 1998 in Wien gegründet. Das Label arbeitet und positioniert sich in einem internationalen Netzwerk aus elektronischer Musik, bildender Kunst und Design. Die konzeptionelle Arbeitsweise der Designer spiegelt sich in Form umfangreicher Recherchen zu gesellschaftlichen Phänomenen wie z.B. Neue Armut oder All-Inclusive-Passivität wieder. Das Duo arbeitet in weiterer Folge mit sozial- kulturell tradierten Kleiderkonventionen und ihrem identitätsstiftenden Charakter wie etwa Trauerkleidung oder feministisch-politisch konnotierten Bekleidungsstandards. Mit dem hauseigenen Plattenlabel ego vacuum rec. und den elektronischen Soundtrackreleases erweitert ___fabrics interseason seine Auffassung von Mode und Design ebenso wie mit konzeptionellen Projekten und Ausstellungsbeteiligungen im Kunstkontext.

Margret Wibmer hat ihr Label IMOTO 2001 gegründet. IMOTO produziert multifunktionale Objekte und darauf Bezug nehmende Fotoarbeiten. IMOTO präsentiert sich in Museen und Kunsträumen als temporäres und mobiles Environment oder wie bei der Ausstellung „Entering A Strange Field“ im Kunstpavillon mit „the holding“ als interaktive Installation. Die Kommunikationsstruktur für jede Installation/Intervention wird jedes Mal auf den Ort abgestimmt und neu entwickelt. Die interaktiven Installationen stehen in einem engen inhaltlichen Zusammenhang zu den Objekten und Fotos der Künstlerin. Die Werke oszillieren zwischen Körperbezogenheit und Robotik, Fetischismus und Biotechnologie. Sie sind antiquiert und futuristisch zugleich und entziehen sich einer eindeutigen Zuschreibung. Sie bleiben immer im Dazwischen und ermöglichen so ein breites Spektrum an Assoziationen.

Pressetext

only in german

Entering A Strange Field
Fabrics Interseason  (Wally Salner und Johannes Schweiger)
IMOTO, Margret Wibmer in Zusammenarbeit mit Robert van Heumen