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Dorothea Maetzel-Johannsen & Emil Maetzel. Ein Künstlerpaar der Moderne

Dorothea Maetzel-Johannsen (1886-1930) und Emil Maetzel (1877-1955) gehören in Hamburg zur künstlerischen Avantgarde, als 1919 die Gründung der Hamburgischen Sezession erfolgt und in den ersten Jahren der Weimarer Republik ein Ruck der Erneuerung durch die deutsche Gesellschaft geht. Die Stadt erlebt eine zweite Generation des Expressionismus. Hamburg hatte schon vor 1914 zahlreiche Förderer des Expressionismus und besonders der Künstlergemeinschaft der „Brücke“ zu verzeichnen. Jetzt kommt es zur Weiterentwicklung der expressionistischen Formensprache in der Kunst der Hansestadt. Einen entscheidenden Anteil daran haben das Malerpaar Maetzel.

Während ihre öffentlich ausgestellten Gemälde sich bei formaler Kühnheit inhaltlich im Rahmen des Erlaubten bewegen, zeigt ihre Druckgraphik eine starke Fokussierung auf erotisierende, sexuell aufgeladene Darstellungen. Die Freiheit der Kunst findet in der Befreiung des Lebens aus tradierten Moralvorstellungen ihren kongenialen Ausdruck.

Emil Maetzel ist gelernter Architekt und als Maler Autodidakt. Dorothea Maetzel-Johannsen besucht zwar eine Zeichenschule, verfügt als Künstlerin aber ebenso wenig über eine professionelle Ausbildung. Berlin, wo Emil Maetzel während des 1. Weltkriegs stationiert ist, bietet ihnen wichtige Anregungen; sie besuchen Ausstellungen der Berliner Sezession oder des Kunsthandels, wie Herwarth Waldens Galerie „Der Sturm“. Ein entscheidendes Erlebnis für beide wird die Entdeckung afrikanischer Kunst, die sie selbst sammeln und deren Figuren sie vorwiegend in ihre Bilder integrieren.

In die Jahre von 1919 bis 1923 fallen auch die ersten Hamburger Künstlerfeste, die ein Feuerwerk rasanter Revuen von Tänzern, Sängern, Schauspielern abbrennen und als Ventil eines freizügigen Miteinanders der Geschlechter fungieren. Hier treffen sich bei dreitägigen Feierlichkeiten Bürgertum und künstlerische Bohème. Die immer wieder exotischen Ausstattungen und Kostüme unterliegen der Phantasie der Künstler, unter denen Emil Maetzel als Motor herausragt.

Künstlerisch leben sich die Maetzels in den 1920er Jahren auseinander. Mit Reisen nach Paris (1925) und Gotland (1929) unterstreicht Dorothea Maetzel-Johannsen ihre zunehmende Eigenständigkeit, bevor sie 1930 im Alter von nur 44 Jahren an Herzschwäche stirbt. Emil überlebt sie um 25 Jahre. 1933 wird er von den Nationalsozialisten aus dem Staatsdient entlassen, nun verlebt er in seinem Haus in Volksdorf in der Nähe von Hamburg einsame Jahre. Nach 1945 setzt bei ihm eine neue produktive Phase ein, in der ein umfangreiches Werk entsteht.

Ausstellung

1958, drei Jahre nach Maetzels Tod, zeigte der Hamburger Kunstverein eine erste umfassende Retrospektive des Künstlerpaars, die alle Phasen seines Werkes umfasste. Die Stader Ausstellung knüpft an diese Tradition an und basiert auf dem Bestand des Hamburger Sammlers Tim Tobeler, der seit Jahren das Werk von Emil Maetzel und Dorothea Maetzel-Johannsen erforscht. Neben dem Nachlass der Familie Maetzel, die ebenfalls mit Leihgaben in der Ausstellung vertreten ist, verfügt die Sammlung Tobeler heute über den größten Werkkomplex des Künstlerpaars.

Unabhängig von der monographischen Erforschung der Künstler ermöglicht die Ausstellung im Kunsthaus Stade mit über 150 Gemälden, Plastiken, graphischen Arbeiten und historischen Fotoaufnahmen einen Einblick in ein bedeutsames Kapitel des Hamburger Expressionismus. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten von Rüdiger Joppien und Luisa Pauline Fink.