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Das Zürcher Künstlerduo EberliMantel präsentiert in seiner ersten Ausstellung in der Galerie Bob Gysin sorgfältig inszenierte Kinderspiele. Durch die Diskrepanz, die sich zwischen dem Wissensstand der Protagonisten und den dargestellten Inhalten auftut, wird das Spiel sogleich ernst. EberliMantel kreieren in ihren Kinderspielen treffende, und höchst aktuelle Parabeln auf die Erwachsenenwelt, die uns innehalten lassen.

Seit ihrem Studium bei Rosemarie Trockel arbeiten Simone Eberli und Andrea Mantel zusammen. In zahlreichen Werkzyklen haben sie mit ihrer postmodernen Strategie der Aneignung Klassiker der Kunstgeschichte nachgestellt. Im Fokus ihrer jüngsten Arbeiten stehen nicht länger das Verhältnis von Original und Kopie und die Verschiebungen, die aus ihren Werkinterpretationen resultieren. Anstelle des Spiels mit Rollen aus der Kunstgeschichte befassen sich EberliMantel nun damit, wie Kinder im Spiel die Welt der Erwachsenen nachahmen.

Das Künstlerduo beauftragt in ihren sechs Videos Kleinkinder mit Aufgaben, die sie ihrem Alter entsprechend noch nicht verstehen können. Mit kindlicher Naivität zerschneiden dreijährige Jungen zum Beispiel Banknoten in jedem verfügbaren Wert. Für den Betrachter stellen sich sogleich Bezüge zur aktuellen Tagespolitik her. Das Kinderspiel wird zum Sinnbild für ein Ereignis, das in neuem Licht und grundsätzlich ambivalent gedeutet wird.

In den vier grossformatigen Puzzlebildern setzen EberliMantel ihre Protagonisten in Dialog mit Bildern der Kunstgeschichte. Die Kinder üben sich an Meisterwerken. Ihre vorgebeugten Körperhaltungen oder ein beigefügter Baukran verraten ein reges Engagement. Vielleicht gelingt ihnen, im Riesenpuzzle einen Stein richtig zu setzen. Wie der Turmbau zu Babel, der auf einem Puzzle abgebildet ist, stellt sich das Vorhaben den Kindern aber als nicht vollendbare Herausforderung.

Geleitet von ihrer natürlichen Neugier befassen sich die Buben und Mädchen mit Ikonen, die unsere abendländischen Werte versinnbildlichen. Wie das Legen der Puzzles, so übertreffen auch die Darstellungen von Hybris, Schönheit und Macht das Auffassungsvermögen der Kinder. Die Motive der Puzzles vermengen sich reibungslos mit den sie umgebenden, scharf gezeichneten Bodenmustern und die Haltung der Kinder verrät eine Besonnenheit, die die Erwachsenenwelt ihrer Vanitas überführt.

Ruth Littman Galerie Bob Gysin

Zur Ausstellung hat die Philosophin Dr. Christine Abbt einen Essay verfasst, der auf unserer Website unter der Rubrik „Pressespiegel“ aufgeführt ist.

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