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Monika Sprüth und Philomene Magers freuen sich, einen von Peter Ballantine (Donald Judds’ langjährigem Assistenten) zusammengestellten Raum mit selten gezeigten Wand- und Papierarbeiten von Donald Judd zu präsentieren.

Das Ensemble aus einer Wandarbeit sowie einer Gruppe von Wandskulpturen aus feuerverzinktem Eisen und einer Serie von Siebdrucken scheint die von Judd evozierte Ähnlichkeit des Verhältnisses zwischen der faktischen Wahrnehmung und seinen Raumobjekten zu untersuchen. Ein wesentliches Element stellt dabei die Linie und ihre Erweiterung in den Raum als Aussparung eine Referenzgröße für Proportionen und damit für die Raumwahrnehmung dar.

Als ein Ausgangspunkt für die Siebdrucke wie auch für die als „Folded Meters“ bezeichneten, unbetitelten Wandobjekte gilt Donald Judds Auseinandersetzung mit den als Spiegelbildern angelegten geometrischen Figuren, die er seit Ende der 60er Jahre als Graphiken in Serien anlegt. Dabei hat Judd in Holzschnitten und Radierungen Schritt für Schritt die Darstellung perspektivischer Objektstudien, etwa eines Parallelogramms oder eines Kubus durch Reduktion auf Linie und (Farb-) Fläche, Aussparung und Füllung auf den Bildträger Papier entwickelt. Mit jeder Form entwirft Judd den Vorschlag einer Möglichkeit, die gleichzeitig andere Varianten denkbar erscheinen lässt und eine offene Reihe gleichwertiger Möglichkeiten generiert. Die Farbe der Zeichen und des Grundes stellt hier bereits eine zentrale Gestaltungskategorie als qualitative Variante von Linie und Fläche dar. Auf diesen Prinzipien beruht auch die Serie der 1991 entstandenen sieben Siebdrucke aus feinen vertikalen und horizontalen blauen, roten, schwarzen und geprägten Linien auf handgeschöpftem Papier. Das Linienraster nimmt einfache Proportionen auf, die Judd aus Wahrnehmungsstudien entwickelt hat. Sie erschließen sich in der Betrachtererfahrung aus den Verhältnissen von 1:2, 2:3 und 3:4 und bestimmen damit den Raum. Wie die Prägung der Siebdrucke legt auch die durch einfaches Falten entstandene, horizontale Mittellinie der als Dreiereditionen entstandenen Wandobjekte aus Eisen immer die räumliche Dimension als Referenzgröße zugrunde. Durch die Aussparung, das Falten, Teilen und die Umkehrung schafft Judd Raum aus gegebenen Elementen ohne einen Raum zu erschaffen.

Die raumgreifende, unbetitelte Wandarbeit, die Judd 1992 entwickelt hat, speist sich ganz aus dieser Erkenntnis. Zwei rechteckige Farbflächen aus rotem/ blauen Plexiglas oder alternativ aus feuerverzinktem Eisen werden in festen Proportionsverhältnissen in die Wand eingelassen. Dabei liegen die Vertiefungen mittig auf imaginären Linien und unterteilen die Wandfläche in drei gleiche Teile. Judds Rechtecke entstehen aus einem Verhältnis 1:3 (25 cm tief x 50 cm hoch x 75 cm breit), die Abstände oder Leerflächen auf der Wand betragen mindestens 75 cm, je nach Länge der Wand. Die Raumerfahrung wird hier einzig durch Aussparungen in der Wand generiert.

Judds „specific objects“ entstehen aus einem sezierenden Blick für diejenigen Elemente, welche Perspektive und Proportion evozieren. Jedoch geht es dem Künstler immer um ein Ganzes, die Einheit von Wahrnehmung und Denken, welche einander bedingen, und das Sehen unmittelbar mit dem Verstehen koppeln. Rosalind Krauss beschrieb 1966 die optische Illusion als Merkmal der durch Perspektivwechsel bestimmten Objekte. Diese wird auch in seinen Papierarbeiten angedeutet. Sie steht ganz im Kontrast zu dem Illusionismus eines trompe-l’oeil und entwickelt sich nur aus den optischen Gegebenheiten: ein Verfahren, dass Judd als „reale Illusionen“ bezeichnete.

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Donald Judd