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Die Wiener Künstlerin Dorit Margreiter (1967) zeigt diesen Sommer im Kunstforum Montafon ihre Einzelausstellung „Vier Phasen einer Kombination von zwei Negativen, um ein komplettes–ungewöhnliches–Bild zu erhalten“. Der ungewöhnlich lange Titel beschreibt ein Verfahren für Spezialeffekte im Experimentalfilm. Die Re-Inszenierung von Natur und Alltag mittels „spezieller Effekte“ ist Thema der Auseinandersetzung von Dorit Margreiter. Umgeben von der Landschaft der Montafoner Berge und dem touristischen Potential der Gassen und Hausfassaden, zeigt die Künstlerin in der ehemaligen Lodenfabrik eine neue Fotoserie und eine Videoarbeit, die sich mit der Kommerzialisierung unserer Lebenswelt, am Beispiel der Filmindustrie Hollywoods und dem Freiluft-Einkaufscenter „The Grove“ in L.A. exemplarisch auseinander setzt.

In der 14-teiligen s/w Fotoserie „Griffith Park“ (2004) zeigt Margreiter Ansichten des gleichnamigen Naherholungsgebietes in L.A., das mehrmals in der Woche für Hollywood-Produktionen genutzt wird. Der Fotoausschnitt ist so angesetzt, dass das Filmset ausgespart bleibt und der Blick auf das Eigentliche wieder frei gelegt ist: dem Park an sich, wobei das verlassene Set zum Parameter einer vom Menschen künstlich veränderten Welt wird, die jeglichen Bezug zur Natur austauschbar macht.

Ergänzend dazu zeigt Margreiter das dokumentarische Video „The Grove“ (2004), das uns nach L.A. zum größten Freiluft-Einkaufszentrum der Welt führt. 2002 eröffnet, zählt es täglich mehr Besucher als Disneyland und verfügt neben vielfältigen Einkaufsangeboten über eine eigene Veranstaltungskultur im Bereich Kunst, Musik, Theater und Kino. Die Architektur der Anlage ist in Fassaden entsprechend eines Film-Sets in alt-englischer Stadtkern-Manier um 1900 angeordnet. Wenn im „Griffith Park“ noch die reale Natur zum Schauplatz celluloid-bestimmter Wirklichkeit wird, wird hier das Einkaufen zum Erlebnis in Hollywood nachempfundenem Kulissenbau.

Dorit Margreiter untersucht in ihren Projekten unseren Umgang mit Raum und Realität. Natürlich ist die Filmkulisse künstlich, doch ist der Sprung in die fiktionale Medienwelt schon vollzogen, wenn diese „begehbaren“ Kulissen - wie am Beispiel des Einkaufscenters - sich real mit unserer Lebenswelt verbinden. Auch im Bereich der Tourismusindustrie hat es in den letzten Jahren ein kritisches Umdenken gegeben, eben nicht die Attraktionen der Bergwelt und Landschaft noch „authentischer“ zu einer Kulisse zu stilisieren. Damit kann die Ausstellung von Dorit Margreiter als kritischer Kommentar einer uns alle betreffenden Welt gelesen werden.

Dorit Margreiter ist Preisträgerin des Otto Maurer Preises 2002 und wird im September bei der wichtigsten Biennale Englands in Liverpool vertreten sein, sowie im November d.J. eine umfassende Einzelausstellung im Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig in Wien zeigen.

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Dorit Margreiter: Vier Phasen einer Kombination von zwei Negativen, um ein komplettes–ungewöhnliches–Bild zu erhalten