press release only in german

Eröffnung: Freitag, 30. Januar, 18:00-21:00

Der Titel der Gruppenausstellung geht auf Stan Brakhages bedeutenden Experimentalfilm aus den frühen 60er Jahren zurück. Er gilt vielen als Metapher für die Einheit der Schöpfung und bringt eine mythische Vorstellung von Kampf und Scheitern des Menschen und dessen Beziehung zum Universum zum Ausdruck. Er vereint Bilder des mikro- und makroskopischen Bereichs, die von Sonnenexplosionen bis zu flüchtigen Blicken auf den Körpers der Geliebten reichen.

Dem Film vergleichbar führt die Ausstellung Künstler zusammen, die eine gewisse Respektlosigkeit gegen-über den Materialien und den Grenzen ihres Mediums haben. Brakhage nutzt in „Dog Star Man“ die formale und ideologische Kraft der Gegenüberstellung von Bilder und erzeugt alles vom sozialen und politischen Kommentar bis hin zu individuellen Phantasien und allgemeingültigen Reflexionen. Wenn sich die Elemente des Films schrittweise zueinander und miteinander aufbauen, beginnt man die Beziehungen zwischen ihnen zunehmend deutlicher zu sehen. In ähnlicher Weise erzeugt die Kombination und Präsen-tation unterschiedlicher Arbeiten in der Ausstellung eine Verbindung, die im wesentlichen assoziativ und visuell ist. Der formale Aufbau der Ausstellung, die Wechselwirkungen und Bedeutungen der einzelnen Arbeiten erzeugen einen unerwarteten Dialog.

Die Untersuchung der Form ist sowohl bei Olle Baertling als auch bei Robert Morris ein entschei-dender Ansatz. Baertling (1911-81) ist als einer der bedeutendsten skandinavischen Künstler des 20. Jahrhunderts weit bekannt. Er entwickelte einen stark individuellen Stil, der von leuchtender Farbigkeit und dreieckigen Formen geprägt ist, die wie bei „Davi“ von 1956 über den Bildrand hinaus und in die Unendlichkeit des Raumes zu streben scheinen. Demgegenüber spielt Robert Morris grüne Filz-Arbeit von 1983-84 auch auf den menschlichen Körper an, indem sie auf die Schwerkraft sowie auf epidermische Eigenschaften Bezug nimmt. Eine Anspielung auf Form und Material begegnet uns in Helen Mirra’s Arbeit „Map Lichen“; hier koexistieren und kontrastieren die geologische Zeit eines Gesteins mit der Kürze der menschlichen Lebenszeit, die durch Kleidungstücke verkör! pert wird.

Charakteristisch für Nan Goldin ist die intime photographische Dokumentation des urbanen Lebensstils von Menschen an den Rändern gesellschaftlicher Konformität. Von persönlichen Erfahrungen geleitet, fängt sie Momente ein, die zusammengenommen Geschichten über Freundschaft, Verlangen und dessen Nach-wehen erzählen. Bei Carl Fredrik Hill (1849-1911) steht demgegenüber die aufregende, wilde Welt, die sich in seiner kleinen Gruppe von Tusche- und Buntstiftzeichnungen entfaltet, im schroffen Gegensatz zu seinem äußerlich fast ereignislosen Leben. Hill gilt als beutende Stimme in der Kunst von psychisch kranken Menschen und Außenseitern und seine Arbeiten besitzen eine konzentrierte, visionäre Qualität.

Alessandro Ceresoli und Jimmie Durham untersuchen aus jeweils verschiedenen Perspektiven die glamouröse Fassade von „Wildheit“ und „Primitivismus“, beides Synonyme für Entfremdung und Marginali-sierung wie auch für Widerstand. Ceresolis fast monochrom schwarze Zeichnungen kombinieren faschistische Propagandabilder, die während der Besetzung Eritreas entstanden waren, mit einer persönlichen und imaginären Ikonographie. Durhams Installation erscheint irreführend gemäßigt; Wut und Intelligenz werden stattdessen von einer kalkulierten Dumpfheit und formalen Ungeschicklichkeit verhüllt.

Sowohl Meuser wie auch Georg Herold zeichnen ihre Arbeit durch einen klar spöttischen Humor aus, der zum Einsatz gebracht wird, um kunsthistorische, politische und soziokulturelle Themen zu kritisieren. Diese spielerische Mehrdeutigkeit macht jedoch eine eindeutige Interpretation unmöglich.

Der Grafikdesigner Florian Ludwig zeigt ein Poster, das gleichzeitig als Promotionsmaterial für die Ausstellung sowie als eigenständiger Beitrag zu ihr funktioniert und das Wesen der Ausstellung und ihre Präsentationsweise im kommerziellen Rahmen reflektiert und in den Vordergrund gerückt.

-

Opening: Friday, January 30, 2009, 6-9pm

Galerie Nordenhake is pleased to present ‘Dog Star Man’, a group exhibition titled after Stan Brakhage’s most ambitious experimental film produced in the early 60’s. Often defined as a metaphor for the unity of creation, the film expresses a mythic conception of the struggle and fall of Man and its relationship with the Cosmos. Its images include both the microscopic and telescopic, and range from solar explosions to brief glimpses of the beloved's body.

In a similar way, this exhibition brings together artists who share an irreverent attitude toward the boundaries of the materials and genres in which they work. ‘Dog Star Man’ exploits the formal and ideological power of juxtaposing images to create everything from social and political commentaries to individual fantasies and universal meditations. As the elements of the film gradually build and cascade into one another, one begins to see the connections between them more and more clearly; in the same way the combination and display of the different works in the show creates a connection that is essentially associative and visual. The formal construction of the exhibition, the interrelationships and significance of the single pieces, aims to create unexpected dialogues.

The pure investigation of the form is crucial in the research of both Olle Baertling and Robert Morris. Widely recognized as one of the most significant artist of the 20th century in Scandinavia, Baertling (1911-81) developed a strongly individual style with bright colours in triangular shapes, which in ‘Davi’ (1956) appear to move out of the frame into the infinity of space. On the other side Robert Morris’s iconic ‘Untitled’ (Green Felt Piece) (1983-84) obliquely alludes to the human body through its response to gravity and epidermal quality. A further reference to form and material can be found in Helen Mirra’s ‘Map Lichen’, where the geologic time of the rock coexists and contrasts with the brevity of the clothed person’s life.

The intimate documentation of people living marginal lifestyles in cosmopolitan centers defines Nan Goldin’s photographic production. Working directly from personal experience, she captures moments that cumulatively tell stories of friendship, desire and their aftermath. On the contrary the exciting, wild world emerging from CarlFredrik Hill’s (1849-1911) small group of works contrasts sharply with his outwardly almost eventless life. Regarded as a major voice in the context of the art of mentally disordered persons and outsiders, Hill’s ink and crayon drawings possess a concentrated, visionary quality.

Alessandro Ceresoli and Jimmie Durham investigate the glitzy garments of "savagery" and "primitivism", synonyms for alienation and disenfranchisement as well as for resistance, from different perspectives. Ceresoli’s almost monochromatic black drawing combines images produced by the Fascist propaganda during the occupation of Eritrea with a personal and imaginary iconography, while Durham's installation is deceptively modest, its anger and its intelligence veiled by a deliberate obtuseness and formal awkwardness.

Both Meuser’s and Georg Herold’s work is filled with a clear mocking humour, which they use to criticise art-historical, political, and socio-cultural themes. This playful ambiguity does not allow an unequivocal interpretation. The graphic designer Florian Ludwig presents a poster which functions both as promotional material for the exhibition and, at the same time, as his individual contribution to it, thus conceptualizing the very nature of the exhibition and its display in a commercial setting.