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Dr. Paul Wolff & Tritschler
Licht und Schatten - Fotografien 1920 bis 1950
Die erste große Retrospektive zu Dr. Paul Wolff & Tritschler 
28. Juni 2019 – 26. Januar 2020

Eine Ausstellung des Ernst Leitz Museums Wetzlar. Kuratiert von Hans-Michael Koetzle.

Mit dieser ersten großen Retrospektive zu Dr. Paul Wolff (1887–1951) und Alfred Tritschler (1905–1970) werden zwei der um 1930 bekanntesten deutschen Fotografen wiederentdeckt. Bis heute geläufig sind Dr. Paul Wolff & Tritschler als Pioniere der Leica, als herausragende Techniker und Vorreiter eines lebendigen Stils in Illustrationsfotografie und Reportage. Daneben spiegelt ihr auf 700.000 Aufnahmen geschätztes Werk gleich mehrere Kapitel deutscher Geschichte: vom Untergang des Kaiserreichs über die gescheiterte Weimarer Republik, den Nationalsozialismus bis hin zum Zweiten Weltkrieg, in dessen Endphase auch wesentliche Teile des Wolff-Archivs vernichtet wurden. Formal-ästhetisch bewegte man sich zwischen Konvention und Neuer Sachlichkeit, Heimatstil und Neuem Sehen. Auch kaum ein Thema, das Wolff und Tritschler ausgelassen hätten. Aktiv ab Mitte der 20er-Jahre haben die Fotografen praktisch alle wichtigen Ereignisse ihrer Zeit mit der Kamera begleitet. Ihre Arbeit spiegelt die großen Themen der 1920er- bis 50er-Jahre wie Automobilität, Faszination Zeppelin, Architekturmoderne, Industrialisierung, aber auch die Zeit des Nationalsozialismus, Weltkrieg und Zerstörung. In der Summe sind es nicht wenige Widersprüche, die das Wirken von Wolff und Tritschler auszeichnen. Aber gerade das macht es ergiebig für eine kulturgeschichtlich interessierte Ausstellung.

Ihrem Selbstverständnis nach waren Wolff und Tritschler verlässliche Dienstleister, deren Frankfurter Unternehmen alle Aufgaben neuzeitlicher Kamerakunst bediente – Illustrationsfotografie oder Reportage ebenso wie Architektur, Mode, Werbung, Industrie oder Propaganda. Paul Wolff war es, der sich um 1923 fotografierend für den Erhalt der Frankfurter Altstadt eingesetzt und so unsere Vorstellung vom mittelalterlichen Frankfurt nachhaltig geprägt hat. Gleichzeitig stehen Dr. Paul Wolff & Tritschler für bis heute immer wieder gedruckte »Ikonen« des Neuen Frankfurt mit »Zickzackhausen«, Großmarkthalle oder Sitz der I. G. Farben. Wolff und Tritschler waren ebenso Pioniere auf dem Feld der jungen Farbfotografie wie dem der Firmenschrift. Als gut organisierter Teil einer Medienmoderne setzte das Unternehmen auf das gedruckte Bild: Keine Zeitschrift, kein illustriertes Magazin um 1930, in dem sich nicht auch Aufnahmen von Wolff und Tritscher fänden. Auf mehr als 300 Titel kommt ihre Bibliografie mit Übersetzungen ins Englische, Französische, Italienische, Portugiesische, Spanische, Türkische und Japanische. Um 1930 waren Dr. Paul Wolff & Tritschler ein internationales »Phänomen«. Eine historisch-kritische Auseinandersetzung mit ihrem Werk war nicht weniger als überfällig.

Publikation zur Ausstellung

Begleitend erscheint ein umfangreicher Band mit Beiträgen von Sabine Hock, Randy Kaufman, Hans-Michael Koetzle, Kristina Lemke, Günter Osterloh, Tobias Picard, Gerald Piffl, Shun Uchibayashi und Thomas Wiegand.