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Eingeladen von Anthony Kiendl (Künstlerischer Direktor, Plug In Institute of Contemporary Art, Winnipeg / Kanada) »Prelude to collapsing Op. 28 No. 4 / him and I in the middle of the afternoon / passing out for chopin / fainting by the park and learning to breathe again«, USA 2007

Divya Mehra’s »prelude to collapsing Op. 28 No. 4 | him and I in the middle of the afternoon | passing out for chopin | fainting by the park and learning to breathe again« (Dt.: Auftakt zum Kollaps Op. 28 No. 4 | er und ich mitten am Nachmittag | zusammenbrechen für Chopin | in der Nähe des Parks ohnmächtig werden und lernen wieder zu atmen) ist eines von drei Videos, die Performances der Künstlerin in New York im Jahre 2007 dokumentieren. Das Video zeigt die Künstlerin bei einer einfachen Handlung, dem Zusammenbruch auf einem Gehsteig im öffentlichen Raum. Diese Bewegung, gleichzeitig flüssig und unangenehm, bildet vielfältige Aspekte des Alltäglichen, des Comics oder gar episch Metaphysischen ab. Diese improvisierten Performances sind körperliche Behauptungen, welche menschliche Interaktion erforschen und Bände über Gesten des Versagens, der Entropie und der Ausdauer sprechen.

Der Künstler Bas Jan Ader (1942-1975) war vom Zusammenbruch ähnlich fasziniert. Er zeigte in einigen Kurzfilmen die Transkription eines Sturzes, von der Transzendenz eines Falls bis zu seiner Trägheit. Zu sehen unter anderem in »Fall II, Amsterdam« (1970), in welchem der Künstler auf seinem Fahrrad in einen Kanal fällt, Mehras Arbeit teilt Aders mit Humor gefärbte Melancholie und seinen Sinn für das Unerklärliche. Sie weicht jedoch von Aders Kurs der Ungewissheit ab, indem sie sich stets von ihrem Sturz erholt. Sie legt den Fokus eher auf die Interaktion mit den Passanten, die anschließende Besserung selbst und das Verlassen des Schauplatzes. Es scheint als rezitierte sie die Zeile, die Beckett´s Roman »The Unnamable« (Dt.: Der Namenlose) schließt, ein Monolog eines vermeintlich immobilen Protagonisten: »… you must go on, I can´t go on, I´ll go on. « (Dt.: …du musst weitermachen, ich kann nicht weitermachen, ich werde weitermachen)

Text: Anthony Kiendl

Divya Mehras (*1981, Studium an der University of Manitoba, School of Art, Winnipeg und Columbia University, School of the Arts, New York, NY) künstlerische Praxis speist sich aus der Erfahrungen von Ortlosigkeit, mit kulturellen Konventionen sowie einer Hybridisierung, die ihren Arbeiten einen bissigen Witz geben. In Verbindung politischer und religiöser Bildzeichen mit der Hip-Hop Kultur untersucht Mehra deren interkulturelle Verwendung und Parallelen zwischen familiären Spannungen und nationalen Konflikten. Ihr Werk erforscht die falsche Darstellung und Konstruktion kultureller Identität, indem Sie auf das Missverhältnis und den Missbrauch von Macht verweist. Ihre Arbeiten wurden bereits in Nordamerika und darüber hinaus in zahlreichen Ausstellungen und Filmprogrammen gezeigt, insbesondere im Queens Museum and Lincoln Center (NY), MASS MoCA (North Adams), Plug In ICA (Winnipeg), ArtSpeak (Vancouver), The Images Festival and A Space (Toronto), Groupe Intervention Vidéo (Montréal), The Beijing 798 Biennale (Peking, China), und Latitude 28 (New Delhi, India). Mehra lebt zwischen Winnipeg, Delhi und New York.