press release only in german

diet sayler
07.10.2017 - 18.03.2018

görbelheimer mühle 1
friedberg / hessen

eröffnung am samstag und sonntag 14 –19 uhr
anschließend einladung zum feiern.
diet sayler ist anwesend

die konstruktiven künste des vorigen jahrhunderts nutzten die unpersönliche grundform (quadrat, kreis, dreieck etc.) als eine objektive form. diese anonyme form hatte den anspruch auf objektivität einer neuen, an wissenschaft und fortschritt orientierten kunst. anspruch auf objektivität heißt aber auch anspruch auf unfehlbarkeit. das ist die politische dimension dieser kunst. genau diesen anspruch auf objektivität und somit unfehlbarkeit wollte ich nicht. ich wollte freiheit. eine freie, subjektive, individuelle, d.h. eine persönliche formensprache finden. sie sollte auch den widerspruch zulassen. sie sollte ratio mit temperament verbinden. exakt und doch empfindsam.

nun, ist das möglich, läßt das die geometrie zu? wiederholte versuche zeigten mir, es ist möglich. über maß, zahl, verhältnis und intuition. ...

ich suchte eine eigene, eine persönliche grundform. ich „endeckte“ den raster für meine arbeit, zunächst den quadratischen, später den rechteckigen raster. das verhältnis der seiten, die die proportionen des rechteckigen rasters ergeben, ist ein sensibles, subjektives verhältnis.

die anzahl der felder ist in meiner arbeit auf ungeraden zahlen fixiert. innerhalb dieses rasters entsteht, durch intuitives ausschneiden, die basisform, die basics, meine grundform. sie verbindet intuition mit ratio und ist betont individuell. ... diese basisform, die denken und empfinden gleichermaßen in sich vereinigt, sollte danach, ab ende der 80er jahre, meine arbeit grundsätzlich verändern. ... daraus sind die „fugen“ entstanden. die bewegung der basics in der fuge waren dem zufall untergeordnet und mit dem würfelwurf entschieden. aus den fugen sind in den folgenden jahren Installationen in münchen (1986), paris (1986), genua (1988), berlin (1989) entstanden.

meine theoretische überlegungen und erkenntnisse habe ich 1989 als »basis-statement« bei dem symposium de arte sistematico y constructivo in madrid vorgestellt.

im prado sah ich die schwarzen bilder von goya, aber auch das farbige schwarz von frans hals. das farbige schwarz wurde mir wichtig, und es wurde mir bewusst, dass meine basics damit eine expressive, emotionale ladung erhielten. aus dem grafischen schwarz wurde ein farbiges schwarz, auf temperiertem hintergrund. und auf einmal war das prinzip farbe wieder da. zunächst ohne plan, intuitiv, schüchtern, tastend. dann kam die wachsende freude an der farbe. ...

aus einem gespräch von diet sayler mit ruth ziegler, new york
in: diet sayler. sich ein bild machen monographie. graef verlag, nürnberg 2007