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PARALLELVERANSTALTUNGEN

Donnerstag | 2.8.2018 | 19:00 Uhr
„Am Vorabend der Ewigkeit“
Vortrag und Künstlergespräch mit Henrik Schrat (Berlin)
Schrat studierte Malerei und Bühnenbild an der Hochschule für Bildende Künste Dresden, danach an der Slade School of Fine Art in London, der Kunsthochschule des University College London. 2011 wurde er an der Business School, Abteilung Management, der University of Essex mit einer Arbeit zu den Möglichkeiten des Comics im organisatorischen Kontext promoviert.
Henrik Schrat lebt seit vielen Jahren in Berlin und hat sich längst mit Ausstellungen, Radiosendungen und performativen künstlerischen Aktionen in den nationalen und internationalen Kunstbetrieb eingeschrieben. Für seine hintersinnigen Bilderzählungen und Installationen bevorzugt der 1968 in Greiz geborene Künstler Schattenrisse, Intarsien und skulpturale Installationen, die sich den oft facettenreich ineinander verwobenen Erzählungen gerecht werden.
Schrat verschränkt die Welt der Märchen und Mythen mit der Realität einer von Banken, Börsen und ökonomischen Bilanzen bestimmten Gegenwart und verhandelt Warenströme und Waldeinsamkeit als gemeinsames und irritierendes Ganzes. Das ist einfach und abgründig zugleich, bezeichnet aber auch jene künstlerische Intensität, mit der Schrat alle Bereiche des Daseins durchforscht und Parallelitäten aufdeckt, die er voller Lust und subversiver Ironie einem Spiel einordnet, in welchem sich alles dreht.
Am Beispiel der speziell für unsere Ausstellung entstandenen Arbeit „Am Vorabend der Ewigkeit“ wird Schrat seine Arbeitsweise erläutern. Wir erleben einen Rückblick in eine Zeit, in der die Zukunft noch klare Versprechen enthielt und eine Wanderung durch ein fiktives Museum, dass aus der Zeit gefallen ist. Aus den Versatz­stücken irdischer Realität, Science Fiction und der Wunderwelt der Computerspiele schöpft Schrat eine dystopische Welt, in der ein Mogry die Drohnen lenkt und der Sinn der Geschichte in einer unergründlichen Architektur verborgen liegt.

Donnerstag | 19.07.2018 | 19:00 Uhr
Christin Lahr – lecture performance MACHT GESCHENKE: THE MAKING OF CAPITAL
Über die Ökonomie des Schenkens oder die Kunst ein Nilpferd mit der Goldwaage zu wiegen

Lahr verkauft ihre Kunst nicht. Sie verschenkt sie - völlig unzeitgemäß, antikapitalistisch. „Es ist eine Geste des Schenkens“, erklärt die Künstlerin, „die eine Gegenbewegung zu einer Gesell­schaft, die auf Expansion, Gewinnmaximierung und Steigerung fixiert ist.“ In homöopa­thischen Dosen hilft die Leipziger Kunstprofessorin, den Schuldenberg zu verkleinern, und erinnert daran, dass er länger existieren wird als wir selbst. „Was ich mache, ist eigentlich eine tägliche Interaktion auf Du und Du mit dem Staat“, so Lahr, „ein tägliches Pochen, Klopfen, Erinnern daran, dass eigentlich alles, was passiert, eine Relevanz für den einzelnen Menschen hat. Und das bin in dem Sinne stellvertretend ich.“

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AUSSTELLUNG

DYSTOPIA. Zum 200. Geburtstag von Karl Marx
Installationen, Zeichnungen, Skulpturen, Videos
05.05.2018 - 12.08.2018

Presserundgang: Freitag, 4. Mai 2018, 11 Uhr
Vernissage: Freitag, 4. Mai 2018, 18 Uhr (Rathaus)

Am 15. April 1841 wurde Karl Marx an der Universität Jena mit einer Arbeit zur Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie zum Doktor der Philosophie promoviert. Dieses wissenschaftshistorische Ereignis ist uns Anlass, um mit zwölf künstlerischen Positionen an den 200. Geburtstag von Karl Marx zu erinnern. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen jedoch keine faktischen, historischen Verortungen, sondern künstlerische Interventionen, die sich am Zustand unserer Gesellschaft reiben und auf diesen reagieren.

Anhand verschiedener künstlerischer Interventionen zeigt die Ausstellung Arbeiten von KünstlerInnen, die sich kritisch mit unserer ökonomischen und sozialen Gegenwart und deren ideellen Hintergründen auseinandersetzen. Dabei koexistieren Optimismus und Pessimismus in einem ähnlich fragilen Zusammenhang, wie das für das Gleichgewicht zwischen Utopie und Dystopie der Fall ist. Krisen und Kriege, Armut und Migration, technologische Entwicklungen und ökologische Veränderungen sind nur einige jener Faktoren, die das Gleichgewicht vergangener Jahrzehnte, die Verheißungen der Moderne bedrohen und Veränderungen ankündigen, die uns alle betreffen werden. Utopische und dystopische Erzählungen sind typisch für Zeiten des Umbruchs, und die Reflexionen der KünstlerInnen dieser Ausstellung können dazu beitragen, Widersprüche aufzuzeigen und Wege zu neuen Sichtweisen zu öffnen.

In diesem Jahr wäre Karl Marx 200 Jahre alt geworden und – anders als noch vor einigen Jahren – wird wieder viel über den bedeutenden Ökonomen und Philosophen und seine Ideen gesprochen. Es scheint, dass die Analyse von Marx’ Hauptwerk „Das Kapital“ keineswegs abgeschlossen ist, beschreibt Marx doch die Ungleichheit zwischen arm und reich als ein von Menschen gemachtes Verhältnis, welches in den letzten Jahrzehnten – im Zeitalter der Globalisierung – dramatisch zugenommen hat. Dabei bestimmt das „Kapital“ nicht nur die Wege in Wirtschaft und Politik, sondern beeinflusst auch soziale, kulturelle, wissenschaftliche und ökologische Entwicklungen. Die Möglichkeiten, sich diesem grenzüberschreitenden Modus zu entziehen, scheinen gering und fristen – angesichts der hieraus resultierenden Verwerfungen – in den aktuellen Diskursen noch immer ein Schattendasein.

Die KünstlerInnen sind: İnci Eviner, Felix M. Furtwängler, Susann Maria Hempel, Sven Johne, Sebastian Jung, Tilman Knop, Christin Lahr, Elodie Pong, Gunter Reski, Julian Röder, Henrik Schrat und Nasan Tur. Wir danken allen KünstlerInnen für die Bereitstellung der Leihgaben und die freundliche Unterstützung unserer Ausstellung.

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Symposium
Von Gespenstern und geteilten Himmeln
Ideen einer gerechten Gesellschaft nach Marx
Jena, 3.-6. Mai 2018
www.marx-jena.de