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Nach einem bewegten und erfolgreichen Jubiläumsprogramm im vergangenen Jahr startet der Westfälische Kunstverein sein Ausstellungsprogramm in 2007 mit einer Einzelausstellung, in der Videoarbeiten des aus Münster stammenden Künstlers Dieter Kiessling gezeigt werden. Kiesslings Videoinstallationen bewegen sich im Spannungsfeld von Mensch und Medium und ergründen dabei fast wie nebenbei das Sujet des Blicks. Beschäftigt er sich in seinen älteren Arbeiten noch vorrangig mit dem technischen Blick der Kamera, gerät nach und nach der menschliche Blick ins Zentrum seiner Installationen. Kiessling nutzt den direkten, unmittelbaren Zugriff auf die verwendeten Apparate, um die unsichtbaren Voraussetzungen der Medialität sichtbar zu machen, wenn er in seiner Installation Objektiv (2000) die Kamera auf das Objektiv des Videoprojektors richtet und dieses Bild an die Wand projiziert. In seiner Arbeit Mädchen (2002) projiziert Kiessling eine langsame Kamerafahrt über das Foto einer Mädchenschulklasse aus dem Jahr 1904. Die Nahaufnahme zeigt sowohl den für das Alter ungewöhnlich ernsten und entschlossenen Gesichtsausdruck der Mädchen, als auch die zahlreichen Kratzer und Beschädigungen der Fotografie. Die Inszenierung des menschlichen Blicks wird zum Inhalt seiner jüngsten Arbeit Augen (2005). In extremem Close-up ist die Kamera starr auf die Augenpartie eines Jungen gerichtet, der direkt in die Kamera blickt. Mithilfe von Überblendungstechnik bleiben die Augen des Jungen auch dann sichtbar, wenn er sie zum Blinzeln schließt. Der Betrachter sieht sich somit dem auf unnatürliche Weise nahezu permanenten, hypnotisierenden Blick des Jungen ausgesetzt. Die Installationen von Dieter Kiessling erzählen keine Geschichte. Ihnen ist jedoch die Frage nach dem Standpunkt des Betrachters ähnlich inhärent wie die nach der Rolle des Mediums selbst.

Zur Ausstellung erscheint eine Publikation.

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Dieter Kiessling