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// 20 JAHRE EUROPEAN MEDIA ART FESTIVAL - DAS FORUM FÜR EXPANDED MEDIA INEUROPA Der Treffpunkt für Publikum und Gäste aus dem In- und Ausland. Rund 250 neue Medienkunstarbeiten, darunter einige Welt- und Uraufführungen, werden präsentiert. Das Festival zeigt Film als zeitgenössisches Kunstwerk in Kinos, in Ausstellungen, performativ und multimedial.

// AUSSTELLUNG Die Ausstellung »Final Cut« lenkt die Sicht auf die Beziehung zwischen Medienkunst und Kino. Vom 25. April bis 20. Mai wird in der Kunsthalle Dominikanerkirche ein künstlerischer Blick auf die Traummaschine Kino zu sehen sein. Hier zeigen internationale Künstlerinnen und Künstler ihre Faszination für das Kino, hinterfragen aber auch die Werte, Codes und Muster der Filme. Präsentiert werden Werke u.a. von Paul McCarthy, Alex McQuilkin, Mischa Kuball, Klaus vom Bruch, Candice Breitz, Mark Lewis, Christoph Girardet, Bjørn Melhus, Peter Tscherkassky, Christoph Draeger, Matthias Müller, Clemens von Wedemeyer und Pierre Huyghe. Zum Thema der Ausstellung gibt es auch Künstlergespräche und begleitende Referate. Die Ausstellung wird unterstützt von der Kulturstiftung des Bundes.

// JUBILÄUM Als besondere Gäste werden ZKM-Leiter Peter Weibel, Lynn Hershman, Birgit Hein von der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig und Malcolm LeGrice mit einer persönlichen Filmauswahl einen Rückblick auf die Medienkunst geben.

// CINEMA Aus etwa 2000 eingereichten Arbeiten weltweit wurden rund 180 aktuelle experimentelle Kurz- und Langfilme sowie Videos ausgewählt. Das Spektrum reicht von narrativen Ansätzen bis zum dokumentarisch-analytischen Blick auf Kriegsgeschehen und Umweltproblematik. Aber auch visuelle Grenzgänge zwischen realen und virtuellen Kommunikationsräumen werden thematisiert. Länderschwerpunkte sind dieses Jahr Mexiko und Kuba.

// PREISE Auf dem Festival werden drei Preise vergeben: der »EMAF-Award« für eine richtungsweisende Arbeit der Medienkunst, der »Dialogpreis« des Auswärtigen Amtes zur Förderung des interkulturellen Austausches und der »Preis der deutschen Filmkritik« für den besten deutschen Experimentalfilm.

// EXPANDED CINEMA Die neue Edition von Shoot Shoot Shoot kuratiert von Mark Webber (Lux London) gibt einen tieferen Einblick in das Expanded Cinema der 60er und 70er Jahre. Es werden zwei historische Werke live aufgeführt.

// PERFORMANCE Mit der Performance Latitude wird die neue Arbeit der durch internationale DJ/VJ Acts bekannten englischen Gruppe D-Fuse präsentiert. Ein weiteres Highlight wird die You-Tube Party von und mit dem Künstler Bjørn Melhus sein.

// KONGRESS Neben Bestandsaufnahme und Ausblick steht die aktuelle Positionsbestimmung der Medienkunst im Fokus der Vorträge und Podiumsdiskussionen. Wie hat die Digitalisierung die künstlerische Produktion verändert? Welche Wechselwirkungen gibt es zwischen künstlerischer und kommerzieller Medienproduktion? Wie haben sich diese auf Ästhetik, Formsprache und Inhalte ausgewirkt?

// INTERNATIONAL STUDENT FORUM Die Kontakt- und Medienbörse für Projekte und Angebote aus dem Hochschulbereich. Die Hochschule für Gestaltung aus Karlsruhe, die niederländische Akademie Minerva aus Groningen, die Hochschule für bildende Künste Braunschweig und die Hochschule der Künste Bern stellen sich ausführlich vor.

Ausstellung: FINAL CUT – Medienkunst und Kino

Künstlerische Blicke auf die Traummaschine Kino wirft die EMAF-Ausstellung in der Kunsthalle Dominikanerkirche. Internationale Künstlerinnen und Künstler zeigen hier ihre Faszination für das kommerzielle Kino, hinterfragen aber auch die Werte, Codes und Muster der Filme. Gerade die junge Künstlergeneration reflektiert über das Wirkungspotential des Hollywood-Kinos und schafft multi-mediale Bildwelten, die die Bildermacht der Filmunterhaltung und ihren linearen Erzählfluss aufbrechen.

>Final Cut< der Titel der Ausstellung steht für die persönliche Autorität der Künstler, die über die Freiheit und das uneingeschränkte Recht des >Final Cut< verfügen. Diese Macht haben die Regisseure innerhalb der großen Studios nicht, da sie abhängig von dem ökonomisch-hierarchischen System der Filmindustrie sind.

Durch die desillusionierende Distanz des Bilder-Samplings und deren Neu-Komposition beziehen sich die Künstler auf den Täuschungscharakter des kommerziellen Kinos. Viele arbeiten mit so genanntem „Found Footage“ - Materialfragmenten aus bestehenden Filmen, die sie als Rohstoff für ihre Werke verwenden. Auf diese Weise durchleuchten sie nicht nur das komplexe Bilder- und Zeichensystem des Kinokontextes, sondern schaffen wie Christoph Girardet, Matthias Müller oder Michael Mazière sehr eigenständige Werke mit sensibler Dynamik und poetischer Dramatisierung. Auch Klaus vom Bruch und Candice Breitz sezieren die Produkte Hollywoods und nutzen sie als Fundgrube für ihre „Re-Mix“- und „Re-Cycle“-Experimente von Bildern und Tönen. Mit ironischer Schärfe gelingt es ihnen, die politisch-sozialen Subtexte, die Weltbilder und die sorgsam inszenierten Rollenklischees der Filmindustrie zu hinterfragen.

Paul McCarthy schafft eine Trash-Parodie der Westernromantik. Er lässt seine Protagonisten männliche Abenteuer- und Machtphantasien in einem Army-Fort ausleben. Damit hinterfragt er den Mythos amerikanischer Militär-Missionen. Ebenso auf performative Elemente setzen Alex McQuilkin und Bjørn Melhus mit ihren Re-Enactings von Mythen der Gegenwartskultur in der Mediengesellschaft. Mit der starken Sogwirkung der „Larger than Life“-Figuren bietet sie zur Orientierung Stars und Idole als Fetische einer Bilderindustrie an. Clemens von Wedemeyer und Christoph Draeger kreieren mit Re-Inszenierungen von Meilensteinen der Filmgeschichte vielfältige Metaebenen.

Andere Künstler beziehen sich auf den Herstellungs- und Präsentationsprozess des Kinos selbst. Die kanonisierten Aufnahmetechniken stehen im Fokus der Betrachtungen von Mark Lewis. Er konzentriert sich auf die Zeit- und Ortsverknüpfungen durch Kamerabewegungen und ihre Funktion im Zusammenspiel von Fiktion und Wirklichkeit. Ferner gestaltet er wunderbare Panoramen urbaner Un-Räume. Annette Gödde verweist mit ihren minimalistischen Kulissen, die sie mit isolierten Charakteren und kurzen Plots „bespielt“, auf das Kino als Reduktion, das Zeit und Raum stark verdichtet. Manuel Saiz bezieht sich auf transkulturelle Absurditäten einer globalen Medienrezeption. Bei Gebhard Sengmüller und Herwig Weiser rücken der Apparat und die opulenten Kinosäle als Ort der Illusionserzeugung in den Mittelpunkt.

Peter Tscherkassky interessiert sich für die Materialität des Filmstreifens und seine künstlerische Manipulierbarkeit, während Elisabeth Lumme und Angelika Höger die Befragung der Filmkunst durch den Hasen im Sinne Beuys’ fortsetzen.

In Pierre Huyghes Arbeit ist dem Film der Betrachter verloren gegangen. Eine Präsentation ohne Zuschauer wird zu einer absurden Bild-Konstellation. Wieder andere Künstler wenden sich von der naturalistischen Repräsentation der vermeintlichen Wirklichkeit vollständig ab. Dietmar Offenhuber entzieht einer wichtigen Szene in Stanley Kubricks „Paths of Glory“ fast alle abbildenden Informationen und Mischa Kuball untersucht den Prozess der Lichtsignale auf deren vielfach gebrochenen Weg vom aufgenommenen Ereignis bis zur Bild(rück)erzeugung im Gehirn. Die Liebe der Kunst zum Kino hält sie nicht von einer visuellen Analyse und einem kritischen Augenaufschlag ab.

FINAL CUT mit Arbeiten von: Candice Breitz Klaus v. Bruch Christoph Draeger Christoph Girardet Annette Gödde Angelika Höger Pierre Huyghe Mischa Kuball Betina Kuntzsch Mark Lewis Elisabeth Lumme Michael Mazière Bjørn Melhus Paul McCarthy Alex McQuilkin Matthias Müller Dietmar Offenhuber Manuel Saiz Gebhard Sengmüller Peter Tscherkassky Clemens v. Wedemeyer Herwig Weiser

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EMAF EUROPEAN MEDIA ART FESTIVAL 2007
Konzept und Festivalleitung: Hermann Noering, Alfred Rotert, Ralf Sausmikat
Festival: 25.04.07 - 29.04.07

"Final Cut - Medienkunst und, Kino"
Ausstellung 25.04.07 - 20.05.07
mit Candice Breitz, Klaus vom Bruch, Christoph Draeger, Christoph Girardet / Matthias Müller, Annette Gödde, Angelika Höger / Elisabeth Lumme, Pierre Huyghe, Mischa Kuball, Betina Kuntzsch, Mark Lewis, Michael Maziere, Paul McCarthy, Alex McQuilkin, Bjørn Melhus, Dietmar Offenhuber, Manuel Saiz, Gebhard Sengmüller, Peter Tscherkassky, Clemens von Wedemeyer, Herwig Weiser

FILM & VIDEO
mit Ulu Braun, Christine Diekman, Jan Cohen, Jeanne C. Finley, Johan Grimonprez, Birgit Hein / Wilhelm Hein, Andrew Kötting, Norman Richter, Keith Sanborn, Jack Smith ...