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In unserer letzten Ausstellung in diesem Jahr möchten wir Ihnen drei internationale junge künstlerische Positionen vorstellen, die Alltags - und Popkultur, soziale Interaktionen und verpasste Gelegenheiten widerspiegeln. Aufgedeckt werden soll die Realität hinter der Realität und die subtile Botschaft zwischen den Zeilen. Durch die Hervorhebung von Details oder die Verschiebung der Zeitwahrnehmung in Form von Stills oder Endlosschleifen verfremdet sich der Blick des Betrachters auf Alltagssituationen und Lifestylepositionen.

Davide Bertocchi, geboren 1969 in Modena, lebt und arbeitet in Paris. Der in Deutschland bislang noch weitgehend unbekannte Künstler möchte mit seinen Werken Doppeldeutigkeit erzeugen und hat beispielsweise in seiner digitalen Arbeiten „Phonograf“ die Nase des DJs die Funktion der Plattennadel übernehmen lassen. Davide Bertocchis Arbeiten sollen dabei als Gegenteil dessen wirken, was die Wissenschaft zu vermitteln sucht. Im Gegensatz zu wissenschaftlichen Texten, in denen Konzepte exakt vor dem Leser ausgebreitet werden, laden seine Werke spielerisch zum Erforschen ein und vermitteln erst auf den zweiten Blick auch wissenschaftliche Hintergründe. Wie im Märchen, dem ein tieferes, kathartisches Konzept zugrunde liegt erzählt Davide Bertocchi zwischen den Zeilen und möchte den allgemeinen Blick auf die Realität betonen. Thematisch bewegt er sich in den endlosen Schleifen des Verlangens nach Jugend und Schönheit, „teen spirit“ und den „killing actions“ der Skateboarder.

Hajnal Nemeth, geboren 1972 in Szony, Ungarn, lebt und arbeitet in Berlin. Das Grundmotiv in den Videos und Installationen von Hajnal Nemeth ist eine den eigenen Gesetzen gehorchende Realität durch die Hervorhebung, Verlagerung oder Abstrahierung von Details. In vielen Fällen sind die Situationen inszeniert, dennoch nicht narrativ, sondern in Form modellartiger Darstellungen.

In ihren Video - Arbeiten die z.B. in Tonstudios entstandenen sind, erfasst sie das Thema Raum und dessen Komponente Mensch. Hajnal Nemeth zeigt die isolierte Welt des Tonstudios, welche eine Fabrik der Illusionen ist. So werden beispielsweise die während einer Tonaufnahme sonst nebensächlichen Geräusche wie z.B. die Arbeitsgeräusche während einer Gitarrensolo -Aufnahme oder ein Atemzug beim Singen eines Liedes zu wertvollen Details, die es verdienen, festgehalten zu werden.

Christian Niccoli wurde 1976 in Südtirol geboren und ist derzeit Stipendiat im Künstlerhaus Bethanien, Berlin. Der Videokünstler Christian Niccoli nähert sich in seiner dreiteiligen Serie „Escalating perception“ der Frage, warum Sinneseindrücke eines Menschen Gefühle von Lust oder Unlust, von gesteigertem Selbstbewusstsein oder Herabsetzung, von Erregung oder Beunruhigung durch seinen Anblick oder seine Stimme auslösen. In den Videoinstallationen erforscht Niccoli in den Städten Berlin, Montreal und Istanbul den Blickwechsel zwischen einzelnen Individuen im anonymen Kontext eines U- Bahnhofes. In seinen Videos zeigt er beispielsweise Menschen, die sich auf Rolltreppen fortbewegen und dabei dem Betrachter ihre Gedanken vermitteln. Jede der drei Videoinstallationen bezieht sich jeweils auf einen Aspekt der Begegnung, wie in der in Berlin aufgenommenen Arbeit, in welcher die Rolltreppe als ein Ort der Partnerwahl dargestellt wird. Die Menschen gehen in unwirtlichen Gegenden aufeinander zu, es baut sich Spannung auf, doch es bleibt unklar, was geschehen wird. Was Christian Niccoli in seinen Videoinstallationen bei der Annäherung oder dem Aufeinanderprallen von Menschen zeigt, ist die verpasste Gelegenheit. Die Menschen gehen wortlos aneinander vorbei, es passiert nichts.

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Endlossschleifen
Davide Bertocchi, Hajnal Nemeth, Christian Niccoli