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Am 4.11.2006 wird in der Landeseinrichtung kunst aus nrw die letzte Sonderausstellung für das Jahr 2006 eröffnet, die bis zum 7.1.2007 dauern wird. Gezeigt werden Skulpturen und Computergraphiken des in Bochum lebenden und in Potsdam lehrenden Bildhauers Diethelm Koch *1943. Er gehört zu den renommierten Vertretern der konkreten Kunst in unserem Land. Von ihm befinden sich fünf Skulpturen und eine Reihe von Computergraphiken in unserem Besitz.

Ein besonders interessanter Aspekt in der Biographie des Künstlers in Bezug auf die nordrhein-westfälische Kunstgeschichte und die staatliche Künstlerförderung, deren Aktivitäten unser Haus dokumentiert, ist die Tatsache, dass Koch an der Düsseldorfer Kunstakademie Schüler von Erwin Heerich und Norbert Kricke gewesen ist, die beide maßgeblich an der Entwicklung des plastischen Gestaltens in Nordrhein-Westfalen beteiligt waren und ebenfalls in ihren jungen Jahren vom damaligen Kultusministerium gefördert worden und in unserer Sammlung, bzw. ständigen Präsentation, vertreten sind.

Von Anfang an stehen im skulpturalen Schaffen Diethelm Kochs die geometrischen Grundformen Würfel, Kugel und Zylinder im Zentrum seiner künstlerischen Intentionen, bzw. ihre stereometrischen Berechnungen, ihr räumliches Verhältnis zueinander und vielfach ihr räumliches Ineinandergreifen. Soweit es sich um Siebdrucke und Reliefs handelt, sind die Flächenformen Kreis, Quadrat und Kreissegmente maßgebend.

Die "Kugel II" von 1973, unser Förderankauf, ist eine für die frühen dreidimensionalen Arbeiten markantes Beispiel. Dem Aluminiumguss einer Kugel im Durchmesser von 56 cm ist ein vollplastischer Würfel eingestellt, der durch einen 4 cm breiten, tiefen, horizontal um die Kugel geführten Einschnitt sichtbar wird. Durch einen weiteren, senkrecht durch die Mitte der oberen Kugelhälfte geführte, ebenfalls 4 cm breite, präzise Aussparung werden weitere Kanten des auf eine Spitze gestellten Würfels sichtbar.

Ein im Grunde gedanklich mathematisches Konstrukt wird auf diese Weise anschaulich und nachvollziehbar gemacht. Insoweit handelt es sich bei der "Kugel II" auch nicht um ein abstraktes Kunstwerk im herkömmlichen Sinn. Anlass für die Schaffung dieser Skulptur ist nicht eine emotionale, kritische, individuelle Auseinandersetzung mit bestimmten, realen Bedingungen, es handelt sich vielmehr um eine zweckfreie ästhetische Äußerung, die rationales mathematisch geometrisches Denken unmittelbar zur Anschauung bringt.

Dieser künstlerischen Ausdrucksform der konkreten Plastik ist Diethelm Koch bis heute treu geblieben. Seine Skulpturen sind in der Regel zwei- oder mehrteilig und setzen sich aus zwei gegensätzlichen Materialien zusammen, nämlich aus Holz und Stahl. Niemals strebt der Künstler dabei nach der großen Dimension, bzw. nach Monumentalität in den schieren Maßverhältnissen. Meist bleibt der Durchmesser des Baumstammes als Maßeinheit erhalten und nachvollziehbar. Auch die Bearbeitungsspuren im Holz und seine natürlichen Veränderungen wie Rissbildungen, Löcher, Jahresringe etc. bleiben sichtbar.

Die Vielfalt und der Variantenreichtum, mit denen Diethelm Koch seine konkreten Skulpturen konzipiert und realisiert, scheint schier unendlich. Der natürliche Charakter des Holzes und die technisch-industrielle Herkunft des oxidierten Stahls gehen dabei nicht zuletzt durch die farbliche Einheitlichkeit eine gestalterische Symbiose ein, die einen Großteil des ästhetischen Reizes ausmacht. Die überzeugende plastische Präsenz der Werke, hervorgegangen einerseits aus der strengen, systematischen gedanklichen Konzeption, die festen Regeln folgt, und andererseits die fast spielerische Vielfalt und Poesie, die diese Systematik trotz aller Konsequenz möglich macht, entspringen einem zweckfreien schöpferischen Prinzip, das sich die Sichtbarmachung einer rein geistigen Dimension auf die künstlerischen Fahnen geschrieben hat.

Maria Engels, M.A., Kuratorin

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Diethelm Koch "Skulptur und Graphik"
Kurator: Maria Engels