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Bisher kaum gesehene Arbeiten von Emil Schumacher (1912-1999) aus seinem letzten Lebensjahrzehnt zeigt diese Ausstellung in der Kunsthalle Jesuitenkirche. Insgesamt 86 Gouachen und 9 Ölbilder geben Einblick in das Spätwerk einer der bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Emil Schumacher begründete maßgeblich den abstrakten Stil des Informel in Deutschland und prägte damit eine internationale Bewegung. Sein einzigartiges Œuvre übt bis heute Einfluss auf aktuelle Tendenzen der Malerei aus. Das Verhältnis von Gouachen und Ölbildern in dieser Ausstellung spiegelt dabei die Arbeitsschwerpunkte Schumachers in den 90er Jahren wieder. So waren es in dieser Zeit vor allem die Gouachen, die zu seinem bevorzugten künstlerischen Medium wurden und die bei seinen Aufenthalten auf Ibiza und im Engadin sowie auf seinen Reisen nach Tunesien, Marokko oder in den Irak entstanden. Sie stehen gleichberechtigt neben den Ölgemälden und gemeinsam zeugen sie von der – lebenslangen – intensiven Beschäftigung Schumachers mit Materialität und Farbigkeit im Malprozess. Das Material des Bildträgers (unterschiedliche Papiere, Leinwand und Holz) und die Materialität der Farbe einerseits im Sinne von Farbmaterie (wie Kreide, Tusche, Sepia, Lack oder Ölfarbe) und andererseits im Sinne der Farberscheinung (von unfarbigen hellen bis zu erdigen Tönen und hin zu stark farbigen Tönen) waren für Emil Schumacher immer Inspiration und Widerstand zugleich. Kennzeichnend für die Ölbilder und insbesondere die Gouachen aus dem letzten Lebensjahrzehnt Emil Schumachers ist neben der für ihn charakteristischen Spontaneität und Intensität eine verstärkte Wiederannäherung an die Dingwelt. In ihrer gegenstandsbezogenen Formulierung graduell unterschiedlich, tauchen erkennbare Motive wie vor allem Menschen, Tiere, Rad und Haus in diesen Arbeiten seines Spätwerks auf. Dies war für ihn kein Widerspruch zur Abstraktion, da sich für ihn in der Gegenständlichkeit nie die Naturnachahmung zeigte, immer die Innenwelt gegenüber der Außenwelt dominant blieb und sich im Bild Anspielungen auf Gesehenes formulierten. Als "unorthodoxer Informeller auf Abwegen" bezeichnete sich Emil Schumacher selbst einmal und beschrieb damit zugleich seine Sonderstellung in der Auseinandersetzung mit der Kunstrichtung des Informel und seine signifikante Position innerhalb der Entwicklung der Malerei nach 1945, die er entscheidend durch sein Œuvre prägte und bis heute prägt. Emil Schumacher erfuhr in den 90er Jahren vielfältige Ehrungen (z. B. 1992 Ehrendoktorwürde der Universität Dortmund / 1999 Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste in Dresden), erhielt wichtige Preise und Aufträge (z. B. »Grand prix d’honneur« der Int. Grafik Triennale in Krakau / 1998 Wandgemälde für den Reichstag in Berlin), in denen sich die Anerkennung für ein bedeutendes, in mehr als einem halben Jahrhundert geschaffenes Gesamtwerk spiegelt. Vor allem die Gouachen dieser Zeit bilden einen der Höhepunkte seines Spätwerks, in denen er zuvor erreichte Positionen fortführte, sich auf Früheres in Farbigkeit und Anspielung auf Gegenständliches besann und Unmittelbarkeit und Lebendigkeit kraftvoll steigerte. Zur Ausstellung liegt, bereits in zweiter Auflage, der Katalog »Emil Schumacher – Immer wieder male ich mein Bild. Unveröffentlichte Gouachen und Ölbilder aus den Jahren 1989-1999« vor. Herausgegeben wurde er vom Kunstmuseum Bayreuth, wo die Ausstellung auch konzipiert und im Sommer 2002 erstmalig gezeigt wurde. Christiane Ladleif (Pressetext)

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Emil Schumacher - Immer wieder male ich mein Bild