DG Kunstraum, München

DG Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst e.V. | Finkenstraße 4
80333 Munich

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Eröffnung Di, 8.9.2020

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Doppelpass IV ‚Everything is going to be alright‘
Andreas Greiner und Maximilian Prüfer

(03.04.2020 bis 28.05.2020)

Mit dem Ausstellungstitel ‚Everything is going to be alright’ wird ein Versprechen oder eine Hoffnung zum Ausdruck gebracht, die aktueller nicht sein könnte, obwohl dieser Titel weit vor der Covid-19-Pandemie ausgewählt wurde. Er ist der flammenden Rede der damals 12-jährigen Kanadierin Severn Cullis-Suzuki entnommen, die 1992 – ähnlich der skandinavischen Klimaaktivistin Greta Thunberg 2019 vor dem EU- Parlament in Straßburg – die Delegierten des ersten Weltklimagipfels in Rio de Janeiro sprachlos machte. Die beiden Künstler Andreas Greiner (1979, lebt und arbeitet in Berlin) und Maximilian Prüfer (1986, lebt und arbeitet in Augsburg) nähern sich aus sehr unterschiedlichen Richtungen dem Thema des fehlenden Gleichgewichts in unserem Umgang mit der Umwelt beziehungsweise Natur. In beinahe wissenschaftlichen Versuchsanordnungen untersuchen sie die Einflüsse des Menschen auf die biologischen Prozesse unserer Erde und damit wiederum auf uns. Für die Ausstellung sind neue Installationen, Fotografien und Skulpturen entstanden. Eine dokumentarische Videoarbeit stellt die Künstler und ihre Arbeiten vor.

Neben einer hängenden Baumschule1 zeigt Greiner eine mehrteilige Installation zum Thema Wald. Die Abbildungen sowie eine Videoarbeit wurden von einer künstlichen Intelligenz geschaffen. Die KI wurde dafür vom Künstler mit unzähligen Aufnahmen aus dem Hambacher Forst und dem nicht minder gefährdeten polnisch-weißrussischen Bialowieza-Urwald gefüttert. Andreas Greiner reiste mehrfach nach Nordrhein- Westfalen in die Nähe seiner Heimatstadt Aachen, um dort im Hambacher Forst zu kampieren, zu fotografieren und für das Überleben des Waldes vor der Braunkohlegrube zu demonstrieren. Einige der Arbeiten sind mehrschichtig aufgebaut und zeigen über der Fotografie Berechnungen zur Kompensation von CO2- Ausstößen.

Maximilian Prüfer macht durch seine Werke Natur sichtbar, wie wir sie selbst nie erleben würden. Die Arbeiten in der Ausstellung thematisieren die Auswirkungen des Menschen auf unser Ökosystem anhand des Bienensterbens in einer hoch gelegenen Bergregion Sichuans. Hier sind Menschen in Folge ihres massiven Pestizideinsatzes seit den 1980er Jahren gezwungen, die Arbeit der Bienen zu übernehmen, um Ernteausfälle zu vermeiden. Die Bestäubung der Obstbäume erfolgt auch heute noch mühsam händisch mittels Hühnerfedern und gesammelter Blütenpollen. Prüfer reiste sowohl zur Zeit der Bestäubung als auch der Ernte in diese Region und erwarb einen Birnbaum, den er auch selbst bestäubte. Fotografien, Objekte wie Bestäubungswerkzeuge, Pollengefäße und Transportkörbe sowie der Abguss „seiner“ geernteten Birne führen uns die gesellschaftlichen und politischen Dimensionen der durch unser Handeln ausgelösten ökologischen Störungen vor Augen.

Aufgrund der aktuellen Lage bitten wir Sie, sich vor dem Besuch unserer Ausstellung und der Veranstaltungen über die Art der Durchführung und die Öffnungszeiten auf unserer Website zu informieren. Wir passen unser Programm den Regelungen an und halten sie gerne über unsere Homepage, Facebook, Instagram und unseren Newsletter auf dem Laufenden.

Eigens gezogene Setzlinge hängen in Taschen von der Decke und erinnern damit an Gebinde, wie sie die NASA für ihre Weltraumforschung (plant pillow) nutzt. Bewässert werden sie durch kleine Schläuche und Gefäße, die an Infusionsflaschen erinnern.

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Kunstpreis der DG
Gebhard Fugel Preis 2020

verliehen am 30.9.2020
im Rahmen der Ausstellung ‚Everything is going to be alright‘ Andreas Greiner und Maximilian Prüfer

Dieses Jahr verleiht die Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst e.V. den Kunstpreis der DG – Gebhard Fugel Preis 2020 an
Maximilian Prüfer, geboren 1986 in Weilheim. Er lebt und arbeitet in Augsburg. Die Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst (DG) ist ein Kunstverein, der sich als förderndes Forum der zeitgenössischen bildenden Kunst versteht. Sie agiert aus einer christlichen Haltung heraus. Zu ihren Mitgliedern zählen unter anderem auch Experten aus den Bereichen Kunst, Architektur und Theologie, die dem Verein ihre Expertise zur Verfügung stellen.
Eines der Instrumente zur Förderung dieses Kunstverständnisses ist der Gebhard Fugel Preis, der in der Regel alle drei Jahre ausgelobt wird. Benannt ist der Preis nach einem der Gründerväter der DG, dem Maler Gebhard Fugel. Der Preis dient in erster Linie der Nachwuchsförderung, es können aber auch einzelne Werke oder ein wegweisendes Gesamtwerk eines zeitgenössischen Künstlers oder einer Künstlerin ausgezeichnet werden. Vergeben werden kann er in allen Ausdrucksmöglichkeiten der Bildenden Künste oder der Architektur. Erstmalig möchten wir in einer Pressemitteilung auch die nominierten Künstler bekanntgeben, um den hochkarätigen Benennungen aus dem Kreis des Gesamtvorstands gerecht zu werden.

Nominierungen für den Kunstpreis 2020
Claudia Busching (in München, lebt und arbeitet in Berlin)
Petra Dreier und Michael Hanusek (
1958 in Sevelen und 1955 in Ostrau, leben und arbeiten in Krefeld) Sidival Fila (1962 in Paraná, Brasilien, lebt und arbeitet in Rom)
Reinhild Gerum (1955 in München, lebt und arbeitet in München)
Königs Architekten (leben und arbeiten in Köln)
Brigitte Maria Mayer (
1965 in Regensburg, lebt und arbeitet in Berlin)
Anke Mila Menck (1973 in Ludwigshafen am Rhein, lebt und arbeitet in Berlin und Frankfurt am Main) Maximilian Prüfer (1986 in Weilheim, lebt und arbeitet in Augsburg)
Claudia Starkloff (*1987 in München, lebt und arbeitet in München)

Der diesjährige Preisträger Maximilian Prüfer ist ein junger Künstler, dessen neueste Werkgruppe zusammen mit Arbeiten von Andreas Greiner (geboren 1979 in Aachen, lebt und arbeitet in Berlin) bis zum 29. Oktober 2020 im DG Kunstraum zu sehen ist. Im Zentrum von Prüfers Schaffen steht die Natur, beziehungsweise deren Beobachtung und die Abbildung ihrer Prozesse. Dazu hat Prüfer verschiedene Verfahren entwickelt, zum Beispiel die sogenannte Naturantypie, bei der Insekten, zum Beispiel Ameisen, auf einem besonders beschichteten Bildträger ihre Spuren hinterlassen und so bestimmte Verhaltensmuster erkennbar werden.

Das Verfahren der Naturantypie erscheint zunächst wie eine zoologische Versuchsanordnung, ist aber bei genauem Hinsehen viel mehr: Die Ameisen werden zu Stellvertretern für den Menschen, und ihr Sozial- beziehungsweise Gruppenverhalten lässt Rückschlüsse auf die menschliche Natur zu. Es stellen sich ganz elementare Fragen nach dem Wesen der Freiheit, danach wie Gruppen agieren oder sich manipulieren lassen, Fragen, denen wir uns auch ganz individuell stellen sollten: Wie frei sind wir selbst, wenn wir denken, frei zu sein? Reproduzieren wir dann auch nur das, was wir gelernt haben?

Entgegen einem weitverbreiteten Selbstbild des Menschen, sich als Gegenpol zur Natur zu begreifen, gar deren Herrscher zu sein, weisen Maximilian Prüfers Arbeiten darauf hin, dass der Mensch selbst ein Teil der Natur ist, eben nur ein Element in diesem kosmischen Gefüge.

In der aktuellen Ausstellung im DG Kunstraum sind die neuesten Arbeiten Prüfers zu sehen, die als logische Fortführung der vorherigen Werkgruppen zu verstehen sind. Sie lassen erahnen, was passiert, wenn der Mensch versucht, seine Naturhaftigkeit zu verleugnen: Er vernichtet seine Lebensgrundlage und ist dann gezwungen, die Tätigkeit eines Tieres, in diesem Falle die der Biene, zu übernehmen. Seine Hybris führt also nur um so tiefer in die Erkenntnis, ein Teil von vielen Teilen eines großen Ganzen zu sein.

Maximilian Prüfers Arbeiten sind ein Kreisen um die elementaren Fragen des Menschen. Ein Nachdenken über die Bedingungen menschlicher Existenz und die großen Zusammenhänge in diesem komplexen Gefüge. Die Arbeiten bleiben offen und ermöglichen einen immer wieder neuen und sich wandelnden Dialog. Sie sind poetisch, besitzen eine große ästhetische Kraft und geben Raum für mannigfaltige assoziative Annäherung. Es entstehen Kunstwerke, die neue Welten erschließen und zur Reflexion über unseren Ursprung, unsere Gesellschaft, Freiheit und Verantwortung einladen.

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PROGRAMM

Eröffnung
Dienstag, 8. September 2020, 18 bis 21 Uhr
19:30 Uhr Begrüßung: Dr. Walter Zahner, 1. Vorsitzender der DG
Einführung: Benita Meißner, Kuratorin und Geschäftsführerin der DG
Die Künstler sind anwesend.

Gespräch I
Prof. Dr. Hans-Martin Schönherr-Mann, Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft, LMU Maximilian Prüfer im Anschluss Verleihung DG Kunstpreis an Maximilian Prüfer Mittwoch, 30. September 2020, 19 Uhr

Gespräch II
Dr. Daniel Bürkner, Kulturreferat der Landeshauptstadt München Andreas Greiner Dienstag, 6. Oktober 2020, 19 Uhr

Finissage
Donnerstag, 29. Oktober, 18 bis 20 Uhr